Zum 125. Geburtstag von Franz Radziwill (1895-1983) gibt es zwei umfangreiche Ausstellungen in Dangast und Oldenburg. Auch die Reihe „Vorträge im Palais“ widmet sich dem Künstler: Am Mittwoch, 19 Februar, 19 Uhr, referiert Birgit Denizel über Franz Radziwill.
Von Britta Lübbers
Unbekannte Flugobjekte über dem Jadebusen, ein durchschossener Stahlhelm zwischen Weidezäunen, das ebenso unspektakuläre wie schöne „Fenster meines Nachbarn“: Franz Radziwill konnte Katastrophe und Klarheit gleichermaßen. Neben Otto Dix und George Grosz gehört er zu den führenden Vertretern der „Neuen Sachlichkeit“. Zu seinem 125. Geburtstag wird der vielseitige Maler mit der nicht immer eindeutigen politischen Haltung mit Ausstellungen im Radziwill Haus in Dangast und im Oldenburger Schloss gewürdigt. Am Mittwoch, 19. Februar, spricht die Kunstwissenschaftlerin Birgit Denizel über den mit vielen Preisen ausgezeichneten Maler. Sie kuratiert seit zwölf Jahren die Ausstellungen im Franz Radziwill Haus.
Radziwill malte expressionistisch und sachlich, magisch, visionär und kühn. Der gelernte Maurer und Architekt aus einfachsten Verhältnissen war Soldat im Ersten Weltkrieg und musste u.a. in Russland kämpfen. Als Kriegsgefangener fasste er den Entschluss: „Wenn ich hier lebend rauskomme, werde ich Maler.“ Er kam lebend raus, er wurde Maler und gilt heute als Hauptvertreter der Stilrichtung „Neue Sachlichkeit“. Technik und Natur, moderne Erfindungen und ihre Auswirkungen auf den Menschen faszinierten ihn. Seine kompromisslose künstlerische Auseinandersetzung mit diesen Themen macht ihn ungebrochen aktuell. Unumstritten ist er aber bis heute nicht. 1933 übernahm er die Professur des von den Nazis verjagten Paul Klee an der Düsseldorfer Akademie, erhielt aber schließlich selbst Ausstellungsverbot. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Umweltaktivist, obwohl es dieses Wort noch gar nicht gab. Er warnte vor den Folgen des stetig wachsenden Tourismus in seinem gewählten Heimatort Dangast und kritisierte den Ausbau des Ölhafens und der Raffinerie in Wilhelmshaven. Bilder malte er so lange, bis eine Augenkrankheit ihn zum Aufhören zwang.
Das Franz Radziwill Haus in Dangast und das Oldenburger Schloss zeigen aus Anlass des 125. Geburtstags des Künstlers jeweils eine Sonderschau.
„Lichtspiele“ ist die Ausstellung in Dangast überschrieben (22. März bis 10. Januar 2021), „125 Werke zum 125. Geburtstag“ heißt die Schau in Oldenburg (21. März bis 23. August).
Weitere Informationen finden sich online unter www.radziwill.de.
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