Die Gruppe Laway verzauberte mit „Musik in d‘Lüchterkark“ das Publikum in der St.-Ulrichs-Kirche
Von Ursula von Malleck
„Maak open de Döör, van Harten willkomen! Hier gifft dat keen Frömden, hier finst du blod Frünnen, de du bit nu blot noch neet truffen hest.“ (Clemens Bittlinger/Gerd Brandt). Dieses Gefühl, unter Freunden herzlich willkommen zu sein, genau das war es, was die Menschen bei der „Musik in d‘ Lüchterkark“ von der Gruppe Laway in der bis auf die letzte Ecke gefüllten St-Ulrichs-Kirche spürten. Hier fiel aller Vorweihnachtsstress ab. Es war ein Ausruhen unter Freunden, ein Kraft tanken durch Musikerlebnisse, Gedichte und Geschichten, die berührten, nachdenklich machten oder die Lebensfreude weckten. Die Jugendgruppe der ev. Kirche hatte eine goldene Altarbeleuchtung gezaubert, die diese Stimmung noch verstärkte. Sieben Musiker und eine Musikerin gestalteten das Programm von über 30 Stücken nicht nur mit großer Stimm- und Instrumentenvielfalt, sondern auch noch in sechs Sprachen (englisch, französisch, spanisch, portugiesisch, deutsch und platt).
Mystisch wurde die Stimmung beim zweiten Stück: Der vibrierende, tiefe Urklang eines Didgeridoos wurde durch die summenden Bass-Stimmen von Albertus Akkermann und Keno Brand verstärkt und formte sich zu „Misty Mountain“ (Howard Shore) aus der Filmtrilogie „The Hobit“. Als mitten in die dumpfen Töne plötzlich aus dem Hintergrund Manuel Bungers heller Tenor-Schrei „I see fire“ (Ed Sheeran) erscholl, gab es Gänsehaut pur und den ersten Riesenapplaus. Thematisch schloss sich nahtlos „People who walked in darkness“ an, eine Bass-Arie aus dem Messias von Händel, vorgetragen von Keno Brandt.
Das Motiv eines auf Plattdeutsch vorgetragenen Gedichts über die Symbolik von Kerzen wurde von Pastor Friedrich Henoch aufgegriffen, der fragte: „Welches Licht macht dein Leben hell? Welche Farbe bekommt die Welt durch dich? Advent ist das Fest des Widerstandes der Welt gegen die Dunkelheit.“
Der Borkumer Albertus Akkermann erzählte und sang vom alten „Drinkeldodenkarkhoff“, dem Insel-Friedhof für die namenlosen Ertrunkenen.
Sich mit einer großen Marschtrommel begleitend sang Carmen Bangert in ihrem warmen Mezzosopran das bolivische Weihnachtslied „El Nacimiento“, musikalisch unterstützt vom Laway-Ensemble. Ein Solo für Geige (eine komplizierte Bach Sonate), virtuos intoniert von Jonas Rölleke, gab den Gedanken Raum zum Ausruhen. Gerne wurde in der halbstündigen Pause der im Kerzenschein angebotene Glühwein genossen und die freundschaftlichen Gefühle in Gesprächen vertieft. Von Höhepunkten konnte man bei diesem vielseitigen Programm eigentlich auch nach der Pause nicht sprechen, da jedes vorgetragene Stück seinen eigenen Charme, seine eigene Tiefe hatte. Der Höhepunkt war das Gesamtpaket, geschnürt aus Klassik, Friesenfolk, internationalen Weihnachtsliedern und modernen Stücken. Ein ganz besonderer Abend, gewürdigt mit stehenden Ovationen.
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