Gestern präsentierte die Verwaltung dem Feuerschutzausschuss einen detailreichen Vorentwurf für den von der Wehr beantragten Erweiterungsbau. Zur Entscheidung darüber kam es aber nicht, denn CDU und Grüne fordern nun, auch Pläne für einen Neubau vorgelegt zu bekommen.
Von Britta Lübbers
Das Erstaunen über den von der Mehrheitsgruppe gestellten Antrag war Horst Segebade (SPD) deutlich anzumerken, sein Unbehagen auch. Zornig zerknüllte er seine vorbereitete Stellungnahme, denn die bezog sich auf die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses in Loy. Dass sich die Politik nun auch mit einem möglichen Neubau beschäftigen soll, das hatte die Opposition nicht auf dem Zettel. „Ich bin verärgert und überrascht“, sagte Segebade. Es folgte eine rund 90 Minuten dauernde und immer wieder drehkreisende Diskussion, an deren Ende der Antrag von CDU und Grünen mit sechs gegen fünf Stimmen angenommen wurde.
Zu Beginn der Sitzung hatte Geschäftsbereichsleiter Stefan Unnewehr die vom Rasteder Architekten Dirk Zoller erstellte Vorplanung erläutert. Hintergrund ist ein Antrag der Freiwilligen Feuerwehr Loy-Bargorn aus dem Jahr 2014 auf Erweiterung bzw. Sanierung des Gerätehauses. Nach Rücksprache mit der Wehr wurde der Entwurf mehrmals angepasst. In der jetzt vorliegenden Version wird ein Teil der Räume – Sozial- und Ausbildungsbereich mit Küche, Jugendraum, Abstellbereich – in den oberen Stock verlegt, der auch mit einem Fahrstuhl erreichbar ist. An der Rückseite wird angebaut, die Parkplätze werden neu angeordnet. Es gibt einen Lagerraum für kontaminierte Kleidung sowie neue Umkleiden samt Sanitäranlagen mit getrennten Bereichen für Männer und Frauen. Die Kosten betragen rund 960.000 Euro. Ein Neubau würde zwischen 1,8 und zwei Millionen Euro kosten, fügte Unnewehr hinzu. Denn der Vorlage war zu entnehmen, dass die Feuerwehr nicht rundum zufrieden mit dem Entwurf ist. Der neue Lagerraum sei zu klein, moniert die Wehr. Zudem hat sie Bedenken, weil nach der Erweiterung die baulichen Möglichkeiten erschöpft sind. Eine größere Fahrzeughalle wäre – sollte sie erforderlich sein – nicht mehr umsetzbar. Allerdings weist das Konzept bis 2034 keinen Bedarf nach einem zusätzlichen Fahrzeug aus. Gleichwohl favorisiert die Einheit Loy-Barghorn einen Neubau an einem anderen Standort – der müsste aber erst einmal gefunden werden, wie Stefan Unnewehr deutlich machte. Zugleich wies er auf die Kosten allein für den Grunderwerb und das Bauleitverfahren hin. CDU und Grüne jedoch griffen die Idee auf.
Kein Berliner Flughafen
„Uns liegt eine detailscharfe Planung vor. Detailreiche Pläne wünschen wir uns auch für einen Neubau“, sagte Hendrik Lehners (CDU). Dabei solle die Dorfentwicklung in Loy und hier besonders der Dorfplatz und die Grundschule, die vielleicht einmal Ganztagsschule sein wird, mitbedacht werden. „Es ist gut möglich, dass in 20 Jahren andere Anforderungen an die Feuerwehr gestellt werden als heute. Es wäre fahrlässig, wenn wir das nicht mitberücksichtigen“, sagte Lehners.
„Wir wollen keinen Berliner Flughafen bauen“, entgegnete der erzürnte Horst Segebade. „Wir stehen bei der Feuerwehr im Wort. Mit Ihrem Antrag schieben Sie ein Projekt, mit dem wir uns seit nunmehr sechs Jahren beschäftigen.“ Jedes Jahr investiere die Gemeinde rund eine Million Euro in ihre Ortswehren. „Das ist eine solide Finanzplanung, die können Sie nicht einfach über Bord werfen. Und wer soll das bezahlen? Außerdem wecken Sie Begehrlichkeiten an anderen Standorten.“
Für einen Neubau sprach sich indes auch Gemeindebrandmeister Ingo Riediger aus. „Loy wird wachsen, und dann müssen Schule und Feuerwehr mitwachsen. Es macht Sinn, darüber nachzudenken, bevor es zu spät ist“, so Riediger.
Skeptisch hingegen zeigte sich Dirk Bakenhus (UWG). „Über Grundstückspreise in der Gemeinde müssen wir gar nicht erst reden. Und was den Haushalt betrifft, so haben wir eine unsichere Einnahmesituation. Ich freue mich über die jetzt vorgelegte Lösung, die schnell umsetzbar ist.“
„Wir sind nicht für ein neues Feuerwehrhaus, wir wollen lediglich eine Gegenüberstellung beider Varianten“, stellte Eckhard Roese (Grüne) klar.
„Wir haben genug geplant und verschoben, wir müssen jetzt handeln und ausbauen“, erklärte bündig Rainer Zörgiebel (FFR)
„Wozu haben wir einen Feuerwehrbedarfsplan auf den Weg gebracht, wenn der nach einem Jahr schon wieder zur Debatte steht?“, schaltete sich Bürgermeister Lars Krause ein. „Wo sehen Sie Kapazitäten? Was machen wir mit dem alten Gebäude?“, fragte er und betonte, er habe für den Antrag „null Verständnis“.
Levent Süre (SPD) erklärte, er widme sich den Feuerwehren mit Herzblut. Aber in diesem Fall gehe es um den Unterschied zwischen wünschenswert und notwendig. „Der Haushalt wurde mit heißer Nadel gestrickt, wir haben den Ausgleich gerade noch hinbekommen. Das, was Sie jetzt wollen, ist nicht notwendig. Ich appelliere an Ihre Vernunft: Stimmen Sie der Vorlage zu.“
Aber der Appell zog nicht, gegen die Stimmen der Opposition wurde der Antrag verabschiedet. Der Fachausschuss wird sich im Februar erneut mit dem Thema beschäftigen. Dann soll ein erster Entwurf für einen Neubau vorliegen.
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