Großer Bahnhof für Fritz Sundermann: Heute geht der Leiter des Geschäftsbereichs Bürgerdienste in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin ist Sabine Meyer.
Von Britta Lübbers
„Fritz, komm raus!“, rufen die Kinder im Chor und Fritz kommt. Mit beiden Händen grüßend verlässt der Geschäftsbereichsleiter sein Büro und tritt auf den Rathausvorplatz. Hier haben sich Mädchen und Jungen verschiedener Kindergärten versammelt und bringen ihm ein Ständchen. Heute ist sein letzter Arbeitstag – obwohl er vermutlich kaum zum Arbeiten kommen wird. Seit 41 Jahren ist Fritz Sundermann bei der Gemeinde Rastede beschäftigt. Zu seinen Aufgabenbereichen zählen auch die Kindertagesstätten, die ihn nun mit Gesang und Geschenken verabschieden.
Bereits seine Ausbildung zum Verwaltungsangestellten (von 1975 bis 1977) absolvierte Sundermann bei der Gemeinde Rastede. Später war er Angestellter der Stadt Oldenburg und der Gemeinde Dötlingen, bis er 1981 zurück nach Rastede ging und hier eine Stelle als Sachbearbeiter beim Sozialamt antrat. 1986 wurde er stellvertretender Amtsleiter, im Jahr 2000 übernahm er die Leitung des Fachbereichs Soziale Angelegenheiten, 2003 die Leitung des Geschäftsbereichs 2 (Bürgerdienste). Von 1988 bis 1998 war er zudem Geschäftsführer der Sozialstation Rastede-Wiefelstede.
Als Sundermann in die Verwaltung ging, erlebte er den Umbruch vom Analogen zum Digitalen. Er kennt noch das Tippen mit einer mechanischen Schreibmaschine, er hatte mit Anträgen zu tun, in denen Kriegszeiten eine Rolle spielten. Gerade einmal vier Kindergärten hatte Rastede in den frühen 1980er Jahren. „Die Rahmenbedingungen waren anders“, erinnert er sich. Einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz gibt es erst sei 2013 – und das forderte Städten und Gemeinden einiges ab. Doch schon zuvor waren Herausforderungen zu meistern. Als nach der Wiedervereinigung die neuen Mitbürger aus der DDR ihr Begrüßungsgeld in den Kommunen abholten, mussten Zahlstellen eingerichtet werden, um den Ansturm zu bewältigen, erzählt Sundermann. Auch das Thema Flüchtlinge hat ihn immer wieder beschäftigt. „Anfang der 1990er Jahre kamen die Aussiedler aus Osteuropa, dann gab es den Krieg in Jugoslawien mit sehr vielen Flüchtlingen. Die Aufnahmeeinrichtungen waren überlaufen“, blickt er zurück. Die nächste Herausforderung für die Kommunen war die Flüchtlingsbewegung 2015, jetzt fliehen die Menschen vor dem Krieg in der Ukraine. Ohne die große ehrenamtliche Unterstützung, die es auch in Rastede gibt, seien die Aufgaben kaum zu bewältigen, sagt Fritz Sundermann. Er gehört zu jenen, die persönlichen Kontakt zu Hilfsbedürftigen haben und die Katastrophen der Welt nicht nur im Fernsehen betrachten. Nimmt ihn das mit? „Es geht nicht spurlos an mir vorbei“, räumt er ein. Aber er habe gelernt, Arbeit und Privates zu trennen. Das gilt auch für den Groll, der während der Corona-Krise zuweilen auch ihn getroffen hat. Ja, es habe erboste Anrufe gegeben, sagt er auf Nachfrage. Aber er habe Verständnis dafür, dass Menschen nicht ruhig bleiben können, wenn etwa ihr Unternehmen für Monate geschlossen wird.
Ruhe bewahren – das sei überhaupt sehr wichtig in seinem Job. Und diesen Rat gibt er auch seiner Nachfolgerin mit auf den Weg. Neue Geschäftsbereichsleiterin wird Sabine Meyer, die bisher den Fachbereich Öffentliche Ordnung, Schule, Sport und Kultur bei der Gemeinde Rastede geleitet hat.
Er freue sich auf seinen Ruhestand, sagt Fritz Sundermann. „Abstand bekommen, mehr Zeit für die Enkel haben, das ist schön.“ Und dann geht er hinaus zu den singenden Kindern.
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