Urlaub geht bloß bedingt in diesem zweiten Corona-Jahr, Kultur auch. Da kommt die Idee des Theaters Orlando gerade recht. Im Juni setzt es sein Format „Poesie im Park“ fort und bittet zum Wellenrauschen an den Strand – Musik, Geschichten und Gemaltes inklusive.
Von Britta Lübbers
Zu normalen Zeiten wäre Sylvia Meining jetzt mitten drin in den Vorbereitungen zum neuen Theaterstück. Doch die Zeiten sind nicht normal, das spüren Kreative und Kunstschaffende besonders. Eine aktuelle Spielzeit zu konzipieren – für das kleine Zimmertheater ist dies allein wegen der Corona-Abstandsregeln derzeit illusorisch. Bereits im vergangenen Sommer hatte das Orlando jedoch aus der Not eine Tugend gemacht und die Reihe „Poesie im Park“ ins Leben gerufen, die großen Anklang fand. Jetzt gibt es eine weitere Auflage. Diesmal dreht sich alles ums Meer – „ich zupfe an der Wolke und schaue übers Meer“, hat Sylvia Meining die Veranstaltung im Palaisgarten übertitelt. Meining trägt Geschichten und Lyrik vor, Michael Bunger macht Musik. Die hat er eigens für die Veranstaltung arrangiert. „Er spielt leidenschaftlich spanische Gitarre, mal temperamentvoll, mal zurückhaltend“, sagt Sylvia Meining. So würden die Worte auf einnehmende Weise transportiert. Damit sich die Zuhörerinnen und Zuhörer noch intensiver in Küste und Land, in Weite und Wasser hineinfühlen können, wird im Park auch Malerei mit Meermotiven von Gabi Onnen gezeigt. Die Werke der Malerin, die Mitglied im Bund Bildender Künstler (BBK) ist, wirken wie Bühnenbilder, so Meining.
Die Auswahl der Autorinnen und Autoren, aus deren Werk Sylvia Meining vorträgt, ist bunt. Die Palette reicht von Johann Wolfgang von Goethe über Katherine Mansfield und Elisabeth Borchers bis zu Hilde Domin, Christine Busta, Wislawa Szymborska, Sophia de Mello Breyner Andresen und Charles Trenet, der mit seinem Chanson „La Mer“ weltberühmt wurde.
Drei Lesungen sind geplant: am 19. und 26. Juni, jeweils ab 16 Uhr, und am 27. Juni, ab 11 Uhr. Die maximal 50 Gäste sind unter einem Pagodendach vor Regen geschützt. Um Voranmeldung wird gebeten: www.theater-orlando.de. Sollte die Nachfrage groß sein, können Zusatztermine angeboten werden.
Es sei sehr anregend gewesen, Literatur zum Thema Meer zu sichten, sagt Sylvia Meining. Die Fülle hochwertiger Texte habe sie beeindruckt. „Ich bin immer tiefer ins Thema hineingeraten, es war schön.“
Wenn man ans Meer komme, solle man aufhören zu sollen, glaubte der Lyriker Erich Fried, und nichts mehr wollen wollen, „nur Meer, nur Meer“.
Diesen Artikel drucken