Sechs Tage Pferdessport und Zucht der Spitzenklasse im Schlosspark Rastede gingen bei bei wechselhaftem Sommerwetter zuende. Ein Rückblick auf die Rasteder Reitertage vom 18. bis 23. Juli.
Uwe Harms
Sommer sieht anders aus: Immer wieder zogen Wolkenbänder mit reichlich Nieselregen im Gepäck über Rastede hinweg. Anfangs gab es einen leicht bewölkten Himmel mit mehr Sonne als Regen und gute Voraussetzungen für anspruchsvollen Pferdesport. Dann wechselte das Wetter. Die Wetterprognosen wurden immer unfreundlicher und es regnete auch schon Mal recht kräftig. Für die Zuschauer, Teilnehmer und Organisatoren noch lange kein Grund, zu resignieren. Im Gegenteil, die Turnierverantwortlichen hatten alles im Griff: die Rasteder Reitertage verliefen wie geplant und die 100 sportlichen Prüfungen konnten ohne nennenswerte Änderungen programmgemäß abgewickelt werden. Auch die Besucher waren entspannt. Bei Regen rückte man unter den großflächigen Schirmen und Zeltdächern einfach dichter zusammen. Man erlebte im wahrsten Sinne des Wortes das 74. Landesturnier hautnah.
Turnier von großer Vielfalt
Und es wurde so einiges geboten. Alles in allem war es ein spannendes, erlebnisreiches Turnier über sechs Tage. Die Aktiven und ihre Pferde gaben alles, um die Wettbewerbe erfolgreich zu bestreiten und boten den Zuschauern an den bestens präparierten Plätzen Reitsport und Pferdezucht auf hohem Niveau. Bemerkenswert ist, dass in Rastede nicht nur turniererfahrene Pferdesportler das Turnier bestreiten, sondern auch dem Reiternachwuchs und den Nachwuchspferden breiter Raum gewährt wird, um sich in eigens für sie geschaffenen Wettbewerben zu präsentieren und ihr sportliches Können und ihre züchterische Qualität zu zeigen. Insgesamt konkurrierten in diesem Jahr im Schlosspark 600 Teilnehmer in 100 Prüfungen mit rund 2000 Pferden, die Wettbewerbe im Rahmen der Oldenburger Meisterschaften eingeschlossen.
Große Starterfelder gab es insbesondere in den traditionellen Spring-Wettbewerben mit bis zu 90 Startnennungen in einigen Wettbewerben. Als Beispiel seien hier die sogenannten „Rasteder Prüfungen“ genannt mit den Springpferdeprüfungen der 4-, 5- und 6-jährigen Nachwuchspferde sowie die schweren Prüfungen in den Touren Springen. Ein inhaltsreiches, abwechslungsreiches Turnier mit spannenden sportlichen Wettbewerben und kurzweiligen unterhaltenden Showelementen. Dazu züchterische Besonderheiten, wie die Elite-Stutenschau des Verbandes der Züchter des Oldenburger Pferdes, Mannschaftswettbewerbe im Springen und Dressur, Ponyspiele der Reitvereine, die spektakuläre Ride & Drive-Stafettenprüfung und das Feuerwerk „Schlosspark in Flammen“
Sportliche Höhepunkte
Höhepunkte des vom Renn- und Reitverein veranstalteten Landesturniers waren einmal mehr die Finals in den schweren Springen mit dem „Großen Preis der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg“ am Turnier-Samstag und die Zwei-Sterne-Springprüfung im Rahmen der Oldenburger Meisterschaft am Sonntagnachmittag. Quasi krönender Abschluss aller schweren Springen.
