Post von der Bürgerinitiative Pro-Ipweger Moor bekamen jetzt die Fraktionen im Rasteder Gemeinderat. In ihrem Brief äußert die BI ihre Sorge um den Moorschutz. Windkraft im Moor müsse unbedingt verhindert werden, untermauern die Absender ihren Standpunkt.
Von Britta Lübbers
„Ich kann sogar verstehen, dass wir nerven“, sagt Thomas Scheurenbrand von der Bürgerinitiative Pro-Ipweger Moor. „Aber wir möchten nicht nur als Störer wahrgenommen werden.“
Seitdem bekannt ist, dass das Standortkonzept für Windenergie in der Gemeinde Rastede auch mögliche Flächen im Ipweger Moor vorsieht, wehrt sich die Initiative gegen diesen – aus ihrer Sicht – „klimapolitischen Irrsinn“.
Man habe sich sehr in die Thematik vertieft, erzählen Thomas Scheurenbrand und sein Mitstreiter Christoph Schmidt, habe Kontakt zu Fachleuten gesucht, sich vernetzt und firm gemacht. „Unsere persönliche Angst vor den Folgen der Windkrafterzeugung im Moor hat sich bestätigt, sie ist objektiv und real“, lautet das Fazit der zwei. In einem Brief an die Ratsvertreterinnen und -vertreter weisen sie jetzt noch einmal auf den Widerspruch hin, den sie darin sehen, den Moorschutz für den – vermeintlichen – Klimaschutz zu opfern. Das könne nicht funktionieren, ist Scheurenbrand überzeugt. Das Moor sei ein immens wichtiger CO2-Speicher – 700 Tonnen Kohlenstoff je Hektar bindet ein Moor, das ist unbestritten.
Innovation in Hankhausen
Man begrüße es ausdrücklich, dass die Gemeinde Rastede bis 2040 klimaneutral sein will, heißt es im Brief an die Politik. Und weiter: „Uns treibt jedoch die Sorge um, dass der Verwaltung die Bedeutung der Moore aus dem Blickfeld gerückt ist.“ In dem Schreiben wird auch das Greifswald Moor Centrum zitiert, das zur Torfmooskultivierung forscht. Seit 2015 betreibt das Centrum eine Versuchsfläche zur Paludikultur in Hankhausen. Dabei geht es um die landwirtschaftliche Nutzung nasser Hoch- und Niedermoore, ohne die Moore zu schwächen. Innovative Verfahren sind z.B. die energetische Verwertung von Niedermoor-Biomasse und von Röhrichten für neue Baustoffe.
Die Fachleute aus Greifswald jedenfalls geben Scheurenbrand und Schmidt recht. Windkraft und PV-Anlagen auf entwässerten Moorböden würden die Treibhausgasemissionen für weitere Jahrzehnte festschreiben. „Ohne die Wiedervernässung der Moore ist eine Klimaneutralität nicht zu erreichen“, bilanzieren die Wissenschaftler.
Weitere Gespräche
Die Flächenvorgabe der Landesregierung für Windenergie im Ammerland beträgt 0,84 Prozent – das sei deutlich weniger als ursprünglich erwartet, unterstreicht Scheurenbrand. „Da Rastede seine Verpflichtung im Gemeindegebiet mehr als ausreichend erfüllt, fordern wir, dass der zeitliche Druck aus der Bauleitplanung herausgenommen wird.“ Die gewonnene Zeit würde die BI gerne für weitere Gespräche mit der Gemeinde nutzen. Einem Austausch mit der Klimaschutzbeauftragten habe die Verwaltung jedoch nicht zugestimmt, berichten Scheurenbrand und Schmidt.
Das sei im Grundsatz richtig, bestätigt Gemeindesprecher Ralf Kobbe. Die Kritik der Bürgerinitiative kann er jedoch nicht nachvollziehen, denn die Verwaltung habe sich durchaus kommunikationsbereit gezeigt. „Es gab einen Austausch, und der war auch gut“, sagt er auf Nachfrage unserer Redaktion. Sowohl Wirtschaftsförderer Günther Henkel als auch Bürgermeister Lars Krause hätten sich mit Vertretern der BI zum Dialog getroffen. Da die Windpotenzialstudie aber nur mögliche Flächen ausweise, hätten weitere Gespräche über Wirkung und Folgen zum jetzigen Zeitpunkt den Charakter von Mutmaßungen. Dies sei nicht zielführend, so Kobbe.
Lesen Sie den ganzen Text in der nächsten rasteder runschau.
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