Der Kölner Autor Andreas Izquierdo liest im Kleinen Postmuseum in Bokel aus seinem Buch „Kein guter Mann“. Die anrührende Erzählung kommt beim Publikum gut an.
Von Rolf Weller
Was macht ein frustrierter alter Postbote, der kurz vor seiner Pensionierung nach Engelskirchen strafversetzt wird? Er spielt Gott! Allerdings nur im Briefwechsel mit dem kleinen Ben. Der zehnjährige Junge hatte sich in seinem Schreiben an die Postfiliale in Engelskirchen explizit „An den lieben Gott“ gewendet, und Walter schlüpft kurzerhand in dessen Rolle. Spätestens jetzt stellt sich die Frage, ob der erfahrene Postbote tatsächlich „Kein guter Mann“ ist, wie der Buchtitel von Andreas Izquierdo suggeriert. Der Kölner Schriftsteller und Drehbuchautor geht in seiner vielschichtigen, bemerkenswerten Erzählung genau dieser Frage nach. Seine Lesung vor interessiertem Publikum fand passenderweise im Kleinen Postmuseum in Wiefelstede-Bokel statt.
Walter ist, wie gesagt, für einige seiner Zeitgenossen kein guter Mann. Deswegen ist er aber kein schlechter Kerl. Er ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, gezeichnet von einem langen Leben mit ausgeprägten Höhen und Tiefen. Er sagt seine Meinung offen und ehrlich. Für ihn gelten Werte wie Genauigkeit, beispielsweise in der Rechtschreibung. An strenge Richtlinien hält er sich dagegen nicht immer. Sehr zum Verdruss und Ärger seiner jungen, dynamischen Vorgesetzten Sabine (Walter sieht in ihr eine „Nobelpreisträgerin der Spitzfindigkeiten“): „Selbst geschriebene Antwortbriefe? Ohne die vorgefertigten, schablonenartigen Formulare zu verwenden? Wo kommen wir denn da hin? Schließlich sind wir bei der Institution Post!“
Ein Raunen und leises Kichern geht durch den gemütlichen Schankraum des Kleinen Postmuseums. Andreas Izquierdo hat hier ganz offensichtlich sein Publikum gefunden, überzeugt mit Fachkenntnis und Einfühlungsvermögen. Er hatte im Vorfeld, wie auch bei der Vorarbeit zu seinen anderen Büchern, ausführlich und akribisch recherchiert. So kam auch der Kontakt zum langjährigen Postboten Horst Martens zustande, der mit großem Engagement und viel Liebe zum Detail das Museum in Bokel betreibt.
Die intensive Vorarbeit des auf seinem Gebiet ebenso engagierten Autors Andreas Izquierdo zahlte sich aus. Einer der Zuhörer fasste seine Eindrücke im Anschluss an die Lesung lobend so zusammen: „Ich hatte das Buch schon gelesen und dachte: Der muss auch bei der Post gewesen sein!“
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