Auch der Tier- und Freizeitpark Jaderberg leidet unter den Folgen der Corona-Krise. Ein Alltag ohne Besucher ist alles andere als gewöhnlich.
Von Stefanie Jahn
Wer in den vergangenen Tagen die Tierparkstraße in Jaderberg entlanggefahren ist, mag sich gefragt haben, wie es dort aktuell um die Tiere bestellt ist. Andy Ludewigt, einer der beiden Geschäftsführer des Freizeitparks, berichtet der rasteder rundschau von der Situation in der Corona-Krise.
Normalerweise wäre der Tier-und Freizeitpark Jaderpark am 28. März in die Sommersaison gestartet. Dies ist die Hauptsaison, in der im Unterschied zur Winterzeit alle Bereiche geöffnet sind, darunter die Fahrgeschäfte und Spielplätze, inklusive der wasserführenden Attraktionen. Doch in diesem Jahr, in dem so vieles anders ist, kam es wegen des wirtschaftlichen Lockdowns gar nicht erst zum Saisonauftakt. Die Landesregierung habe in einem Erlass verfügt, dass auch Tierparks ihre Tore vorübergehend schließen müssen, ist auf der Homepage des Parks zu lesen. Ein Zoo ohne Besucher? Wie wirkt sich deren Fernbleiben auf die Stimmung der Tiere aus? Dies sei je nach Tierart unterschiedlich, erklärt Andy Ludewigt. Einige Tierarten interessiert das gar nicht, wie zum Beispiel den Marderhund, Tapire und Wasserschweine. Andere dagegen seien von Natur aus neugieriger und den Menschen zugewandt wie Affen, Erdmännchen und die Humboldtpinguine.
Aber auch in dieser Zeit verfügen die Tierpfleger über verschiedene Methoden, um die Tiere zu beschäftigen und zu fordern. Ein Beispiel: mit Stroh gefüllte Toilettenpapierrollen, die Maden als Leckerlis enthalten. Die „Aufgaben“ seien individuell auf die Tiere abgestimmt und würden aktuell „ein bisschen mehr als sonst“ zum Tragen kommen, so der Zoodirektor. Auch die Alpakas und Ziegen im Streichelgehege benötigten mehr Aufmerksamkeit, die ihnen sonst von den Gästen und insbesondere den Kindern entgegengebracht wird.
Lockdown erahnt
Er habe den Lockdown bereits geahnt, sagt Andy Ludewigt, und im Vorfeld Vorkehrungen getroffen. Von einer kompletten Schließung aber sei er nicht ausgegangen. In der Hauptsaison beschäftigt der Park 70 bis 75 Mitarbeiter. Neben den 50 festen Mitarbeitern sind dies auch Aushilfskräfte, die in Stoßzeiten mit großem Besucheraufkommen angefordert werden können. Einige Mitarbeiter aus Teilen der Verwaltung, der Gastronomie, vom Reinigungspersonal und die Fahrgeschäftebetreiber sind derzeit in Kurzarbeit. Unentbehrlich sind dagegen der zoologische Direktor, Tierärztin und Tierpfleger. Ein Tierpfleger im Homeoffice? So etwas wird es wohl nicht geben. 1650 Individuen wollen vollumfänglich versorgt werden, berichtet der Geschäftsführer. Dazu gehört neben dem Ausmisten der Gehege und der medizinischen Betreuung natürlich auch das Füttern der Tiere. Zweieinhalb Kilo Fleisch frisst ein Löwe am Tag. Die Giraffen bekommen Luzerneheu, das einmal im Jahr aus Frankreich importiert wird. Dieses besondere Heu enthält viele Enzyme und Vitamine und ist entsprechend kostspielig.
Aktuell schlechte Perspektive
Bis zur nächsten politischen Entscheidungsrunde am 30. April müsse er sich wohl gedulden, sagt Andy Ludewigt. Eine Beschlussvorlage des Bundesministeriums sei fehlkommuniziert worden und eine Wiederöffnung ab Montag entgegen anderslautender Berichte nicht geplant. Er sei jedoch „vorsichtig optimistisch“, da auch das Bundesland Schleswig-Holstein Zoo-Öffnungen anvisiere. Einen Groll gegen die Maßnahmen der Regierung hegt der Geschäftsführer nicht. „Der Lockdown und die daraus folgenden Maßnahmen waren richtig“, betont Andy Ludewigt, „aber nun muss geguckt werden, wie wir aus der Situation wieder herauskommen.“
Bauernhof als neue Attraktion
Laut Ludewigt will der Tier- und Freizeitpark seinen Gästen immer neue Attraktionen präsentieren. Für den Sommer ist im Freizeitbereich die Eröffnung eines Bauernhofs geplant. Nach einjähriger Vorplanung wurden die Arbeiten jetzt aufgenommen. Aufgrund bereits getätigter Investitionen, lässt sich das Projekt natürlich nicht mehr anhalten. Andere Projekte dagegen werden gestoppt, so Andy Ludewigt. Das Ostergeschäft, als eines der Hauptgeschäfte im Jahr, sei in keinem Fall mehr aufzuholen. Für eine gewisse Zeit reiche das Kapital, aber mehrere Monate ohne Einnahmen, das ginge nicht. Dennoch bleibt er optimistisch. „Den Kopf in den Sand zu stecken, das bringt nichts. Wir müssen unser Verhalten verändern und der Situation entsprechend angepasst handeln.“ Für verschiedene Öffnungsmodelle hat die Geschäftsführung auch verschiedene Maßnahmenkataloge erarbeitet. Die Voraussetzungen dafür sind günstig. Der Outdoor-Bereich mit fast 200.000 Quadratmetern Fläche bietet die Möglichkeit, dass sich die Gäste aus dem Weg gehen können. Kernfamilien bleiben unter sich; eine Interaktion mit anderen Familien ist vermeidbar und die Hygiene-Abstandsregeln lassen sich gut durchsetzen. Auch die Besucherzahl kann reguliert werden. Die Anreise der Besucher birgt ohnehin kein Infektionsrisiko, da sie zu 95 Prozent mit dem Auto erfolgt, sagt der Geschäftsführer.
Bis es soweit ist, hält der Tierpark die potenziellen Besucher auf der Internetseite und über die sozialen Medien auf dem Laufenden. Es ist auch weiterhin möglich, Tierpatenschaften zu übernehmen und im Online-Shop Tagestickets für spätere Ausflüge zu erwerben. Er erhalte viel Zuspruch von den Tierparkfans, berichtet Andy Ludewigt. „Das gibt Kraft in dieser schweren Zeit.“
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