Ab dem 15. Januar präsentiert das Theater Orlando erneut Sofia Tolstois poetischen Nacht-Monolog
lü | Die Ehe zwischen Sofia und Lew Tolstoi war eine Herausforderung – vor allem für sie. Denn Sofia war erst 18 Jahre alt, als sie den 16 Jahre älteren Schriftsteller heiratete. Naiv und jung übernahm sie zunächst bereitwillig die Rolle der dienenden Ehefrau. Mit den Jahren litt sie aber zunehmend an der Ignoranz des selbstbezogenen Gatten. „Mein ganzes geistiges Leben ist für ihn ohne Interesse, er hat keine Verwendung dafür, denn er hat sich niemals die Mühe gemacht, es zu verstehen“, schreibt sie in ihr Tagebuch.
Sofia Tolstaja war Lektorin, Verlegerin, Autorin, verwaltete ein Landgut, engagierte sich sozial und kümmerte sich nebenbei noch um ihre 13 Kinder. Tolstois rund 1700 Seiten starken Roman „Krieg und Frieden“ hat sie (vor allem nachts) sieben Mal für ihn abgeschrieben und korrigiert.
Im preisgekrönten Monolog „Tolstoi in der Nacht“ von Pascale Roze erhält die Unermüdliche eine starke Stimme. „Durch kraftvolle, poetische Bilder und das Verschieben der Blickwinkel – so nimmt sie auch die Rolle ihres Mannes ein – wird ihre Situation dargestellt“, sagt Schauspielerin Sylvia Meining, die den Monolog liest. Svetlana Gelbard und Martin Meyer begleiten die Lesung am Klavier. Sie spielen Stücke von Tschaikowsky, Liszt, Rachmaninow, Skrjabin und Prokofjew. Die Rückmeldungen auf die erste Spielzeit im vergangenen Herbst seien ausnahmslos positiv gewesen, freut sich Sylvia Meining. Für den 15. und 16. Februar, jeweils um 19 Uhr, sind nun zwei weitere Vorstellungen angesetzt. Karten und Infos gibt es unter www.theater-orlando.de.
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