„AHA+L“ ist das neue Programm für das Evangelische Bildungshaus Rastede überschrieben. Der Slogan soll zeigen, dass es neben Corona noch andere Aha-Erlebnisse geben kann – zum Beispiel beim Lernen.
Von Britta Lübbers
AHA – das steht zurzeit weniger für den positiven Geistesblitz als vielmehr für die griffige Corona-Order: Abstand wahren, Hygiene beachten, Atemschutzmasken tragen. „AHA+L“ hat das Evangelische Bildungshaus Rastede sein aktuelles Programm überschrieben. Das Motto bezieht sich sowohl auf die Corona-Regeln als auch auf ein freudig geäußertes „Aha“, dem ein „L“ für „Lernen“ beigefügt ist. „Wir wollen Aha-Erlebnisse möglich machen“, bringt es Bildungshaus-Leiterin Martina Rambusch-Nowak auf den Punkt. „Corona wird uns nicht loslassen“, fügt sie hinzu. „Aber wir wollen das Bildungsjahr nicht dem Virus überlassen.“ Statt in Sorge zu verharren, möchte ihr Team Mitspieler sein im gegenwärtigen Wandel.
Während des ersten Lockdowns war die Einrichtung geschlossen, ab Sommer fanden wieder Seminare statt, die Teilnehmerzahl war aber deutlich herabgesetzt. Nachdem im Herbst der zweite Lockdown verkündet wurde, trafen die Stornierungen ein. Die Einnahmeausfälle habe man ganz gut kompensieren können, erklärt die Leiterin auf Nachfrage. Kurzarbeit wurde eingeführt, zudem gab es Unterstützung aus einem Sonderfonds für die Erwachsenenbildung und aus der Corona-Soforthilfe. Schwer wogen hingegen die verordneten Kontaktbeschränkungen. Die Bildungsarbeit lebe von der Nähe zueinander, unterstreicht Martina Rambusch-Nowak, „Bildung ist Beziehung.“
Als es im Sommer möglich war, konkrete Angebote im Bildungshaus zu machen, legte das Team dann auch sofort los. Die Kreativen Familientage z.B. waren so organisiert, dass jede Familie zwar für sich agierte, aber zugleich aus einem Füllhorn an Möglichkeiten wählen konnte. Die Veranstaltung sei eine logistische Herausforderung gewesen, erinnert sich Dozentin Heike Scharf. Wie überhaupt die Entwicklung der Corona-konformen Konzepte mehr Arbeit und Einsatz verlangten. Das gelte auch für die Bereiche Küche und Haustechnik. So wurde der Speisesaal zum Seminarraum umfunktioniert, weil hier der größte Abstand eingehalten werden kann. Gegessen wird jetzt in einem Zelt, das im Garten aufgebaut ist.
„Corona bedeutet nicht Stillstand und kann sogar Chancen eröffnen“, erklärt Dozent Swen Engel und verweist auf ein Seminar zum sanften Tourismus. Die verordneten Reisebegrenzungen könnten helfen, den Blick auf das Naheliegende zu richten. „Bewusst genießen, was vor Ort da ist“, umschreibt er das Konzept.
Auch Michelle Müller, die ein Freiwilliges Soziales Jahr im Bildungshaus absolviert, empfindet die Gegenwart nicht als verloren, im Gegenteil. „Ich bin dankbar für die besondere Zeit, die ich hier erleben darf. Es ist beeindruckend, wie offen alle für neue Ideen sind.“
Neben den Seminaren zur beruflichen und kulturellen Bildung, zu Seelsorge, Hospiz und Spiritualität, Theologie, Familie und Gesundheit soll in diesem Sommer erneut ein Frauenfestival stattfinden. Es trägt den Titel „Mutausbruch“ – ein selbst kreierter Begriff, der stellvertretend für das gesamte Programm stehen könnte.
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