Lange lag der Prozess brach, jetzt kommt Bewegung in das Thema „Neugestaltung Mühlenstraße“. In einer öffentlichen Sitzung in der KGS-Aula erläuterte gestern die Verwaltung die Bürgervorschläge aus dem vergangenen Jahr und stellte einen Zeitplan vor. Dr. Friedrich Scheele präsentierte seine Ideen. Geschäftsbereichsleiter Stefan Unnewehr betonte, es gehe um nichts weniger als die Identität Rastedes.
Von Britta Lübbers
Fast zwei Jahre ist es her, dass drei Fachbüros ihre Konzepte für die Gestaltung des Areals um die Mühlenstraße präsentierten. Dann waren die Bürger an der Reihe, ihre Vorschläge liegen seit mehr als einem Jahr auf dem Tisch. In einer öffentlichen Bauausschuss-Sitzung erläuterte Geschäftsbereichsleiter Stefan Unnewehr gestern diese Bürger-Ideen. Vorab jedoch stellte er klar: „Es reicht nicht mehr aus, die ehemalige Sportanlage an der Mühlenstraße und deren Umfeld separat zu betrachten.“ Für Unnewehr geht es um das große Ganze: „Wir müssen den Blick für das strategische Ziel schärfen, ein Stück Identität im Herzen Rastedes als Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten.“ Dazu zähle in erster Linie das gesamte Schlossparkareal.
Von April bis Juni 2016 waren 27 Vorschläge von Gruppen und Einzelpersonen eingegangen. Unnewehr stellte jeden Vorschlag einzeln vor, wertete nicht und verwies lediglich auf rechtliche Hürden. Die Vorschläge reichen von moderaten Eingriffen bis hin zu ausgesprochen originellen Ideen. Dazu zählen die Errichtung eines Planetariums und der Bau einer Tropenhalle. Die meisten Übereinstimmungen gibt es laut Unnewehr hinsichtlich der Zukunft der Bäder. „Die Tendenz ist, das Freibad zu erhalten und vom Kombi-Bad abzurücken.“ Wichtig sind den Bürgern zudem die Bereitstellung von Parkflächen und die Entwicklung eines tragfähigen Verkehrskonzepts. Auf Basis der eingereichten Vorschläge hat die Verwaltung ein Maßnahmenpaket entwickelt, das Stefan Unnewehr ebenfalls erläuterte. Geprüft werden die Sanierung von Frei- und Hallenbad, die Verlegung bzw. der Neubau des Kindergartens Mühlenstraße sowie „die maßvolle Entwicklung des Kindergartenareals und des Parkplatzes Eichendorffstraße in Wohnbauland“. Die Großveranstaltungen kommen auf den Prüfstand. Alle Maßnahmen sollen schrittweise umgesetzt werden, die Verwaltung sondiert und beantragt Fördermittel. Zugleich verwies Stefan Unnewehr auf die derzeit prekäre Finanzlage. „Das Paket muss in die Haushalte der nächsten Jahre passen“, sagte er. „Teure Projekte sollten wir hintenanstellen, aber nicht ausblenden.“ Wichtig sei auch, transparent zu verfahren und die Bürger mitzunehmen.
Im zweiten Quartal 2018 soll ein Städte- und Landschaftsplaner mit der Erarbeitung konkreter Umsetzungsvorschläge beauftragt werden. Dann folgt die Beratung in den Gremien. Die Umsetzung erster Maßnahmen steht ab Frühjahr 2019 auf dem Programm.
Modellierte Landschaft
Dann war Friedrich Scheele an der Reihe. Seit April ist er Mitarbeiter der Residenzort Rastede GmbH. Sein Schwerpunkt ist die Erarbeitung eines kulturhistorischen Konzepts für Rastede.
Scheele sagte, dass vorausgegangene Eingriffe in den Schlosspark das Gelände „bagatellisiert“ hätten. Anhand alter Aufnahmen zeigte er, wie nach dem Zweiten Weltkrieg der Sportplatz und die Parkplätze aus dem historischen Gelände „herausgeschnitten“ wurden. Sein Konzept sieht vor, den aufgegebenen Sportplatz an der Mühlenstraße zurückzubauen und wieder in den Park zu integrieren. Die Sichtachse zur Klostermühle soll wiederhergestellt, der undurchsichtige Wildwuchs, der den Blick versperrt, entfernt werden. Um die Parklandschaft besser erlebbar zu machen, könnte der Bereich renaturiert, die Zäune abgebaut, die Landschaft modelliert werden. Scheele zeigte das Bild „Frühstück im Grünen“ von Edouard Manet (1832-1883), auf dem eine nackte Dame mit zwei bekleideten Herren ein Picknick einnimmt. „Warum nicht im Schlosspark picknicken?“, fragte er und präsentierte ein weiteres Foto, auf dem der ehemals fließende Übergang zwischen dem Freibad und den Grünflächen zu sehen ist.
Der Ausschuss stimmte der Beschlussvorlage geschlossen zu. Damit ist die Verwaltung am Zug, sie soll das Maßnahmenpaket weiter entwickeln, erforderliche Schritte einleiten und Fördermöglichkeiten sondieren und beantragen.
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