Mit Enttäuschung und Unverständnis hat Kirsten Radtke die jüngste Ratssitzung in Wahnbek verfolgt. Die Mutter einer Schülerin der Förderschule am Voßbarg kritisiert die von den Mitgliedern geführte Diskussion über die Inklusion als parteitaktisch aufgeladen.
Von Britta Lübbers
„Was ich in der Sitzung erlebt habe, hat mich erschrocken und nachdenklich gemacht“, erklärt Kirsten Radtke, die sich im vergangenen Jahr mit einer Online-Petition an den Landtag in Hannover für den Erhalt der Schule am Voßbarg stark gemacht hatte, gegenüber der rasteder rundschau. Sie frage sich, warum die Ratsmitglieder „nicht einmal das Parteibuch aus der Hand legen können“. In der Sitzung in Wahnbek hatte die Mehrheitsgruppe gegen die Stimmen von SPD und Grünen eine Resolution verabschiedet, mit der sie die geplante Schließung der Förderschule verhindern möchten. „Damit sollte ein Zeichen von Rastede nach Hannover gesendet werden“, sagt Kirsten Radtke, aber der Rat habe gleich das ganz große Rad gedreht. Sie hätte sich gewünscht, dass die Mitglieder „im Ort bleiben, bei der Schule, den Kindern und den Eltern“.
Anders als von der Opposition behauptet, ist nach Kirsten Radtkes Empfinden die CDU-Resolution für den Schulerhalt kein Statement gegen Inklusion. Sie greife aber die Sorgen vieler Eltern und ihrer Kinder auf. „Wir Eltern sind froh, dass es diese Schule gibt. Es ist ja nicht so, dass wir es nicht mit einer Regelschule versucht hätten. Aber es gibt tatsächlich Kinder, denen nicht mit einer zweistündigen Förderung pro Woche geholfen ist.“ Die Rahmenbedingungen stimmten nicht, glaubt Kirsten Radtke. Solange weder Schulen noch Lehrkräfte in die Lage versetzt würden, sich allen Kindern mit ausreichender Zeit und dem nötigen Engagement zu widmen, seien Förderschulen unverzichtbar. „Die Inklusion ist in den Köpfen vieler Mitschüler noch gar nicht angekommen“, betont Kirsten Radtke. Das führe dazu, dass sich Kinder mit Förderbedarf auf einer Regelschule zuweilen „dumm“ vorkämen.
„Für mich steht nach der Sitzung fest, dass es kein Wunder ist, dass sich immer mehr Menschen von der Politik abwenden“, zieht sie eine kritische Bilanz. „Wenn sich bereits auf kommunaler Ebene die Mitglieder der Gemeinderäte mit Zwischenrufen persönlich angehen, dann fehlen mir die Worte.“
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