„Nur mal zwischendurch“: Gedichte von Achim Amme eignen sich nicht bloß für den kleinen Lyrik-Appetit. rasteder rundschau verlost zwei Buch-Exemplare.
Von Britta Lübbers
Der Titel „Nur mal zwischendurch“ führt in die Irre. Denn die ausgewählten Gedichte aus 50 Jahren, die der Poet, Schauspieler, Sänger und Liedermacher Achim Amme in seinem neuen Band versammelt hat, helfen nicht bloß durch die kleine Pause. Sie wirken nach, sie machen Lust auf mehr. „Wenn es hoch kommt, habe ich vier oder fünf gute Gedichte geschrieben“, zitiert Amme das Understatement des Lyrikers Gottfried Benn, der vielen als Gedichte-Gott des 20. Jahrhunderts gilt. Schön ist, dass Amme keine Scheu hat, sich mit diesem Großen – zumindest was die Einschätzung der Werk-Haltbarkeit betrifft – auf eine Stufe zu stellen. „Ähnlich sehe ich es für mich. Ich konnte mich nur nicht entscheiden, welche Gedichte das sind.“ Also sollen die Leserinnen und Leser entscheiden. Aber warum eigentlich? Die Auswahl ist so fein, dass ein Ranking kaum möglich ist.
Formstreng und liederlich
Seit seiner Schulzeit schreibt Achim Amme Gedichte. Zu seinem 75-jährigen Geburtstag legt er nun einen Band vor, der einen Querschnitt seines Schaffens präsentiert. 1978 erschien sein erstes Buch „Sonette für Göttinnen“, formstrenge Lyrik mit oft liederlichem Inhalt. Anders verfasste und doch immer als Amme-Poesie erkennbare Gedichtbände folgten. Achim Amme kann frei dichten, meistens reimt er aber. Als die Lyrik zunehmend den Weg in das Abstrakte, kaum noch Greifbare, ja kaum Verständliche geht, schmiedet er weiter Verse zum Anfassen. Sie liegen gut in der Hand und gut im Herzen – ganz gleich, ob der Autor liedhaft mit Motiven von Verklärung und Aufklärung spielt oder pessimistische Weltdiagnosen abgibt. In „Noahs Paarty“ widmet er sich – auch in Anbetracht der Jahrtausendwende – Weltuntergangs- und Rettungsphantasien. 2023 veröffentlicht er „Meine blaue Periode“ mit Gedichten aus den Nullerjahren. Jetzt also eine Komposition aus der Schreibstube der vergangenen Jahrzehnte.
Sehend oder blind
„Ich schreib für die Schublade. Mein schönstes Gedicht“, bekennt der junge Amme 1977. Anders als Mascha Kaléko („Mein schönstes Gedicht/ich schrieb es nicht“) kritzelt Amme damals die schönen Verse auf einen Zettel, den er in den Rinnstein wirft. Er hebt ihn wieder auf, hängt ihn an die Wand und notiert: „Dies ist mein schönstes Gedicht./Leider sieht man vor Dreck seine Schönheit nicht.“ Und schnoddrig geht es weiter in den frühen Reimen. „Wenn ich einmal tot bin, kann ich nichts dafür:/ Außer meinen Schuldnern/kräht kein Hahn nach mir.“ Man kann Ringelnatzhaftes darin finden, manches erinnert an Christian Morgenstern und an Robert Gernhardt. Für ihn schrieb er: „Robert Gernhardt ist tot./Kein Dichter in Sicht/im Angebot/der so zu uns spricht.“ Aber das alles sind Reminiszenzen, Achim Amme legt etwas sehr Eigenes in seine Texte, die viele Geschichten erzählen, die Bänkellieder sind, Liebeslieder, Trauriges, Bescheidenes und manchmal, auch das, ein bisschen Gemeines.
Was ihm das Schreiben bedeutet, gibt Achim Amme in seinen Gedichten selbst preis, und das klingt so: „Meine Heimat ist die Sprache,/die ich spreche, seit ich Kind bin./Wie verzweifelt ich auch sein mag – /jeder Atemzug heißt Hoffnung,/ob ich sehend oder blind bin.“
Achim Amme, Nur mal zwischendurch, Wehrhahn Verlag Hannover, 176 Seiten, 15 Euro.
Die rasteder rundschau verlost zwei Exemplare von „Nur mal zwischendurch“. Senden Sie bis zum 3. März eine Postkarte mit dem Stichwort „Achim Amme“ an die Redaktion, Oldenburger Straße 265, 26180 Rastede. Auch eine Teilnahme per E-Mail an verlosung.rundschau@ewe.net ist möglich. Bitte geben Sie in der Mail Ihre Postadresse an. Aus allen Einsendungen werden die Gewinner ausgelost.
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