Rasteder Politik will Wiedervernässung als Beitrag zum Erreichen der Klimaneutralität prüfen. CDU-Ratsherr Dieter Ahlers weist auf Widerspruch mit dem Autobahnprojekt A20 hin.
Von Kathrin Janout
Die Verwaltung soll Möglichkeiten zur Wiedervernässung von gemeindeeigenen Moorflächen prüfen. Das beschloss am Montagabend bei einer Gegenstimme der Ausschuss für Klima- und Umweltschutz in öffentlicher Sitzung. Demnach solle nun ein Fachbüro beauftragt werden, einzelne Flächen konkret zu betrachten. „Wir haben insgesamt im östlichen Gemeindegebiet 100 Hektar Flächen, die ein solches Untersuchungspotenzial darstellen könnten“, erklärte Erster Gemeinderat Günther Henkel. Ein entsprechender Förderantrag zur Beschaffung von Drittmitteln sowohl für die Planung als auch für eine potenzielle Umsetzung werde gestellt.
Hintergrund für den Beschluss war ein Antrag von SPD, Grünen und UWG. „Die Relevanz von Moorflächen bei der Speicherung von Kohlenstoff ist bekannt“, betonten Max Kunze (Grüne) und Malte Pauels (SPD) in diesem Schreiben. „Ebenso ist bekannt, dass trockengelegte Moore durch biochemische Oxidationsprozesse den eingespeicherten Kohlenstoff emittieren. Somit wirken sich solche Moorflächen negativ auf das Klima aus. Als eine Lösungsmöglichkeit zeigt sich eine Wiedervernässung von trockengelegten Mooren.“ Im Gespräch mit einem Experten sei bestätigt worden, dass eine Wiedervernässung auch auf kleineren Flächen sinnvoll sein könne, ergänzte Kunze während der Sitzung in der Neuen Aula. „Uns geht es dabei vor allem um das CO2-Einsparpotenzial.“ Auch Malte Pauels wies auf die Eigenschaften eines nassen Moores als Klimaschützer hin. Man schaffe Lebensraum für Flora und Fauna, außerdem wirkten Moore im Sinne eines Hochwasserschutzes, kühlten die Umgebungsluft und hätten touristischen Naherholungswert, fügte er hinzu. „Wir haben genug Argumente dafür, Flächen wieder zu vernässen.“ Nun gelte es, die besten Flächen zu finden.
Für und Wider der Politik
„Ich finde den Vorschlag gut“, sagte Dieter Ahlers (CDU). Man müsse dabei nur sicherstellen, dass die umliegenden Flächen weiterhin bewirtschaftet werden könnten, betonte er. Ihm komme bei diesem Thema außerdem die A20 in den Sinn: „Da ist noch Natur, da ist Landschaft und jede Menge Moor.“ Er halte es für „den allergrößten Quatsch“, dass man im Bundestag was von Wiedervernässung erzähle und trotzdem noch diese Autobahn plane. „Ich habe damals auch meine Hand dafür hochgehoben. Das war einer der größten politischen Fehler überhaupt, wenn man sieht, wo wir jetzt stehen. Eigentlich müsste man sagen: das Projekt streichen wir – aus Klimaschutzgründen.“
Christian Meyer-Hullmann (FDP) hingegen war der Meinung, dass Moorschutz und Wiedervernässung überregional passieren müssten. „Das wir uns darüber jetzt den Kopf zerbrechen und Mittel dafür einsetzen, halte ich nicht für richtig“, betonte er. „100 Jahre haben unsere Familien versucht, das Wasser an die Küste zu bringen und nun wollen wir das ganze in kürzester Zeit zurückdrehen. Ich kann dem so gar nicht zustimmen.“ Wiedervernässung sei auf kleinen Flächen aussichtslos, so Meyer-Hullmann weiter. Man solle sie eher nutzen, um dort Energie zu erzeugen.
„Wir wollen gerade diese kleinteilige Betrachtung“, hielt Horst Segebade (SPD) dagegen. „Wir wollen kleinteilig prüfen, ob wir gemeinsam mit den Bewirtschaftern dieser Flächen Wiedervernässung umsetzen und auch der Klimabilanz damit etwas Gutes tun können.“
Es sei eine Notwendigkeit, um Klimaneutralität zu erreichen, betonte auch Sabine Eyting (Grüne). Auf der einen Seite müsse man Energie einsparen, auch durch höhere technische Effizienz, auf der anderen Seite auf erneuerbare Energien umstellen. „Aber dann sind wir noch nicht bei null.“ Das, was noch übrigbleibe, müsse entweder durch Sektorenkopplung erreicht oder eben kompensiert werden. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir Flächen zum Kompensieren haben“, so Eyting. „Landkreisweit wird zurzeit das Moorkataster erstellt, da werden wir auch weitere Informationen bekommen. Es ist wichtig, dass wir auf allen Ebenen jetzt starten.“
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