Der Kabarettist und Musiker Justin Hibbeler hielt heute Mittag eine witzig-scharfzüngige Ellernrede
Von Britta Lübbers
Die neue Sportanlage am Köttersweg und freies W-Lan im Ortskern, der Bürgerbus und die Wohnbauoffensive: Justin Hibbeler, der in Rastede aufwuchs und 2011 sein Abitur an der KGS machte, griff aktuelle Themen auf, widmete sich ihnen so witzig wie sprachversiert und landete dabei punktgenaue Pointen, wofür die zahlreichen Gäste ihm Szenenapplaus spendierten. Der „24-jährige Steppke“ (wie er sich selbst mit Blick auf seine betagten Vorgänger – „Doktoren, Pastoren und Rentner“ – bezeichnete) hat sich bereits einen guten Namen als Musiker und Kabarettist gemacht. Nach einem Studium der Germanistik und Philosophie in Oldenburg beginnt er im Herbst ein Schauspielstudium in Hannover.
Er sei überrascht von der Ehre, die Rede halten zu dürfen, sagte Hibbeler, und bekannte zugleich, er habe zehn Jahre lang darauf gehofft, „dass ich eines Tages einen Anruf von Fred Meyer bekommen würde“. Den stellte er sich so vor: „Herr Hibbeler?“ „Jawohl, Sir, Fred Meyer, Sir!“. „Sind Sie bereit, Ihrem Residenzort zu dienen?“. „Jawohl, Sir, Fred Meyer, Sir!“.
Hibbeler widmete sich scharfzüngig den Rasteder Großprojekten, etwa der neuen Sportanlage am Köttersweg. Mit der könne sich Rastede international beweisen. Etwa durch eine Bewerbung per Telegramm, das Bürgermeister Dieter von Essen an die Kanzlerin schickt. „Dieter von Essen? Ist der nicht von Metjendorf? Ah, Rastede, fast“, murmelt Merkel beim Erhalt der Botschaft und liest folgendes: „Toll, was du da auf Bundesebene entscheidest, das könnte ich nicht besser. Einen Tipp habe ich allerdings: Lassen wir die Fußball-WM doch bei uns in Rastede stattfinden. Dadurch, dass die drei Fußballfelder sehr dicht beieinander liegen, könnte man mit einer Drohne drei Spiele gleichzeitig übertragen“, wirbt der Bürgermeister um den WM-Zuschlag. Einen Slogan hat er bereits: „Rastede – Hier lässt sich’s kicken.“
Auch mit dem freien W-Lan-Netz im Ortskern habe die Gemeinde an die Zukunft angedockt, glaubt Justin Hibbeler. „Endlich kann man auf dem Ellernteich surfen“, freute er sich und schlug vor: „Machen Sie Ihren Internetzugang auch anderen zugänglich und verzichten Sie auf ein Passwort. Passwörter sind was für Langweiler und Soziopathen.“
Großes Lob gab es für den Bürgerbus, der die vernachlässigten Außenbereiche jetzt zuverlässig mit dem Hauptort verbindet. Dies war laut Hibbeler überfällig, denn zuvor hatte sich im abgelegenen Hankhausen der sagenumwobene Moormensch gezeigt und Liethe war von den Wölfen zurückerobert worden.
„Es werden mal wieder Wohnhäuser gebaut“, verkündete Hibbeler mit Verweis auf die Wohnbauoffensive der Verwaltung. Und fügte hinzu: „Neue Statistiken haben ergeben, dass etwa 70 Prozent des bundesweit hergestellten Betons über Pipelines direkt nach Rastede geleitet werden.“
Als wichtige Aufgabe für die Zukunft bezeichnete es der Ellernreder, „die Gemeindekasse insbesondere in Bezug auf den größten Posten zu reduzieren, und das ist ja der unter Dieter Decker eingeführte Außenspiegelfonds.“ Wann immer an der Oldenburger Straße ein Außenspiegel abgefahren werde, leuchte ein kleines, rotes Lämpchen im Bürgermeisterbüro und eine Einmalzahlung an den Betroffenen werde veranlasst. Hibbeler wusste auch, dass es sich hier in Wahrheit um eine böse Volte im kommunalen Wettbewerb handelt. Die Wiefelsteder Verwaltung habe Lkw-Firmen beauftragt, mit über 50 km/h über die Rasteder Hauptstraße zu brettern und die Spiegel abzufahren. „Diesem rohen Trucker-Jux-Wettbewerb muss Einhalt geboten werden“, sagte er unter dem Beifall der Gäste. So verstand es sich von selbst, dass er zum Schluss „allzeit heile Außenspiegel“ wünschte.
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