Ein fertiges Konzept zur Umgestaltung der Ortsdurchfahrt Hahn-Lehmden präsentierte gestern das Ingenieurbüro Kirchner dem Bauausschuss. Doch die Politik folgte der Empfehlung der Verwaltung und stimmte dagegen.
Von Britta Lübbers
Es hatte schon etwas Bizarres: Da stellt ein Planer ein durchdachtes Konzept für eine verbesserte Ortsinfrastruktur vor und weiß, dass das Projekt so nicht umgesetzt werden wird. Und die Mitglieder im Ausschuss für Gemeindeentwicklung und Bauen wissen es auch und lassen sich fast eine Stunde lang per Powerpoint-Vortag zeigen, was sie im Anschluss ablehnen werden. So geschehen gestern in der Ausschuss-Sitzung zum Thema „Umgestaltung Ortsdurchfahrt Hahn-Lehmden“.
Die Geschichte der Verbesserungsideen für das unschöne Entree im Gemeinde-Norden ist lang. Seit 2014 steht die Ortsdurchfahrt weit oben auf der Liste jener Projekte, die der Arbeitskreis Dorferneuerung gemeinsam mit der Verwaltung und dem Planungsbüro Diekmann, Mosebach & Partner entwickelt hatte. Abgehakt wurde aber wenig von der To-do-Liste, allein der Dorfplatz ist wie beabsichtigt umgesetzt worden. Dass die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt scheitern könnte, hatte sich bereits vor einem Jahr abgezeichnet. Schon damals hatte Franz Lucassen vom Fachbereich Bauen und Verkehr der Gemeinde Rastede der Politik empfohlen, das Vorhaben nicht weiterzuverfolgen. Zwar hatte das Amt für regionale Entwicklung einen Zuschuss von 500.000 Euro in Aussicht gestellt, doch die Maßnahme hätte bereits zu jener Zeit den Kostenrahmen gesprengt. Gleichwohl hatte der Fachausschuss den Beschlussvorschlag abgelehnt und die Verwaltung beauftragt, eine Planung bis zur Baureife vorzulegen. Das ist nun geschehen – und die Kosten sind erneut sprunghaft gestiegen. Bereits 2023 war die Verwaltung von Baukosten in Höhe von rund 4,8 Millionen Euro ausgegangen, jetzt ist von rund 10,26 Millionen Euro brutto die Rede. Preistreiber sind insbesondere die Entsorgung des kontaminierten Bodens, die aufwendige Auskofferung sowie neue Tragschichten. Auch Ersatzstraßen und Umleitungen während der Bauzeit schlagen heftig zu Buche. Hinzu kommen die ohnehin stetig galoppierenden Baupreise.
Abgehakt und abgelehnt
Das Büro Kirchner Ingenieure hat eine Planung vorgelegt, die den Fuß- und Radverkehr erheblich verbessern würde. Die jetzt zu schmalen Wege mit schlechter Oberfläche hätten verbreitert und barrierefrei gestaltet werden sollen. Ebenfalls barrierefrei wären die – dann überdachten – Bushaltestellen geworden. Grünanlagen, Querungshilfen und neue Ampeln waren ebenfalls vorgesehen. Die Kosten aber hätten sich – besonders vor dem Hintergrund der anspruchsvollen und ausgeweiteten Straßenerneuerung – verdoppelt.
„Damit es vernünftig wird, hätten wir die Straße nach diesem Konzept komplett abtragen müssen, mit allen Konsequenzen. Wir hätten mehr Aushub gebraucht und Straßenabschnitte anfassen müssen, die wir nicht anfassen wollen. Das Ziel war ein Stück Dorferneuerung, wir aber würden jetzt eine neue Straße bauen. Da würde sich das Land Niedersachsen freuen“, sagte Franz Lucassen. Er wies aber auch darauf hin, dass die formellen Voraussetzungen für die Umsetzung gegeben sind: Der Straßenbaulastträger habe bereits seine Zustimmung signalisiert.
„Kommen die Pläne jetzt in die Schublade? Und holt das Land Niedersachsen sie dann wieder raus für sich selbst?“, fragte Rüdiger Kramer (SPD) im Anschluss an den Vortrag. „Wir haben den grünen Haken gemacht“, erinnerte Lucassen an den Auftrag der Politik, den er erledigt hat. „Was Sie damit machen wollen, das müssen Sie selbst entscheiden.“ Die Politik entschied sich einstimmig dafür, die Pläne zu beerdigen, zu teuer sei die Finanzierung, auch angesichts der schwierigen Haushaltslage. Ganz soll die Aufwertung der Durchfahrt aber nicht aufgegeben werden. So wurde die Verwaltung beauftragt, „eine punktuelle Umsetzung“ von Maßnahmen in Anlehnung an den vorgelegten Plan zu prüfen. Dies könnten z.B. einzelne Begrünungen oder die Verbesserung der Haltestellen-Situation an der Kirche sein.
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