Das kleine Literaturfest, das gestern auf dem Kögel-Willms-Platz stattfand, bot Gelegenheit zum interkulturellen Austausch. Die Resonanz war da, hätte aber noch höher ausfallen können.
Von Britta Lübbers
Eine Frau hebt ihren mit einer arabischen Speise gefüllten Teller und schaut die Köchin lächelnd an. „Dieser Reis ist hervorragend, wie haben Sie den gemacht?“ Und die Angesprochene strahlt und verrät ihr Rezept. „Essen ist eine tolle Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen“, freut sich Rabih Hassoun, der bei der Gemeinde Rastede angestellt ist, um sich um die Belange von Flüchtlingen zu kümmern. Essen sei der kleinste gemeinsame Nenner. Darauf könne man sich immer verständigen.
Aber auch die Literatur kann Türen öffnen. Im Rahmen der „1. Rasteder Lesestunden“ fand gestern eine interkulturelle Lesung auf dem Kögel-Willms-Platz statt. Taibe Mehrabani und Kamal Ali waren eingeladen, Bücher auf Arabisch, Dari und Deutsch vorzulesen. Unterstützt wurden sie von Anja Lichy-Peichert. Unter einem Pagodendach wurde vorgetragen, Kinder und Erwachsene lauschten dem Original und der Übersetzung. Ein paar Schritte weiter war das Büfett aufgebaut, für das verschiedene Flüchtlingsfamilien nach traditionellen Rezepten gekocht hatten. Der kleine Stand war dicht umlagert.
Auch Basimgül Safi und ihre vier Kinder trugen herzhafte und süße Speisen zu den auf dem Platz verteilten Sitzgarnituren. Sie seien aus Afghanistan geflohen, erzählt Basimgül. „Wir sind froh, hier zu sein.“ In Afghanistan sei die Situation besonders für Frauen und Mädchen sehr schwer. Auf dem Land dürften viele Mädchen keine Schule besuchen. Auch deshalb sei sie glücklich, jetzt in Deutschland zu leben. „Ich kann noch nicht so gut Deutsch“, lächelt sie entschuldigend. Wenn sie einmal stockt, übersetzt ihre Tochter Khadiza (9), die die Grundschule Feldbreite besucht. „Ich komme in die dritte Klasse“, erklärt sie bündig und akzentfrei. „Mir gefällt es sehr, sehr gut an der Schule.“
Rabih Hassoun freut sich über die Dialoge zwischen den Kulturen. Dies sei die eigentliche Intention des Festes, das von der Residenzort Rastede (RR) GmbH mit Unterstützung der Rasteder Flüchtlingshelfer organisiert wurde. Auch Dr. Friedrich Scheele von der RR GmbH verweist auf die Kommunikation zwischen den Kulturen. „Deshalb haben wir diese Lesung veranstaltet.“ Was den Zuspruch betrifft, sieht er aber Luft nach oben. Er hätte sich gewünscht, dass noch mehr Rasteder das Angebot wahrnehmen. Für interkulturelle Begegnungen sei ein langer Atem notwendig, sagt Scheele. „Man muss am Ball bleiben.“
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