Edeka will einen Verbrauchermarkt an der Kleibroker Straße errichten, aktiv & irma möchte sich auf dem Vorwerk-Gelände ansiedeln. Sollte die Oldenburger Verbrauchermarktkette grünes Licht erhalten, zieht Marktführer Edeka zurück. Die Politik will Fachleute hören, bevor sie entscheidet.
Von Britta Lübbers
Premiere im Ausschuss für Gemeindeentwicklung und Bauen: Vertreter zweier Investoren waren gestern zu Gast in der Aula der KGS, um ihre Pläne vorzustellen. Der Clou: Sollte der eine sein Vorhaben umsetzen können, ist der andere draußen. Würde aktiv & irma seinen Markt auf dem ehemaligen Vorwerk-Gelände errichten, ist Edeka raus. Das kündigten Vertreter des Marktführers in der Sitzung an. Auch die Pläne für den Edeka-Markt in Wahnbek wären dann betroffen: Der Markt würde verschlankt werden, Frischtheken mit Bedienung, wie sie von vielen Wahnbekern gewünscht werden, gäbe es nicht.
Sowohl Edeka als auch aktiv & irma möchten in Rastede Vollsortimenter errichten. Edeka will sich an der Kleibroker Straße 10 ansiedeln, aktiv & irma an der Oldenburger Straße auf dem Vorwerk-Gelände. Anfang des Jahres hatte Uwe Albertzard sein Unternehmen an die aktiv & irma-Gruppe verkauft. Das Gartencenter wird jetzt von der Oldenburger Firma Löschau betrieben.
Investorin für Edeka ist die Dagmar und Verena Büter GbR, die im September einen Antrag zur Einleitung eines Bauleitverfahrens in Rastede gestellt hatte. Hans Korte von Edeka Minden-Hannover stellte die Pläne vor. Der geplante Markt hat eine Gesamtfläche von 2500 Quadratmetern, die Verkaufsfläche verfügt über 1800 Quadratmeter. Hinzu kommen ein Backshop und ein Café mit Gastrobetrieb sowie 110 Parkplätze. Nachhaltigkeit spiele eine große Rolle, unterstrich Korte. Man setze u.a. auf Wärmerückgewinnung, Ökostrom und Photovoltaik, auf E-Ladesäulen und Dachbegrünung. Große Bedientheken gehören ebenfalls zum Konzept. „Es gibt kein Baukastensystem, alles wird individuell gestaltet“, sagte Korte – und schloss mit einer fundamentalen Einschränkung: „Sollte an der Oldenburger Straße ein Lebensmittelvollsortimenter entstehen, müssen wir von unserem Vorhaben absehen.“ Man geriete dann in einen Verdrängungswettbewerb, das Projekt wäre nicht mehr wirtschaftlich.
Korte verwies auf ein Gutachten der CIMA GmbH für Stadt- und Regionalentwicklung, das ebenfalls in der Sitzung vorgestellt wurde. Nach eingehender Prüfung des aktiv & irma-Planvorhabens sei das Ergebnis eindeutig, so die Fachleute: Die Großflächigkeit des Projekts sei „nicht genehmigungsfähig“, da negative städtebauliche Effekte auf andere Lebensmittelmärkte zu befürchten sind.
„Wir wollen kein Battle“
„Ich wundere mich, dass ein anderes Unternehmen unseren Standort auf Verträglichkeit untersucht, das ist bisher noch nicht vorgekommen“, sagte Jochen Rehling, Expansionsleiter bei aktiv & irma, bevor er seine Pläne erläuterte. „Wir sind ein Familienunternehmen an elf Standorten und mit rund 700 Mitarbeitern ein eher kleiner Laden. Manchen aus der Branche sind wir aber ein Dorn im Auge, und so fühlen wir uns wie ein gallisches Dorf.“ Das Projekt auf dem ehemaligen Vorwerk-Gelände an der Oldenburger Straße sei „mehr als ein Supermarkt“, unterstrich Rehling. „Es geht um ein Quartier, eine neue städtebauliche Situation.“ Der Lebensmittelmarkt soll eine Verkaufsfläche von ca. 2000 Quadratmetern haben. Die Alte Scheune soll integriert und gastronomisch genutzt werden. Zudem gibt es Überlegungen, auf dem Areal bezahlbare Wohnungen zu bauen und eine Kita zu errichten. „Wir wollen kein Battle“, machte Rehling seine Position deutlich. „Wir wollen uns nicht gegeneinander ausspielen, sondern etwas anbieten, das Rastede nach vorne bringt.“ Auch Michael Löschau, der ebenfalls zur Sitzung gekommen war, meldete sich zu Wort. „Wir haben viel Herzblut in das Unternehmen investiert und würden es gerne mit aktiv & irma fortsetzen. Ich appelliere an Sie, uns nicht zu vergessen.“
Sandra Ahlers vom Geschäftsbereich Bauen und Verkehr verwies auf die Beschlussvorlage. Damit die Politik fundiert entscheiden kann, sollen vorab ausgesuchte Träger öffentlicher Belange wie der Landkreis und die IHK beide Bauvorhaben und ihre Auswirkungen prüfen. Der Ausschuss votierte einstimmig dafür, in dieses Beteiligungsverfahren zu gehen. Bis die Ergebnisse vorliegen, wird das Bauleitverfahren zurückgestellt.
Lesen Sie den ausführlichen Bericht in der nächsten rasteder rundschau.
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