Namen bekannter Reitsportlerinnen und -sportler wie Hilmar Meyer, Patrick Stühlmeyer, Hendrik Sosath, Patrick Bölle und Sandra Auffarth, aber auch viele neue Namen füllten die Starterlisten den Wettbewerben, vor allem im Bereich der Springen der höchsten Schwierigkeitsstufe. Nano Healy, Mark Finnerty, Tobias Schwarz und Henry Vaske gehören ebenso dazu wie Alexa Stais und Stephi de Boer. Es wurde um jede Zehntel Sekunde gerungen. So auch beim Finale der Großen Tour Springen, dem mit insgesamt 30.000 Euro ausgelobten „Großen Preis der Öffentlichen Oldenburg“. In einem packenden Stechen gewann Sandra Auffarth vom RF Ganderkesee mit Quirici diese Dreisterne-Springprüfung. Nur 28 der 42 gestarteten Paare beendeten bei Dauerregen den schwierigen Parcours erfolgreich. Viele scheiterten am Wassergraben. Die Mannschafts-Olympiasiegerin in der Vielseitigkeit Sandra Auffarth gehört zu den ganz Großen des Reitsports und ist national und international nicht nur in der Vielseitigkeit, sondern auch im Springsport auf internationalen Turnieren erfolgreich. Jetzt legte sie nicht nur im ersten Durchgang einen Nullfehlerritt hin, sondern erreichte auch im zweiten Durchgang, einem mit neun Sprüngen bestückten Stech-Parcours, ohne Fehler als Schnellste in 40,25 Sekunden das Ziel.
Als bester Springreiter des Turniers wurde Mark Finnerty vom RFV Löningen Böen-Bunnen mit dem Goldenen Reitabzeichen ausgezeichnet. Er gewann gleich mehrere Springwettbewerbe, ähnlich wie Patrick Bölle und Patrick Stühlmeyer. Bölle vom RV Ahlhorn gewann u.a. die Landesmeisterschaft 2023 Springen, Stühlmeyer vom RV Oldenburger Münsterland siegte u.a. im Championat der 6-jährigen Springpferde.
Dressur
Sieger in der Großen Tour Tour Dressur beim Landesturnier ist David Tylor mit dem Hannoveraner Don Henry. Das Paar erreichte im Finale der Dressurprüfung Klasse S*** mit 71,473 Prozent die beste Wertung aller Teilnehmer. Den Mannschaftswettbewerb Dressur Klasse A Kür gewann das Team vom RV Höven vor dem Ammerländer RC und dem RV Ovelgönne. In der Talentförderung sicherte sich Emma Tempel auf Ruby Friday vom RuFV Cappeln den Sieg. Das Finale des Jugend-Dressurchampionats gewann Sophlie Halle vom Butjadinger RV Stollham. Der erste im Rahmen der Landesmeisterschaft beim diesjährigen Turnier in Rastede vergebene Titel in der L-Dressur Senioren ging an Natascha Meiners vom RuFC Thüle mit Laudate Dominum.
Goldenes Reitabzeichen
Eike Bewerungen vom Jader RC wurde für seine sportlichen Erfolge im Reitsport in der Dressur das Goldene Reitabzeichen verliehen. Er hat in der schweren Klasse innerhalb von elf Monaten mit dem jetzt siebenjährigen Hengst Bakarigold OLD der Hengststation Ahlers in Hatten zehn Siege errungen. Den Hengst unter hat er bis zur schweren Klasse ausgebildet. Ebenfalls mit dem Goldenen Reitabzeichen ausgezeichnet wurde Celina Schlüter vom RRV Rastede.Die 24-jährige erfolgreiche Reiterin wurde für ihre sportlichen Erfolge in der S-Dressur besonders geehrt. Angefangen hat sie als Ponyreiterin. Ihr Pferd Bocelli, heute 20 Jahre alt, geboren auf dem Reiterhof ihrer Eltern in Rastede, hat sie selber bis zur Klasse S ausgebildet und mit ihm viele sportliche Erfolge erzielt. Inzwischen musste Celine auf ein Großpferd umsatteln. Mit Bumblebee erzielte sie die erforderlichen zehn Siege in der S-Dressur.