Die vielfach ausgezeichneten Pianisten Rolf Plagge und Wolfgang Manz bestreiten als Duo „Reine Elisabeth“ das 20-jährige Jubiläum der Lions Club-Frühlingskonzerte
Von Ursula von Malleck
Mit Spannung erwartet war das diesjährige Frühlingskonzert des Lions Club, und es wurde erneut ein Glanzpunkt im Rasteder Musikgeschehen. Vor 20 Jahren wurde das Vorhaben, in Rastede Benefiz-Kammerkonzerte auf hohem Niveau anzubieten, erstmals verwirklicht. Damals setzte der Westersteder Rolf Plagge als Solist Maßstäbe, im Folgejahr tat dies sein Freund Wolfgang Manz. Als international erfolgreiches Duo „Reine Elisabeth“ gastierten die beiden Ausnahmepianisten schon mehrfach beim Lions Club. Zum Jubiläum hatten sie jetzt Stücke von Mozart, Brahms, Skrjabin und Rachmaninow ausgesucht.
Groß war die Freude der Musiker, einen über 100 Jahre alten Steinway-Flügel der Oldenburger Firma Piano-Rosenkranz bespielen zu können – und noch ein kleines „Extra“ wartete auf die Künstler: Kristina Richardt und Marius Krusch, beide im Musik-Leistungskurs der KGS, blätterten für sie die Noten um.
Eine Besonderheit war gleich das erste Stück des Abends – für die Flötenuhr eines Wachsfigurenkabinetts erdacht – Mozarts Fantasie f-moll für eine Orgelwalze KV 608, temperamentvoll arrangiert durch den Italiener Ferruccio Busoni. Ob im kraftvollen Präludium, den schnellen Fugenläufen oder dem fast sphärenhaft zarten As-Dur-Andante: Das sich blind ergänzende Zusammenspiel von Manz und Plagge war so perfekt, dass man genau hinhören musste, um die Interpreten voneinander zu unterscheiden.
Der Höhepunkt, bei dem die Künstler ihr wahres Können unter Beweis stellten, war die Sonate in f-moll op. 34b von Johannes Brahms. Ein sehr vielschichtiges Werk mit stark ausgeprägtem symphonischem Charakter und Elementen, die Schubert und Wagner gewidmet sind. Hermann Levi pries es 1865 als „ein Meisterwerk von Kammermusik, wie wir seit Schuberts Tod kein zweites aufzuweisen haben”. Clara Schumann sagte: „Mir ist nach dem Werk, als habe ich eine große tragische Geschichte gelesen.” Unglaublich präzise und feinfühlig intonierten Plagge und Manz dieses großartige Musikstück. Fast stockte den Zuhörern der Atem bei den meisterlich ausgeführten wilden Dialogen, die auch den fingerfertigen Pianisten alles abverlangten. Entsprechend furios war der Dankesapplaus der Rasteder Musikfreunde, der nach den beiden Zugaben nicht enden wollte.