Besuch beim Stillleben-Maler Dieter Hagen, der sich am vergangenen Wochenende an der Aktion „Offene Arteliers“ beteiligt hat
Von Ursula von Malleck
Die Tür zum Haus des Künstlers und seiner Frau Anne ist nur angelehnt, und man betritt eine Welt, wie aus einem Design-Magazin, in der alles mit viel Liebe und Kunstsinn arrangiert ist. Trotzdem gibt es keinen Moment der Befangenheit in den lichtdurchfluteten Räumen. Man spürt sofort die herzliche Atmosphäre des Hauses, und dass dies alles nicht aufgesetzt, sondern feiner, persönlicher Lebensstil ist. Dieter Hagen hatte im Rahmen der Aktion „Offene Arteliers“, organisiert vom Bund Bildender Künstler (BBK), alle Interessierten eingeladen, ihn in seinem Heim zu besuchen. Hier sind seine Bilder keine Ausstellungsstücke. Sie „wohnen“ in den Zimmern und bilden einen natürlichen Teil des geschmackvollen Ambientes. Wer Hagens ältere Werke kennt, der staunt, wie sehr sich der Künstler immer noch weiter entwickelt, noch mehr Tiefe aus seinen Stillleben holt und eine unglaubliche Perfektion im Spiel mit Licht und Schatten erreicht. Sozialkritik mit Augenzwinkern ist ein Markenzeichen Hagens – etwa das Bild des saftig aussehenden Hamburgers, aufgespießt auf einer Mistgabel – ein Hingucker und skurrile Anregung zum Nachdenken. Und auch seine eigenen beruflichen Wurzeln zeigt der gelernte Schlosser immer wieder, indem er alte Arbeitsgeräte porträtiert und die verrücktesten Maschinen und Figuren aus Schrottteilen konstruiert. Vor dem Wintergarten begegnet man einem Geigen-Spiel-Automaten: eine alte Geige, ein verwitterter Holzstamm, diverse einfache Zahnräder – und wenn man an der Kurbel dreht, wackelt der Bogen krächzend über die ausgeleierten Saiten. Ein Riesenspaß.
Vorbei an einem der bemerkenswerten Köpfe aus Ton, die Anne Hagen seit einiger Zeit fertigt, gelangt man in den nicht minder kunstvoll gestalteten Garten. Zwischen üppigen Rosen und Dahlien platziert, findet sich eine gut frequentierte Weinzapf-Anlage, deren Kernstück ein alter Werkzeugkoffer ist. Aber der Clou des gesamten „Maschinenparks“ ist die Mal-Maschine – eine per Bohrmaschine angetriebene Zentrifuge in einem „Kunsteimer“ mit farbigem Klodeckel. Jeder Besucher wird von dem neunjährigen Tageskind der Hagens, Carla Poneleit, mit fröhlichem Charme hartnäckig ermuntert, für läppische zwei Euro Farbe auf ein am Zentrifugenteller befestigtes Stück Papier zu tropfen, die dann mit mehr oder weniger starker Zentrifugalkraft an den Gefäßrand geschleudert wird. Für Trocknung sorgt ein Fön. Durch diese ausgefeilte Technik wird jedes Blatt zum Unikat.
Genau 295 Gäste besuchten dieses Mal die Hagens in ihrem Heim, genossen die harmonisch-lockere Atmosphäre, den Garten und die guten Gespräche und kommen sicher gerne wieder, wenn Dieter Hagen erneut das „Offene Artelier“ anbietet.