Landrat Jörg Bensberg ist erbost darüber, dass der Landkreis Ammerland bis zum 6. Juni im Prinzip keinen Erstimpfstoff mehr bekommen soll. Die SPD-Landtagsabgeordnete Karin Logemann hingegen sagt, grundsätzlich seien keine Lieferreduzierungen vorgesehen.
lü/rr | Sehr verärgert zeigt sich Landrat Jörg Bensberg über eine gestern vom Sozialministerium erhaltene Mitteilung, nach der der Landkreis Ammerland bis zum 6. Juni bis auf 800 Dosen AstraZeneca keinerlei Impfstoff mehr für Erstimpfungen erhalten soll. Lediglich für die erforderlichen und schon terminierten Zweitimpfungen werde ausreichend Impfstoff zur Verfügung gestellt.
„Es ist unfassbar: Es vergeht kaum ein Tag, an dem sich Bundes- und Landesminister vor die Kamera stellen, um weiteren Gruppen wie zum Beispiel den Mitgliedern der Feuerwehren zu verkünden, dass sie nunmehr auch in die Gruppe der prioritär zu impfenden Personen aufgenommen werden und damit berechtigte Hoffnungen und Erwartungen wecken“, so der deutlich verstimmte Landrat. Gleichzeitig verkünde das Land Niedersachsen nun, dass Impfstoffe in den kommenden Wochen nur für Zweitimpfungen zugestellt werden könnten. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für all diejenigen, die nun schon so lange warten und sich angesichts der Ankündigungen entsprechende Hoffnungen gemacht haben.“ Auch auf den Hinweis des Impfzentrums des Landkreises, dass man freie Kapazitäten habe, die man gerne durch mehr Impfstoff füllen wolle, habe das Land eine abschlägige Antwort gegeben.
„Einerseits zusätzliche Personenkreise werbewirksam in einen prioritären Status zu erheben, andererseits aber dafür überhaupt keinen Erstimpfstoff zur Verfügung zu stellen, das grenzt tatsächlich schon an Volksverdummung“, stellt Bensberg klar. „Und im Zweifel müssen es unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Impfzentrum dann ausbaden, wenn zu Recht verunsicherte oder verärgerte Impfwillige sich dort melden und unter Hinweis auf die Versprechungen der Landes- und Bundespolitiker ihren Impftermin einfordern.“
„Impfungen bleiben gewährleistet“
In einer Pressemitteilung hat die SPD-Landtagsabgeordnete Karin Logemann heute auf die Vorwürfe reagiert. Unter der Überschrift „Impfungen bleiben gewährleistet“ teilt sie mit, dass die Lieferung von Impfstoffen „nicht weniger werde“. Allerdings müsse darauf geachtete werden, dass nun auch die Zweitimpfungen „gut und schnell durchgeführt werden“. Es gebe keinen Erlass vom Ministerium, der besage, weniger Dosen zu liefern oder Erstimpfungen auszusetzen, erklärt Logemann.
Niedersachsen erhalte in den Monaten Mai und Juni rund 235.000 Impfdosen pro Woche. Die Liefermengen stiegen weiter an. Sie sei davon überzeugt, dass Impfzentren und Ärzte die Mammut-Aufgabe der Impfungen gut stemmen werden, gibt sich die Abgeordnete zuversichtlich. „Zumal ab dem 7. Juni auch die Betriebsärztinnen und -ärzte mit in die Impfkampagne einsteigen können.“
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