Three Guitars im Palais: Deutschlands beste Jazzmusiker verwandeln den goldenen Salon in einen Jazzclub
Von Ursula von Malleck
Bei Facebook wurde Jörg Seidel, der für seinen Gipsy-Swing berühmte Jazzgitarrist, auf den jungen Attila Mühl aufmerksam und stellte fest, dass dessen musikalisches Talent so außergewöhnlich ist, dass es weltweit nur vier, fünf Musiker gibt, die es mit ihm aufnehmen können. Als herauskam, dass Mühl ein ehemaliger Schüler des Seidel-Freundes Frank Haunschild, Professor für Jazzgitarre an der Hochschule für Musik in Köln ist, wurde kurzfristig beschlossen, unter dem Namen „Three Guitars“ gemeinsam eine kleine Tournee zu veranstalten. Den Auftakt machte das Trio im Palais Rastede. Von Haunschild sagt Seidel: „Er spielt unfassbar gut, wie ein früher Pat Metheny, obwohl der noch gar nicht bekannt war, als Frank schon seine Musik machte.“ Seine Facebook-Entdeckung Mühl traf Seidel erst einige Stunden vor dem Konzert persönlich.
„Es ist ein Experiment“, sagte Enno Kramer vom Kunst- und Kulturkreis Rastede, der das Jazz-Konzert auf Bitten Seidels zwischen die bereits geplanten Soireen geschoben hatte.
Die drei Musiker, die zu den besten Jazzgitarristen Deutschlands zählen, begeisterten die Gäste gleich zu Beginn des Abends mit einem Jazzblues, der generell als Test für die Kreativität und Autorität improvisierender Solisten gilt. Nacheinander glänzten Seidel, Mühl und Haunschild mit ihren ganz persönlichen Gitarren-Soli, um dann mit „Call and Response“ gemeinsam zum Grundthema zurückzufinden. Ein toller Einstieg, der mit großem Applaus quittiert wurde.
„Ich bin sehr aufgeregt und glücklich, zusammen mit meinem Professor zu spielen, und empfinde es als große Ehre, hier sein zu dürfen“ sagte Attila Mühl, bevor er mit seinen Jazzfreunden in die Eigenkomposition „Das verwunschene Schloss“ einstieg – eine musikalische Dornröschen-Geschichte, mystisch, mit Eulenruf, in Harmonien versteckten Dissonanzen und unvermittelt hohen Tönen wie Glocken, dazwischen schnelle und extravagante Soli, die so ganz anders waren, als das, was man konventionell nennt.
Mit dem gesungenen Stück „After The Show“ ehrte Seidel den verstorbenen Sänger Udo Jürgens. Dort heißt es unter anderem: „You take my music home“, und genau das taten auch die Zuhörer dieser außergewöhnlichen Soiree, die ihnen von den drei herausragenden Jazz-Individualisten gemeinsam bereitet wurde.
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