Sehenswert: Die heute eröffnete Ausstellung mit Arbeiten der Niederländischen Damastwebergilde im Palais Rastede
Von Britta Lübbers
Damast-Kunst, überhaupt: Webstuhl – das klingt sehr traditionell und nicht eben trendy. Dass Damaste aber so viel mehr sein können als feine Tischtücher für festliche Anlässe, das dokumentiert die aktuelle Ausstellung im Palais Rastede, die noch bis zum 24. März zu sehen ist. Gezeigt werden farbenfrohe und großformatige Kunstwerke ebenso wie filigrane Arbeiten in gedeckten Farbtönen. Die Palette reicht von abstrakt bis gegenständlich, von Landschaften über Porträts bis hin zu geometrischen Formen und Stadtansichten.
In einem der Räume steht ein sehr großer Webstuhl, den aufzubauen es einen ganzen Tag brauchte, wie Palaisleiterin Dr. Claudia Thoben in ihrer Begrüßung hervorhob. Unglaublich, dass mit einem so komplexen und schwer beherrschbar zu scheinenden Apparat derart vielgestaltige Arbeiten entstehen können. „Spiel mit Licht und Schatten“, so ist die Schau überschrieben. Denn Damaste verändern ihre Wirkung je nach Lichteinfall so stark wie kaum ein anderes Material.
Insgesamt 14 Künstlerinnen zeigen, was sie mit Damast alles können. Die Internationale Wanderausstellung war zuvor in den nördlichen Niederlanden und der Schweiz zu sehen, Rastede ist die dritte Station. Von hier aus geht es weiter nach Estland und in die südlichen Niederlande. Endstation ist das Museum für Tuch und Technik in Neumünster.
Zur Eröffnung, die von Matthias Grafe am Klavier begleitet wurde, gab Dr. Christian Stürmer eine kleine Einführung in die Geschichte der Damast-Kunst. Das Damast-Gewebe gelangte im 12. Jahrhundert von Syrien aus nach Europa. Syriens Hauptstadt Damaskus war dank seiner Lage an der Seidenstraße zu großem Reichtum gelangt – der Städtename steht Pate für den Webstoff. Das erste Zentrum der europäischen Damastweberei entstand in Flandern. Wandernde Handwerksgesellen aus der Lausitz waren so fasziniert von den Möglichkeiten, die Webstuhl und Material bieten, dass sie sich die notwendigen Fertigkeiten aneigneten und in ihre Heimat exportierten. „Um 1750 gab es rund 1600 Damast-Webstühle in der Lausitz“, sagte Christian Stürmer.
Die ersten Damast-Weberinnen und Weber arbeiteten nach Skizzen, auf denen alle Flächen und Punkte als Karos dargestellt sind. „Heute würde man sagen: Das Motiv wird aufgepixelt“, so Stürmer.
Die meisten der in der Ausstellung präsentierten Werke sind konventionell entstanden, einige Weberinnen nutzten auch einen computergesteuerten Webstuhl.
Ob puristisch oder technisch aufgerüstet: Das Ergebnis überzeugt in jedem Fall.
Lesen Sie die ausführliche Besprechung in der Februar-Ausgabe der rasteder rundschau.
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