Die Renovierung der Orgel in der St.-Ulrichs-Kirche ist abgeschlossen. Kantorin Mareike Weuda zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis: „Aus dem alten Instrument wurde das Maximum herausgeholt.“
Von Britta Lübbers
In der Kirche riecht es noch nach frischer Farbe, und von der Empore erklingt satter Orgel-Sound. Kantorin Mareike Weuda sitzt an den Tasten und spielt einige Tonfolgen. Die wochenlangen Renovierungsarbeiten an dem 50 Jahre alten Instrument sind abgeschlossen, geplant war, den deutlich schöneren Klang der rundum erneuten Orgel im März in einem Gottesdienst zu präsentieren – aber die Corona-Krise hat dazu geführt, dass auch diese Veranstaltung abgesagt werden musste. Gottesdienste finden in Deutschland vorerst nicht mehr statt, es sei denn online vor leeren Bänken.
„Die Orgel klingt so viel besser“, sagt Mareike Weuda. „Es ist wirklich schade, dass das vorerst niemand hören wird.“
Anfang Januar hatten zwei Orgelbauer einer renommierten Fachfirma aus Hamburg die Arbeit aufgenommen, Mitte März war die Sanierung abgeschlossen. Mareike Weuda hat das Projekt begleitet, schließlich wird vor allem sie es sein, die die Orgel spielt. Zuvor musste sie mit deren Beschränkungen umgehen, jetzt freut sie sich über ein Instrument, dessen neue Klangfülle auch Laien auffallen dürfte. Anhand einer Holzpfeife, die sie aus einem Schränkchen nimmt, schildert sie, wie stark die einzelnen Pfeifen durch Schimmel belastet waren. Der Schlitz für die Luftzirkulation war fast vollständig von Ablagerungen verschlossen. „Das ging bis in die Windversorgung hinein“, erklärt die Kantorin. Bekommen die Pfeifen zu wenig Luft, geht ihnen die Puste aus. Die Hamburger Fachleute seien erstaunt gewesen, dass die Rasteder Orgel, die 1970 von Alfred Führer gebaut worden war, überhaupt noch habe Töne von sich geben können, zumal auch Lederteile verrottet und der Blasebalg gebrochen war. Staub und Schimmel hatten sich derart massiv in den Instrumententeilen festgesetzt, „man blickte auf tiefes Schwarz“, erinnert sich Weuda.
Jede der 1700 Pfeifen hat das Orgelbauer-Duo von Hand gesäubert „und schön gemacht“, wie Mareike Weuda erklärt. Ein Register ist komplett ersetzt worden. Die Organistin öffnet eine Seitenklappe, die glänzenden Pfeifen fallen sofort ins Auge. „Dieses Register war in den tiefen Lagen ganz schön schlapp, aber jetzt bietet es einen soliden Bass mit einer guten Klangfarbe.“ Auch die veraltete Elektrik wurde erneuert, zudem gibt es eine neue Orgelbank. Ihre Vorgängerin ließ sich nicht höhenverstellen, eine unbequeme Angelegenheit, besonders für große Organisten mit langen Beinen.
Der Gemeindekirchenrat hatte sich vor zwei Jahren gegen eine neue und für die Aufwertung der alten Orgel entschieden. Ausschlaggebend war die Kostenfrage: Eine neue Orgel hätte wohl um die 500.000 Euro gekostet, für die Renovierung der alten hatte ein anonymer Einzelspender 120.000 Euro zur Verfügung gestellt. Laut Weuda blieb die Generalüberholung sowohl zeitlich als auch preislich im festgelegten Rahmen. Sie ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis. „Die Orgelbauer haben das Beste erreicht, was aus dieser Orgel herauszuholen war.“ Und damit Schimmel und Staub künftig nicht mehr so leichtes Spiel haben, wurde eine automatische Belüftung installiert. Zudem gibt ein Messgerät Aufschluss über die Luftfeuchtigkeit. Ist sie zu hoch, soll gegengesteuert werden – z.B. durch die neue Tür, die an der Wandseite zum Friedhof angebracht wurde. Der Eingang war 1949 zugemauert worden, jetzt ist hier wieder ein Seitenzugang entstanden, über den mehr Frischluft ins Kircheninnere gelangen kann.
Nun fehlt nur noch der erste öffentliche Auftritt des auch optisch wieder schön schimmernden Instruments. Fall es Corona zulässt, sollen sowohl die renovierte Kirche als auch die erneuerte Orgel mit einem Fest im Juni öffentlich vorgestellt werden.
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