Mit deutlicher Mehrheit verabschiedete gestern der Gemeinderat den Satzungsbeschluss zum immer wieder kontrovers diskutierten Wohnbaugebiet
Von Britta Lübbers
Am Ende war es dann doch eine sehr klare Entscheidung: Mit sieben zu vier Stimmen hatte am Montag der Bauausschuss den Satzungsbeschluss zum Baugebiet im Göhlen verabschiedet – mit 22 zu acht Stimmen votierte gestern der Gemeinderat im Dorfkrug Delfshausen für die Fortsetzung des Großprojekts mit mehr als 100 Bauplätzen. Nun kann die Gemeinde die Vermarktung der Grundstücke wieder aufnehmen.
Im Juli 2020 hatte das Oberverwaltungsgericht den Bebauungsplan zunächst außer Vollzug gesetzt und ein Jahr später für unwirksam erklärt. Jetzt ist die „Heilung“ (wie es im Fachjargon heißt) der beanstandeten Mängel erfolgt. Das Gericht hatte Fehler in der Verkehrsprognose festgestellt und die fehlende Auslegung des Oberflächenentwässerungskonzepts beanstandet. Die Mängel wurden beseitigt, eine erneute öffentliche Auslegung durchgeführt. „Alle Anforderungen wurden abgearbeitet, der Stand ist so, wie der Gutachter sich das vorstellt. Es gibt keine neuen Erkenntnisse“, fasste Fachplaner Thomas Aufleger die Lage im Ausschuss zusammen.
Während der Aussprache sowohl im Bauausschuss als auch im Gemeinderat wurde deutlich, wie kontrovers das Baugebiet auch innerhalb der Fraktionen bewertet wird.
„Beim nächsten Mal machen wir es anders“, erklärte Hendrik Lehners (CDU). Es wäre besser gewesen, die Bürger früher zu beteiligen. Zugleich betonte er, dass mit einem Bypass der Druck aus der Bäke herausgenommen und das Regenrückhaltebecken größer als nötig ausfallen werde. „So setzen wir ein starkes Zeichen, dass wir nicht über die vorgebrachten Bedenken hinweggehen.“
Monika Sager-Gertje (SPD) wies darauf hin, dass ihre Fraktion grundsätzlich für das Baugebiet gewesen sei. Doch die Probleme durch den Starkregen hätten Zweifel ausgelöst, die das Gutachten nicht habe zerstreuen können. Die Fraktion werde nicht einheitlich abstimmen. „Ich bin dagegen. Eine vernünftige Planung sieht anders aus.“
„Das Vorhaben war von Beginn an überdimensioniert, wir können dem nicht zustimmen“, bekräftigte Theo Meyer die Position der UWG.
Die Überflutungen im Göhlen hätten ihre Meinung zum Baugebiet geändert, bekannte Sabine Eyting (Grüne). „Es ist deutlich geworden, dass wir uns in einem Hochwassergebiet befinden. Das hat mich bewogen, nicht zuzustimmen.“ Sie plädierte dafür, kleiner zu planen und tiefer gelegenes Gelände nicht zu bebauen. Auch einen Bypass lehnte sie ab und schlug vor, stattdessen Überflutungsflächen und Polder anzulegen. Zudem sprach sie sich für eine andere Verkehrsführung aus.
Auch Evelyn Fisbeck (FDP) äußerte Zweifel. „Mit dem Wissen von heute hätten wir uns damals vielleicht anders entschieden. Aber ich stimme zu. Ich vertraue auf die Planer.“
Ein flammendes Plädoyer für die Bebauung hielt Susanne Lamers (CDU): „Wir haben hier ein Baugebiet, das wir alle wollten. Es ist ein Sahnestück. Wir haben viel Herzblut hineingelegt und neue Wege beschritten.“ Sie vertraue dem Urteil des Fachplaners. „Wenn wir jetzt sagen, das stellen wir uns aber anders vor, dann haben wir ein Millionengrab“, fügte sie hinzu.
Nachdem der Ratsvorsitzende Thorsten Bohmann nahezu jede Rednerin, jeden Redner hatte ermahnen müssen, sich kürzer zu fassen, wurde der Beschluss mit deutlicher Mehrheit gefasst. Damit ist der Bebauungsplan rechtskräftig.
Lesen Sie den ausführlichen Text in der nächsten rasteder rundschau.
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