Der überraschende Tod von Palaisleiterin Dr. Claudia Thoben löst Bestürzung und Trauer aus
Von Britta Lübbers
Sie war der Mittelpunkt des Palais Rastede, das sie ebenso engagiert wie kompetent geleitet hat: Claudia Thoben. Am vergangenen Freitag ist sie nach kurzer schwerer Krankheit in Oldenburg gestorben. Sie wurde nur 54 Jahre alt. Ihr Tod löst Erschütterung und Trauer aus.
„Mit großer Bestürzung haben wir ihren Tod zur Kenntnis nehmen müssen“, erklärt Bürgermeister Lars Krause. „Die Gemeinde Rastede und die Residenzort Rastede GmbH sind ihr für die geleistete hervorragende kulturelle Arbeit außerordentlich dankbar.“ Ihr Schaffen habe dazu beigetragen, Rastede als Kulturstandort zu etablieren und das Palais erlebbar zu machen. Bei der anstehenden Neuausrichtung des Palais-Ensembles sollte Claudia Thoben eine tragende Rolle übernehmen. „Ihr Tod ist aus menschlicher und fachlicher Sicht ein großer Verlust“, sagt der Bürgermeister.
Auch der Kunst- und Kulturkreis Rastede (KKR) zeigt sich erschüttert. „Wir verlieren mit Frau Thoben einen liebenswerten Menschen. Unser tiefes Mitgefühl gilt ihrem Mann und ihrer Familie“, sagt der KKR-Vorsitzende Dr. Bernd Meyer. Die promovierte Historikerin arbeitete seit 20 Jahren im Palais, zum Jahresende 2005 hatte sie dessen künstlerische Leitung übernommen. In zwei Jahrzehnten habe sie gemeinsam mit den Ehrenamtlichen vielfältige kulturelle Veranstaltungen initiiert und umgesetzt und damit eine breite Öffentlichkeit erreicht, würdigt Meyer ihren Einsatz. „Sie hat es geschafft, hochinteressante Künstlerinnen und Künstler mit wunderbaren Ausstellungen ins Palais zu holen. Dank Frau Thoben ist das Palais weit über Rastede als kulturelle Institution bekannt.“
„Sie war immer in Bewegung, immer auf der Suche nach Anregungen, Inspiration, nach Kunst“, sagt Sylvia Meining vom Theater Orlando über Claudia Thoben. „Ich habe sie als unglaublich offen und interessiert erlebt.“ Jede Ausstellungseröffnung im Palais sei „ein kleines Highlight“ gewesen. „Ich bin jedes Mal reich beschenkt worden.“ Außerdem habe Claudia Thoben „ein großartiges Feeling für die Raumgestaltung“ gehabt und gewusst, wie man Objekte in Szene setzt. Als der Leiter der städtischen Museen Odense, Ejners Stig Asgaard, zur Aufführung des Andersen-Stücks „Schwefelholz & neue Kleider“ zu Gast in Rastede war, habe ihn die Palaisleiterin durchs Haus geführt. „Man hat deutlich gemerkt, wie viel ihr das Palais bedeutet“, erinnert sich Meining.
Wer mit Claudia Thoben zu tun hatte, wird eine im Auftreten eher zurückgenommene, dabei freundliche und warmherzige Frau in Erinnerung behalten, die stets die Kunst und nicht sich selbst in den Vordergrund stellte. Ihre Eröffnungsreden zu den zahlreichen von ihr organisierten Schauen waren geprägt von hoher Fachkompetenz und großer Leidenschaft für ihr Sujet. Manchmal blitzte auch Persönliches auf. So erzählte sie anlässlich der Ausstellung mit Gemälden von Thomas Rautenberg, dass sie beim Künstler inmitten von Bildern auf der Couch gesessen habe, und das habe sie begeistert und glücklich gemacht.
Das Palais Rastede, erklärte sie in einem Gespräch für die Zeitschrift Kulturland, sei für sie „der schönste Arbeitsort der Welt“. Es vergehe kaum ein Tag, an dem sie nicht „mit einer gehörigen Portion Demut im Herzen“ vor diesem architektonischen Juwel stehe, sagte sie dem Online-Magazin „1786“. Am Ammerland schätzte sie nicht nur die Landschaft von Moor bis Meer, sondern auch die Offenheit der Menschen. Trotz ihrer blickdichten Rhododendrenhecken hätten sich die Ammerländerinnen und Ammerländer die Neugier auf die Welt dahinter bewahrt.
Neugierig war auch sie und offen für neue Medien. Den Corona-Lockdown nutzte sie dazu, neue digitale Angebote im Palais zu machen.
„Kultur ist Lebensqualität“, lautete ihre Maxime. Die Kultur in Rastede verliert eine leidenschaftliche und liebenswürdige Botschafterin.
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