Eine fein-ironische Ellernrede hielt heute Mittag Friedrich-August Fisbeck. Für kommunale Probleme schlug er erstaunliche Lösungen vor.
Von Britta Lübbers
Bis auf den letzten Platz besetzt war das Festzelt, bevor der Ellernredner die Bühne betrat. „Ich habe selbst erst heute Morgen erfahren, wer es macht“, sagte Fest-Organisator Lars Hanekamp und gab dem gespannt wartenden Auditorium ein paar Tipps. „Der heutige Ellernredner wurde 1952 in Oldenburg geboren, machte in Schleswig-Holstein eine Ausbildung zum Baustoffkaufmann und kehrte als Diplom-Betriebswirt in die Gemeinde Rastede zurück. Er ist verheiratet, hat Kinder und Enkelkinder, ist im Ruhestand, aber ehrenamtlich im HGV engagiert. Na, wisst ihr es?“ Ja, sie wussten es recht schnell. „Moin, erstmal“, sagte Friedrich-August Fisbeck zur Einstimmung und setzte damit den Ton für eine fein-ironische Rede – deren Urheberschaft er allerdings nur zögerlich zugestimmt habe. „Mich kennt kaum einer. Ich bin doch nur der Mann von Evelyn aus der Politik, die mit den roten Haaren“, habe er zu Carsten Pundt gesagt, der ihn als Ellernredner gewinnen wollte. Schließlich stimmte Fisbeck doch zu. Auch wenn er vielleicht nicht zum Zeitgeist passe, wie er einwandte. Er sei ein Mann, nicht divers, er gendere nicht und sei Jäger, stichelte er gegen die vielerorts angesagte Wokeness, die auf dem Ellernfest aber wohl eher nicht zu verorten ist.
Konkurrenz zur Industrialisierung
Sein Vorname, so teilte er mit, sei nicht etwa eine Verbeugung vor dem Adel, auch wenn ihn der ehemalige Rasteder Bürgermeister Harry Wilters gerne mit „königliche Hoheit“ angesprochen habe. In seiner Familie hießen die Jungs nun mal so. Friedrich-August Fisbeck ist zwar in Oldenburg geboren, aber in Loy aufgewachsen, in einer Zeit, die weniger komfortabel, aber auch weniger durchreguliert war. Großgeworden ist er an der vielbefahrenen B 211, ohne größere Begrenzung zur Straße. Wenn die Lkw vorbeidonnerten, habe man den Fernseher nicht mehr verstehen können, erinnert er sich. „Der Fernseher war schwarzweiß, es gab drei Sender, und wenn umgeschaltet werden sollte, war ich die Fernbedienung.“ Hinter dem elterlichen Haus fuhren Dieselloks vorbei, die die Wäsche auf der Leine schwärzten. „So gerieten wir schon als Kinder in Konkurrenz zur Industrialisierung.“ Seine Mutter war Lehrerin und Fisbeck jener Schüler, der am längsten von ihr unterrichtet wurde. „Das ging ja nach der Schule weiter – auch als ich schon verheiratet war.“
Tiefgarage unter dem Friedhof
Friedrich-August Fisbeck hob die internationale Bedeutung hervor, die die Gemeinde Rastede durch Großveranstaltungen wie die Musiktage erhalten habe. Das hätte sich Paul Friedrich August wohl nicht träumen lassen, als er 1842 einen Fischteich am Ellern anlegen ließ, „dass sich hier einmal ein Teil der Welt treffen würde“, mutmaßte der Ellernredner. Die 200-Jahr-Feier des Gewässers hat sich Fisbeck, der bekannte, er wolle 140 Jahre alt werden, schon einmal im Kalender vorgemerkt. „Das solltet ihr auch tun.“
Dann nahm er das benachbarte Schloss ins Visier, das still herumstehe und so gut wie nie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde. Den Herzog sehe man auch kaum, aber man habe ja einen Bürgermeister. Sowie rote, schwarze, grüne, gelbe und – „so sagen manche“ – auch farblose Politiker.
Für kommunale Probleme hatte der Redner unkonventionelle Lösungen parat: etwa eine Sprinkleranlage, um den Schmutz in der Bahnhofsunterführung zu beseitigen, oder eine Windkraftanlage auf dem Rennplatzgelände mit Aussichtsplattform und Gastronomie und – um der Parkplatznot bei Großveranstaltungen zu begegnen – eine Tiefgarage unter dem Friedhof und der St.-Ulrichs-Kirche. Von dort könne man trockenen Fußes an der beleuchteten Krypta vorbei zum Schlosspark gelangen. Finanziert würden die Projekte, die ausnahmslos Alleinstellungsmerkmale für Rastede darstellten, gewiss durch die EU. „Ich komme bei solchen Ideen richtig ins Schwärmen.“
Er werde über die Vorschläge nachdenken, sagte Bürgermeister Lars Kraus, bevor er dem vielbeklatschten Ellernredner die Ehrenplakette überreichte. Besonders die Sprinkleranlage finde er interessant.
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