Am Vormittag wurde im Palais der Rasteder Kunstpreis 2015 verliehen. Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung geht zu gleichen Teilen an Maria Manasterny und an Dietrich Heller. Neben den Arbeiten der beiden Preisträger werden weitere 34 Werke von insgesamt 19 Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. Wegen der geringen Teilnehmerzahl verzichtete die Jury in diesem Jahr auf die Vergabe des Jugendkunstpreises.
Von Britta Lübbers
Eine verwirrende Bronzeskulptur und ein experimenteller Film erhielten den Zuschlag aus einer Fülle hochwertiger Arbeiten. Insgesamt 87 Bewerbungen mit maximal drei Werken hatte die Jury zu sichten, um aus den rund 200 Arbeiten die sehenswertesten für die Überblicksschau auszuwählen. Gezeigt werden Beiträge aus den Bereichen Malerei, Grafik, Zeichnung, Plastik, Fotografie und Video-Audio-Installation.
Die Sieger-Werke erschließen sich nicht unmittelbar und fordern die Betrachter zum genauen Hinsehen, zum Innehalten auf. Während die Bilder in Maria Manasternys Video-Installation „Argos Augen“ in rascher Folge vorüberziehen, müssen die Gäste stehen bleiben und zuschauen. Auch das kompakte Figurenknäuel „Raumbild XIII“ (Drei Grazien) von Dietrich Heller verlangt Konzentration. Immer wieder gehen die Besucher um die Skulptur herum, um sie von allen Seiten zu erfassen – genau das ist beabsichtigt. Denn das Spannungsfeld zwischen Bewegung und Stillstand war das Thema des diesjährigen Wettbewerbs, der unter dem Motto „Rast-los“ stand. Zugleich spielte der Titel mit der Inschrift, die in goldenen Lettern auf den schwarzen Tafeln an den beiden Rasteder Schloss-Torhäusern angebracht ist. So wurde der Bogen zur Heimat gespannt, da sich die Ausschreibung ausdrücklich an Künstlerinnen und Künstler richtet, die entweder aus der Region kommen oder sich mit ihr verbunden fühlen.
„Die Ausstellung zeigt anschaulich das hohe Niveau der künstlerischen Aktivitäten im Weser-Ems-Gebiet“, sagte Bürgermeister Dieter von Essen, der auch die Preise überreichte.
Der Rasteder Kunstpreis ziele nicht auf Akzeptanz durch spektakuläres Auftreten oder aufregende Events, erklärte in seiner Laudatio Dr. Friedrich Scheele, Direktor des Amtes für Museen, Sammlungen und Kunsthäuser der Stadt Oldenburg und Mitglied der Jury. „Er möchte vielmehr dort eine Assistenz geben, wo es vielleicht am sinnvollsten ist: bei der Entfaltung eines noch nicht zur vollständigen Reife gekommenen künstlerischen Talents, das den Kriterien der Qualität in vollem Umfang genügt.“
Die 1980 in Heide geborene Maria Manasterny studierte Philosophie, Literatur sowie Freie Kunst. Sie lebt und arbeitet in Bremen und in Berlin. In der Installation „Argos Augen“ thematisiert die Künstlerin das Rastlossein in schneller Bildfolge und verarbeitet dabei auch die Restless-Legs-Erkrankung ihres Vaters. Die Jury lobte die Kameraführung, die dichte Atmosphäre und die künstlerisch transformierte Intensität.
Der 1965 in Gießen geborene Dietrich Heller ist gelernter Holzschnitzer und Maschinenbauer. Er studierte Bildhauerei in Bremen, wo er arbeitet und lebt. „Heller erforscht mit seiner Skulptur die Wirkung einer dreidimensionalen Form im Raum“, erklärte Friedrich Scheele. „Die Motive der Originale – die Drei Grazien von Raffael – lassen sich wiederfinden. Wunderbar, wie die Grazien sich entfalten und welche Lebendigkeit von ihnen ausgeht.“
Anders als die Erwachsenen, zeigten sich die Jugendlichen diesmal wenig inspiriert, beim Wettbewerb mitzumachen. Lediglich sieben Bewerbungen gab es, zu wenige für eine angemessene Bewertung. Daher verzichtete die Jury auf eine Preisverleihung und würdigte die Teilnehmer mit einem Anerkennungspreis. „Wir sind aufgefordert ernsthaft darüber nachzudenken, wie wir junge Menschen für die Kunst motivieren können“, mahnte Dieter von Essen.
„An Fähigkeiten mangelt es nicht, vielleicht aber an Mut und Unterstützung“, ergänzte Palaisleiterin Dr. Claudia Thoben. „Wir werden uns dem Thema stellen“, versprach sie.
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