„Abinauten – keine Überflieger, trotzdem abgehoben“: Der diesjährige KGS-Abiturjahrgang verabschiedet sich ausgesprochen freundlich von seiner Schulzeit
Von Britta Lübbers
Nein, überfliegermäßig wirkten diese Abiturientinnen und Abiturienten nicht. Eher angenehm geerdet und der Zukunft zugewandt. Kein scharfes, gar böses Wort fiel im Rückblick. Die „Abinauten“, so das Motto, feierten sich und ihr Umfeld mit spürbarer Zuneigung. Die Abschlussfeier heute in der Mehrzweckhalle geriet zu einem warmen Wohlfühlbad.
„Der Weltraum – unendliche Weiten“, griff Schulleiterin Claudia Berger mit einem Raumschiff-Enterprise-Zitat das Abi-Motto auf. „Wir schreiben das Jahr 2024. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringen die Abiturienten der KGS Rastede in Sphären vor, die kaum ein Mensch zuvor gesehen hat.“ Berger fragte sich, ob das gewählte Motto für den anstehenden Aufbruch, oder doch eher für den „bisherigen Weg durch die Finsternis“ steht. Sie zitierte Newton und Einstein, streifte die Physik und das Trägheitsgesetz und kam schließlich zu dem Schluss, dass die Abinauten gut gerüstet im Kosmos unterwegs sein können. „Das Abitur ist der Beginn einer neuen Mission“, so Berger. Es biete die Freiheit, seine Träume zu verwirklichen, beinhalte aber auch die Verantwortung, kritisch zu denken und Probleme zu lösen. „Nutzt die Möglichkeiten, eure Sterne zu erreichen. Leistet euren Beitrag für eine lebenswerte, demokratische Existenz auf unserer Erde.“
Lebenslange Freundschaften
Mit der Schulzeit gehe ein wichtiger Lebensabschnitt zu Ende, begann Bürgermeister Lars Krause sein Grußwort. Die Jahre in der Schule hätten Herausforderungen, Inspiration, den Beginn von lebenslangen Freundschaften, aber auch „eine ordentliche Tüte Frust und Langweile“ mit sich gebracht – „zumindest war das bei mir so“, erklärte Krause. Anders als Jahrgängen vor ihnen stünde den Abiturienten jetzt ein Bewerbungsmarkt zur Verfügung, der auf sie warte. Krause warb dafür, Möglichkeiten zu nutzen und sich von Erfahrungen des Scheiterns nicht ausbremsen zu lassen. „Lebenswege sind selten gradlinig. Aber gerade die Umwege sind es, die uns bereichern. Geht und erkundet euer Leben.“
„Wird süß“
Lehrer Sascha Arzenscheg hielt die Jahrgangsrede, die Abiturient Johannes Neigel in Jugendsprech ergänzte. „Was geht ab, ey?“, frage Arzenschegs Sidekick zur Begrüßung. Ja, man habe sich sprachlich nicht immer verstanden, kommentierte der Lehrer. Aber die Jugendsprache sei kreativ und wandelbar und schaffe ein wichtiges Gemeinschaftsgefühl. „Bam!“, sekundierte Neigel. „Ihr verlasst die Schule als Menschen, die bereit sind, ihre Flügel auszubreiten“, glaubte Arzenscheg und bekannte: „Wir werden euch vermissen.“ Neigel rückte sein Basecap zurecht. „Come on, ey!“, rief er – donnernder Applaus für das Lehrer-Schüler-Tandem.
Gemeinsam mit Jannik Pellny hielt Johannes Neigel auch die Abi-Rede. „Hört gut zu, wird süß“, kündigte er an. Pellny nahm dem Argonauten-Motto die Bedeutungsschwere. „Wir hatten keine Gedanken an Einstein und Newton. Wir sind wie Major Tom: völlig losgelöst von der Schule.“ Diese Loslösung flankierten Neigel und Pellny mit sympathischen Dankesworten. Die gingen an die Mitschülerinnen- und schüler – „nur wegen euch durften wir so eine geile Zeit haben“ – an Claudia Berger dafür, „dass Sie uns ausgehalten und unterstützt haben“, an die Oberstufenkoordinatoren, an den Gymnasialzweigleiter Jesco Schneemann, an Hausmeister und Technik, an – „mit Riesenbeifall bitte“ – das Sekretariat und „an unsere Eltern, die immer hinter uns standen.“ Zum Abschluss dann dies: „Wir haben die Welt vor uns, lasst sie uns gestalten.“
Eine Motivationsrede gab es auch von Überraschungssprecher Lennart Pundt vom Abiturjahrgang 1999 (zur aktuellen Entlassung wird jeweils der Jahrgang eingeladen, der 25 Jahre zuvor die Reifeprüfung abgelegt hatte). Pundt erzählte drei Geschichten aus seinem Leben, die für Mut, Wiederaufstehen und Leidenschaft warben: „Finden Sie etwas, das Sie lieben“, gab er den Abiturienten mit auf den Weg. „Dann haben Sie die Chance, großartig darin zu werden.“
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