Auch nach 30 Jahren in der Villa Wächter kein bisschen angestaubt: Das Team der Gemeindebücherei zeigt bei der Jubiläumsfeier, dass moderne Formate auch in alten Gemäuern möglich sind
Claudia Kuiper
Viele große und kleine Gäste feierten am Sonntag das 30-jährige Bestehen der Rasteder Gemeindebücherei. Bei strahlendem Sonnenschein wurden um 9 Uhr die Tore zum Garten der Villa Wächter geöffnet. Unter den hohen alten Bäumen schenkten die Mitarbeiterinnen Orangensaft und alkoholfreien Sekt zum Anstoßen aus und luden zum Stöbern am langen Tisch mit mehr als 30 aktuellen Comics, Graphic Novels und Mangas ein. An einem weiteren Stand schuf Karikaturist und Schnellzeichner Robert Gurthat Kunstwerke für die Besucherinnen und Besucher.
Bürgermeister Lars Krause skizzierte in seiner Rede zum Jubiläum die Erfolgsgeschichte der Bücherei seit 1992. Ein Jahr zuvor hatte sich die Gemeinde zwar für die Eröffnung einer Bibliothek entschieden, der Standort blieb aber zunächst offen. Eine Option sei die Turnhalle an der Wilhelmstraße, eine andere Möglichkeit ein Eisenwarengeschäft gewesen, berichtete Krause. Die Entscheidung sei dann für das wunderschöne Bürgerhaus aus dem Jahr 1911 gefallen, das die Gemeinde von der Kögel-Willms-Stiftung gepachtet hat. Die in den 1990er-Jahren gängigen Medien wie Tonbänder, Schallplatten, Kassetten und CDs haben mittlerweile Platz gemacht für „Tonieboxen“, „TipTois“ oder „BOOKiis: Lautsprecherboxen mit Hörfiguren und sprechende Stifte, die Bücher und Spiele zum interaktiven Erlebnis machen sollen. Den Siegeszug des Internets und eine digitale „Onleihe“ konnte zu der Zeit noch niemand vorausahnen. Besonders würdigte Krause die Motivation der Bücherei-Mitarbeiterinnen, stets neue Formate anzubieten und einen echten Mehrwert für die Einwohnerinnen und Einwohner zu schaffen. So wurde Ende 2021 die Bücherei mit dem Zertifikat „Bibliothek mit Qualität und Siegel“ der niedersächsischen Landesregierung und der kommunalen Büchereizentrale Niedersachsen ausgezeichnet.
Auch Büchereileiterin Nicole Tielker berichtete von den Anfängen der Einrichtung in der Villa Wächter. Der Standort sei zu Anfang nicht überall auf Gegenliebe gestoßen, und auch jetzt gebe es manchmal ein Ringen zwischen Wohlfühlatmosphäre und modernen Standards. Ein Zeitgenosse vermutete 1992 sogar, dass der Standort in der denkmalgeschützten Villa mit repräsentativer Fassade wohl nur von seinem voraussichtlich schmalen Inhalt ablenken solle. „Aber unser Bestand ist up-to-date für alte und junge Menschen“, stellt Tielker klar. Nicht nur Bücher, auch Konsolenspiele oder Themenkoffer mit Bastelbedarf und Kostümen gehören zum Angebot.
„Und ja: Unser Haus ist nicht 100 Prozent barrierefrei“, gab Tielker offen zu. „Aber wir betätigen unseren Außenlift für Rollstuhlfahrer, öffnen die Türen für Eltern mit Kinderwaren, tragen Rollatoren für Ältere die Eingangstreppen herauf und suchen für mobilitätseingeschränkte Menschen die passenden Medien heraus. Wir sind für alle da.“
Lesungen für Kinder und Erwachsene
Auf die nächste Veranstaltung im Rahmen des Bücherei-Jubiläums freut sich Nicole Tielker bereits ganz besonders: „Fee Krämer wird zu uns kommen und uns ihre tolle Geschichte von Dodo Wallo und dem völlig verflixten Zeitreise-Ei präsentieren.“ Die Lesung für Kinder ab 8 Jahren beginnt am Mittwoch, 18. Mai, um 15 Uhr. Die Eintrittskarten kosten für Kinder 2 Euro, für Erwachsene 4 Euro. Eine Lesung der besonderen Art für Erwachsene gibt es am 24. Mai: Rainer Rudloff vom Institut für lebendige Sprache präsentiert sein Programm „Allein auf dem Meer“, in dem er aus den Werken „Schiffbruch mit Tiger“ von Yann Martel und „Im Rausch der Stille“ von Albert Sánchez Piñol liest. Beginn ist um 19 Uhr. Bis zum 31. Mai können Erwachsene außerdem am „Gewinnspiel der Erinnerungen“ teilnehmen und ihre schönsten Geschichten rund um die Gemeindebücherei teilen. Teilnahmekarten gibt es in der Bücherei.
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