Heute wurde die Ausstellung „Watt du willst“ mit Bildern von Anett Münnich im Palais Rastede eröffnet. Zu sehen sind Landschaften in Bewegung, die durch ihre Energie verzaubern.
Von Britta Lübbers
Es schäumt und rauscht in ihren Bildern, es raschelt und zischt: Anett Münnich präsentiert Natur als eine vielgestaltige Lebendigkeit, die sich verformt und verformt wird. In ihren Papierarbeiten und Gemälden liegen Power und Poesie. Da sinken Bäume ins Moor, ins Laub, in den Schlamm. Da pinselt das Meer Linien auf Sand, da entsteht im Watt eine perfekte Geometrie. „Heimkehr“ oder „Dahinterland“ lauten die Titel der Werke. Die Farben sind satt und zart, es gibt kräftige und feine Konturen. Zwischen 20 und 50 Farbschichten trägt Anett Münnich in ihren Acrylbildern auf. „Es ist pure Emotion“, beschreibt sie ihr Herangehen. So entsteht der Eindruck von Bewegung, ein Fließen, dem sie zugleich einen Rahmen verleiht.
Begonnen hat Münnich, die in Brandenburg aufgewachsen ist und heute in Berlin lebt, mit Aquarellen. Stadtansichten spielten zunächst eine wichtige Rolle. So stellte sie sich während eines New York-Aufenthalts mitten in den tosenden Verkehr am Times Square und hielt die Vitalität dieser nahezu ungebremsten Urbanität in plein air-Malerei fest. „Das ist aber schon lange her“, erzählt sie in Rastede. Sie sei zu ihren Ursprüngen zurückgekehrt, zur Natur. „Das mag auch an meiner Herkunft liegen, ich bin in einem Forsthaus großgeworden.“
Im Palais zeigt die Künstlerin Werke aus den vergangenen drei Jahren. „Watt du willst“ ist die Schau überschrieben, die noch bis zum 13. März zu sehen ist. Der Titel bezieht sich auf großformatige Gemälde sowie Siebdruck- und Papierschnittarbeiten, die 2020 während eines siebenwöchigen Aufenthalts im Künstlerhaus Hooksiel entstanden sind. Jeden Tag sei sie ins Watt gegangen, sagt die Künstlerin. Skizzen hat sie nicht gemacht, ein paar Fotos, die schon. Die wichtigsten Eindrücke habe sie im Kopf behalten. Sie habe keine endgültige Vorstellung davon, wie genau ein Bild aussehen soll, wenn es fertig ist. Langsam forme sich aus dem Chaos die Struktur – wie in der Natur. Das Wattenmeer mit seinen geometrischen Formen, den Linien und Schraffuren habe sie sofort begeistert, lächelt Münnich.
Zur Eröffnung der Schau in Rastede war auch die Leiterin des Künstlerhauses Hooksiel, Renate Janßen-Niemann, gekommen, die ein Gespräch mit Anett Münnich führte. Sie erzählte, dass die Künstlerin zunächst einen Crashkurs durch eine Wattführerin erhalten habe. „Danach kamst du aus dem Schwärmen nicht mehr heraus.“
Freischwimmen
„Watt du willst“ ist die erste Ausstellung, die nach dem Tod von Palaisleiterin Dr. Claudia Thoben in den historischen Räumen eröffnet wurde. „In dieser grauen Zeit tut es gut, etwas uneingeschränkt Schönes zu machen“, sagte der neue Vorsitzende des Kunst- und Kulturkreises Rastede (KKR), Siegfried Chmielewski. KKR-Mitglied Annette Jungclaus erklärte, dass die Ehrenamtlichen in Vorbereitung auf die Ausstellung ohne Claudia Thoben so manches Mal „knöcheltief im Schlick“ standen. Sie hätten lernen müssen, sich frei zu schwimmen. Anett Münnich habe ihnen wiederholt einen Rettungsring zugeworfen. „Du hast uns weit über das übliche Maß hinaus unterstützt“, so Jungclaus.
Münnich wiederum bedankte sich für die gute Kooperation bei der Realisierung der Ausstellung, die von Rastede zunächst ins Kunsthaus Norden und dann nach Rosenheim gehen wird. Sie lobte auch die virtuosen Improvisationen der Pianistin Ulla Schmidt, die die Schau musikalisch begleitete. „Ich bin beflügelt durch meine eigenen Bilderwelten gereist.“ Wer sich gleichfalls beflügeln lassen möchte, dem sei ein Ausstellungsbesuch sehr ans Herz gelegt.
Lesen Sie den ausführlichen Text in der nächsten rasteder rundschau.
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