„Der Reiz des Materials“ heißt die Ausstellung mit Arbeiten von Armin Wildner und Herbert Blazejewicz, die am Sonntag, 2. April, im Palais Rastede eröffnet wird
Von Britta Lübbers
Ist es eine Lyra oder ein Saxophon? Armin Wildner und Herbert Blazejewicz können sich nicht einigen. „Schau mal, das ist doch ein Saxophonbogen“, sagt Wildner über das Objekt, das er selbst geschaffen hat und das Teil seiner Werkgruppe „Klangkörper“ ist. Er hat Fundstücke mit Metall kombiniert und zu neuer Gestalt verarbeitet. Entstanden ist ein kleines Orchester, dem man wünscht, es würde einmal aufspielen. „Aber nein, die Rundung ähnelt der Lyra“, findet Blazejewicz. Sie schütteln die Köpfe übereinander. Die kleine Verbalrangelei ist natürlich ein Scherz, denn die beiden harmonieren sehr gut miteinander. Seit mehr als 20 Jahren sind sie befreundet, auch als Künstler schätzen sie sich. Jetzt stellen sie das erste Mal gemeinsam aus. Ihre Schau „Der Reiz des Materials“ ist noch bis zum 21. Mai im Palais Rastede zu sehen.
Armin Wildner, der in Oldenburg lebt, kommt eigentlich von der Malerei, wie er sagt. Erst später entdeckte er die Metallbearbeitung für sich. Seit einigen Jahren widmet er sich intensiv der Bronze. Wildner ist Bildhauer und Metallbildhauer, sein bevorzugtes Material ist Metall, Keramik und Stahl. Er fertigt Objekte und Skulpturen von sehr eigener Ästhetik. Wer mag, wird Gegenständliches entdecken. Einen Kopf oder einen Torso etwa. Jeder, der seine Werke anschaut, solle sein Eigenes hineindenken können, so Wildner. „Ich möchte nichts vorgeben, mich nicht erklären müssen. Denn damit würde ich zugleich etwas vorwegnehmen.“
Herbert Blazejewicz wohnt und arbeitet in Hude. Er hatte sich zunächst der Grafik zugewandt, Details aus Zeitungsfotos herausgetrennt und sie grafisch verfremdet. „Im Lauf der Jahre wurden meine Werke immer objektartiger“, erzählt er. Er entdeckte das Fensterglas für sich, das er schließlich durch Acrylglas ersetzte, da es eindringlichere Lichtphänomene erzeugt. Blazejewicz verwendet aber auch Bleche, Leichtmetall und Folien, nutzt Holz als Unterlage, nimmt Farbe und kratzt Struktur in die Oberfläche. So entstehen bildhafte Werke mit großer Wirkung.
Gute Ergänzung
Beim Rundgang durch die Ausstellung wird deutlich, wie gut sich die beiden Künstler ergänzen. Wildner zeigt zum Beispiel Metallplatten, die er mit Chemikalien bearbeitet. Er weiß, welche Farbe er erzielen wird, wenn der Prozess abgeschlossen ist, kennt aber nicht die Intensität. Es ist wie eine Alchemie, die ihn selbst überrascht. „Rund 70 Prozent steuere ich, der Rest ist Zufall“, sagt er.
Auch Blazejewicz macht Kunst, deren Wirkung nur bedingt vorhersehbar ist. Ein Blickfang ist eine Arbeit, deren Grundlage das Innere von Hundefuttertüten ist. „Die haben etwas wunderbar Silbriges“, findet er. Die synthetischen Tütenschichten bringt er auf Holz auf, zieht die Oberfläche mit Heißluft straff, nimmt Acrylfarbe und kratzt Struktur hinein. Das fertige Bild wirkt andächtig, fast sakral. Wie das Innere einer Kirche. „Oder ein Wald“, sinniert der Künstler. Der Reiz des Materials ist eben auch die Vieldeutigkeit, die ihm Herbert Blazejewicz und Armin Wildner entlocken.
Die Ausstellung wird am Sonntag um 11.15 Uhr eröffnet. Die Einführung hält der Oldenburger Kunstvermittler Dirk Meyer. Musik am Klavier macht Sebastian Venus aus Rastede.
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