Ingo Appelt dreht in der knallvollen Neuen Aula so richtig auf. Kein Tabu ist ihm heilig, dem Publikum gefällt das.
Von Ursula von Malleck
Ingo Appelt braucht keine Deko, keine Licht- und keine Soundeffekte. Er kommt einfach auf die nackte Bühne, und schon bricht der Applaus los. Warum? Weil er frech, witzig, ungeschminkt und ungekünstelt das ausspricht, was viele noch nicht einmal zu denken wagen. Und dabei lässt er keine Intimzone aus. Weil er mit bissiger Intelligenz schonungslos Politik, aktuelle Ereignisse und Kollegen aufs Korn nimmt, aberwitzige Zusammenhänge knüpft und irrwitzige Lösungen anbietet. Deshalb sind die Menschen gekommen – und die Neue Aula ist knallvoll. Sofort integriert sich Appelt ins Publikum, stellt unerwartete Fragen wie: „Sind Sie für ein Burkaverbot? Aber was passiert dann mit dem Nikolaus?“
In seinem Redefluss ohne Punkt und Komma jagt eine Unverblümtheit die nächste, und die Lacher folgen auf den Fuß. „Besser ist besser“ heißt sein Programm, in dem er sich auch den Geschlechterstereotypen widmet. „Was will eine Frau hören, wenn sie sagt, ihr Hintern sei zu dick? Die Wahrheit? Egal, was der Mann antwortet, es ist falsch. Er befindet sich mitten im Krieg und hat es bloß noch nicht gemerkt.“ Frauen sind da diplomatischer. Auf die gleiche Frage der Freundin lautet die Antwort: „Hast du den von Ivonne gesehen …“ und schon ist das Problem vom Tisch. Appelt regt zum Nachdenken an, wenn er erklärt: „Im reichsten Land der Welt sind Hungerhaken das Idealbild.“ Oder: „Frauen disziplinieren Männer schon allein durch ihre Anwesenheit. Männer unter sich merken nicht, wie peinlich sie sind. Sie rülpsen und furzen ungeniert und haben ihren Spaß dabei. Stellt sich eine Frau daneben, schon sinkt der Stern und er sieht immer wie ein Arschloch aus.“
Appelt karikiert auch hochbrisante Themen, schießt giftige Pfeile gegen Erdogan, Jan Böhmermann, Wladimir Putin und Donald Trump, kommt auf den Berliner Flughafen zu sprechen und meint: „Die Berliner können bauen – die Mauer stand auch über Nacht.“ Appelt bringt das Problem auf den Punkt, das manche Männer mit Homosexuellen haben: „Der Mann ist Beschützer, Krieger, Ernährer – Homosexualität passt hier nicht ins Bild, obwohl sie in reinen Männergesellschaften allgegenwärtig ist.“
Die Zugaben gibt Appelt, ohne von der Bühne zu gehen. Sowohl Lacher, als auch Applaus erreichen hier ein abschließendes Crescendo. Die Zuschauer zeigen dem Comedian, dass sie an diesem Abend mehr als nur Spaß hatten.
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