Rastedes Kulturförderer Dr. Friedrich Scheele soll während seiner Zeit als Museumsdirektor in Oldenburg ein Radziwill-Gemälde verkauft und den Erlös eingestrichen haben. Scheele äußert sich nicht zu den Vorwürfen. Die Gemeinde Rastede beruft sich auf die Unschuldsvermutung.
Von Britta Lübbers
Es ist eine schwere Anschuldigung der Stadt Oldenburg, bei der Friedrich Scheele von 2009 bis 2015 als Direktor der städtischen Museen, Sammlungen und Kunsthäuser beschäftigt war: Er soll während seiner aktiven Dienstzeit das Bild „Stilleben mit Fingerhut und weissem Krug“ des Dangaster Künstlers Franz Radziwill (1895-1983) für 30.000 Euro an die Öffentliche Versicherung verkauft haben. Das Gemälde gehörte der Stadt. Scheele soll es als seinen privaten Besitz ausgegeben und den Erlös eingestrichen haben.
Herausgekommen sei dies durch einen Zufall. Aus Anlass des 125. Geburtstags des renommierten Malers Radziwill gibt es zurzeit zwei Sonderausstellungen in Oldenburg und Dangast. Im Radziwill-Haus entdeckte ein Stadtmitarbeiter das ihm bekannte Bild und wunderte sich über die Angabe „Privatbesitz“. Die Stadt forschte nach und gibt nun an, dass Scheele das Gemälde gewinnbringend für sich selbst verkauft habe. „Ja, wir werden Strafanzeige gegen Friedrich Scheele stellen“, bestätigte Stadtsprecher Reinhard Schenke im Gespräch mit der rasteder rundschau. „Wir nehmen den Vorfall auch zum Anlass für eine gründliche Inventarisierung. Wir möchten untersuchen, ob es noch andere Fälle gibt“, so Schenke weiter.
Scheele selbst wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. „Haben Sie Verständnis dafür, dass ich auf Anraten meines Anwalts zu diesem Zeitpunkt nichts sagen kann“, erklärte er gegenüber unserer Zeitung.
Der Museumschef und die Stadt Oldenburg hatten sich nicht eben freundschaftlich getrennt. Sein damaliger Arbeitgeber hatte Scheele vorgeworfen, seine Arbeitszeit nicht korrekt abgerechnet zu haben. Vor der bereits angesetzten Verhandlung einigte man sich 2016 außergerichtlich auf einen Vergleich. Im Jahr darauf trat der Historiker und Volkskundler, der in Rastede lebt, seine Stelle bei der Residenzort Rastede (RR) GmbH an und entwickelte hier u.a. ein neues Konzept für das Palais.
Die Gemeinde Rastede möchte die Vorwürfe gegen ihren Mitarbeiter ebenfalls nicht kommentieren und verweist auf die Unschuldsvermutung. Bürgermeister Lars Krause, der auch Geschäftsführer der RR GmbH ist, werde zeitnah Gespräche mit Friedrich Scheele führen, erklärte Gemeinde-Sprecher Ralf Kobbe auf Nachfrage.
Diesen Artikel drucken