„Adressat unbekannt“ heißt die Szenische Lesung, die die Klasse 11b der KGS Rastede am 24. November in der St.-Ulrichs-Kirche präsentiert. Die literarische Vorlage war 1938 als Briefroman erschienen und spielt in den Monaten um Hitlers Machtergreifung. Das Thema sei leider sehr aktuell, sagen die Schülerinnen und Schüler.
Von Britta Lübbers
„Immer wieder ist in der Zeitung davon zu lesen, dass Juden die Kippa vom Kopf gerissen wird“, erklärt Elias. „Dass sie angespuckt und beschimpft werden.“ Das Thema Faschismus sei in Deutschland wieder gegenwärtig. Das meint die gesamte Klasse 11b und verweist auf den Anschlag auf eine Synagoge in Halle und die alltäglichen Angriffe, denen sich Jüdinnen und Juden hierzulande ausgesetzt sehen. Die Gesellschaft sei aufgerufen, vor den Gefahren, die von totalitären Ideologien ausgehen, zu warnen. Mit ihrem Auftritt im Rahmen der 1. Rasteder Lesestunden möchte die Klasse genau dies tun.
Zugleich äußern sich die Schülerinnen und Schüler ergriffen vom Inhalt des Briefromans, den sie für eine Szenische Lesung bearbeitet haben. Autorin von „Adressat unbekannt“ ist Kathrine Kressmann Taylor, die in einem Briefwechsel zwischen einem Deutschen und einem amerikanischen Juden während der Machtergreifung Hitlers nicht nur die politischen Verheerungen thematisiert, sondern zugleich die tragische Entwicklung einer Freundschaft zeigt. Sie habe nie zuvor auf weniger Seiten ein größeres Drama gelesen, so die Literaturkritikerin Elke Heidenreich. Und selten sei das zerstörerische Gift des Nationalsozialismus eindringlicher beschrieben worden.
Seit den Herbstferien befasst sich die Klasse damit, wie der knapp 70 Seiten umfassende Stoff bühnentauglich gemacht werden kann. „Dieses Projekt ist ein Wagnis und ein Abenteuer“, meint Klassenlehrer Rolf Schumacher. Ein gelingendes Abenteuer, so scheint es, denn die Klasse zeigt sich bewegt vom Gelesenen. „Das Buch ist sehr interessant, es hat viel Inhalt auf wenigen Seiten. Man erlebt hautnah, wie die Menschen sich verändern“, betont Fynn. In Kleingruppen haben sich die Schüler dem Stoff genähert. „Es war cool, so frei arbeiten zu können“, freut sich Mia.
Die beiden Protagonisten Martin und Max werden für die Aufführung jeweils doppelt besetzt, nach der Pause wechseln die Darsteller erneut. Zudem gibt es einen sogenannten Gedankensprecher. In der kommenden Woche probt die Klasse erstmals in der St.-Ulrichs-Kirche.
„Ich möchte euch dafür danken, dass ihr den Mut habt, euch mit diesem hochaktuellen Thema zu beschäftigen“, erklärt Dr. Friedrich Scheele von der Residenzort Rastede GmbH, die die Reihe veranstaltet. „Adressat unbekannt“ zeige eindrucksvoll, „welche Waffen Worte sein können“.
Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr, Einlass ist um 16.30 Uhr. Es gibt keine Platzreservierungen. Die Tickets kosten 7,50 Euro für Erwachsene und fünf Euro für Schüler. Karten im Vorverkauf gibt es in der Buchhandlung Renken, Oldenburger Straße 247, Tel. 04402 / 2276, und im TUI-Reisecenter, Oldenburger Straße 221, Tel. 04402 / 916188.
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