Die Angriffe gegen Muslime hierzulande nehmen zu, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman A. Mazyek, der heute auf Einladung der AG „Für den Frieden“ in der KGS Rastede zu Besuch war. Die von den Gastgebern angekündigte Diskussion über den „Islam in modernen Zeiten“ kam nicht zustande. Dafür blieben die Fragen der Schülerinnen und Schüler zu handzahm.
Von Britta Lübbers
Was hätte man ihn nicht alles fragen können? Aiman A. Mazyek, seit 2010 Vorsitzender des ZMD, Mitglied der Deutschen Islamkonferenz, profilierter Ansprechpartner für die deutsche Politik, eloquenter und gern gesehener Gast in Fernseh-Talkshows, hätte sicher auch kritische Nachfragen beantwortet. Ist die Scharia wirklich mit dem Grundgesetz vereinbar? Was wird in Moscheen dagegen getan, dass sich junge Muslime radikalisieren? Wie gehen die Islam-Verbände gegen den teils offenen Antisemitismus in ihren eigenen Reihen vor? Was sagt der moderne Islam zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, was zur Homosexualität? Aber die Gastgeber hatten offenbar kein Interesse an einer kontroversen Diskussion. Brav spulten die drei Schülerinnen auf dem Podium der vollbesetzten Aula ihre Fragen ab, die Aiman A. Mazyek ausführlich beantwortete.
Dabei war das Intro zur Veranstaltung durchaus vielversprechend. Zu Beginn hatten sich Schülerinnen und Schüler auf die Bühne gestellt und prägnante Statements zum Islam vorgelesen, darunter den berühmten Satz von Ex-Bundespräsident Christian Wulff: „Der Islam gehört zu Deutschland“ und ein Statement der Islamkritikerin Necla Kelek, die glaubt, dass muslimische Frauen, die freiwillig ein Kopftuch tragen, zugleich ein Symbol der Männerherrschaft im Islam zeigen. Anhand „dieses babylonischen Stimmengewirrs zum Islam“, wie die Schüler die Aussagen selbst zusammenfassten, hätte sich ein tiefgründiges Gespräch entwickeln können, leider wurde diese Chance vertan.
Wie sein Tag als ZMD-Vorsitzender aussehe, wurde Mazyek eingangs gefragt. „Ich habe einen vollen Terminkalender und reise viel“, antwortete er. Der ZMD vertrete rund 300 Moschee-Gemeinden, da sei er oft unterwegs. Laut seinem Vorsitzenden deckt der Zentralrat die islamische Diversität in Deutschland gut ab. Das sehen nicht alle so. Funktionäre anderer Verbände, darunter der türkische Islamverband DITIB, werfen dem Zentralrat vor, er trete zu exponiert auf, und Mazyek geriere sich als „Obermuslim“.
Ob er antiislamischen Angriffen ausgesetzt sei, wollten die Schülerinnen wissen. Mazyek bejahte. „Die Projektion von Hass und Feindbildern gehört wohl zu meinem Job dazu“, erklärte er. „Der Shitstorm in den sozialen, um nicht zu sagen, den asozialen Medien, ist beängstigend.“
Ob sich die Kirchen ausreichend gegen Extremismus engagieren, wollte ein Schüler im Publikum wissen. „Es gibt auch Extremisten in unseren eigenen Reihen, und ich würde nie sagen, jetzt haben wir genug getan“, erklärte Mazyek. „Die Kirchen behaupten sich aber schon. Dennoch würde ich mir wünschen, dass sie den Islam nicht so stark als Konkurrenz wahrnehmen. Unsere Ethik ist ähnlich, das müssen wir noch mehr herausstellen.“
Lesen Sie den ausführlichen Bericht in der nächsten rasteder rundschau.
Diesen Artikel drucken