Am 1. August hat Birgit Denizel ihre Stelle bei der Residenzort Rastede GmbH angetreten. Sie ist zuständig für die kulturhistorische Vermarktung der Gemeinde.
Von Britta Lübbers
Die Oldenburger Kunst- und Kulturwissenschaftlerin hat sich bereits intensiv mit der Rasteder Geschichte beschäftigt. Sie realisiert den virtuellen Besuch der Sommerresidenz (wir berichteten). Die Bremer Agentur „Die InformationsGesellschaft“ bietet dazu die Software, die Inhalte liefert Birgit Denizel. Hier kooperiert sie auch mit der KGS Rastede. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler widmen sich verschiedenen lokalhistorischen Themen. Die Ergebnisse sind Teil des virtuellen Auftritts. Im November soll das Projekt abgeschlossen sein und im Palais vorgestellt werden.
„Ich habe mich sehr in die Historie des Ortes Rastede hineinbegeben“, erzählt die 58-Jährige. Als Projektentwicklerin könne sie das gewonnene Wissen nun ideal anwenden. Auch ihre langjährige Berufserfahrung nutze ihr im neuen Job, zu dem ebenfalls die Planung und Umsetzung von Ausstellungen gehört.
Birgit Denizel hat Kunst- und Kulturwissenschaften sowie Philosophie studiert. Rund 15 Jahre hat sie als freiberufliche Kulturexpertin gearbeitet. Sie konzipierte und organisierte Ausstellungen für Kunstinstitutionen, Vereine und Museen, darunter das Franz-Radziwill-Haus in Dangast, das Horst-Janssen-Museum und das Stadtmuseum in Oldenburg sowie die Kunsthallen in Bremen und Emden. Sie hielt Vorträge, führte durch Museen und Galerien und verfasste wissenschaftliche Beiträge und Texte für Magazine und Zeitungen. Sie ist vielfach vernetzt und hat, so sagt sie, gute Kontakte in die Förderlandschaft.
Der Aufbau und die Vermarktung eines Markenkerns sind Themen, mit denen sie sich schon lange beschäftigt. Ihre Abschlussarbeit an der Hochschule schrieb sie über „Branding“, also den gezielten Aufbau einer Marke. Jetzt wird sie sich um die „Marke Rastede“ kümmern. „Was macht Rastede aus, wie kann sich der Ort besser profilieren, was ist überhaupt seine Marke?“, skizziert sie zentrale Fragen. Punkten könne der Residenzort besonders mit seiner Historie. Dass das Haus Oldenburg Rastede einst zu seiner Sommerresidenz erkor, sei ein Glücksfall für die Gemeinde. „Rastede könnte dies aber noch deutlicher bespielen“, meint die Fachfrau. Ebenso wie das grüne Potenzial von Schlosspark und Palaisgarten. Immer mehr Menschen machten Urlaub in der eigenen Region, der Radtourismus gewinne an Bedeutung, hier habe Rastede mit dem Schloss, dem Palais-Ensemble und seinen grünen Oasen Standortvorteile, die es effektiver nutzen müsse – ebenso wie seine Adelsgeschichte, denn Adel fasziniere viele Menschen. Warum also nicht einmal eine Führung in historischen Kostümen anbieten? Ein Rosenfest in englischem Stil veranstalten? Und als Naturerlebnis eine Fledermauswanderung in Zusammenarbeit mit dem Nabu durchführen?
Auch die Dauerausstellung im Palais bräuchte eine zeitgemäße Überarbeitung, sagt die Kulturexpertin. Auf die Frage, ob es nicht auch an der Zeit sei, die Verstrickung des Hauses Oldenburg in den Nationalsozialismus zu thematisieren, hat Birgit Denizel eine klare Antwort: „Ja, diese Verpflichtung besteht.“
Sie freue sich auf ihre neue Aufgabe, erklärt sie abschließend. Und auf die Kontakte, die die Arbeit mit sich bringt. Demnächst fährt sie mit einer Gemeinde-Delegation nach Polen und besucht Rastedes Partnergemeinde Dobrzyca. Hier gibt es ebenfalls ein Schloss und eine große Parkanlage. Sie ist gespannt, wie die Nachbarn dieses historische Erbe vermarkten.
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