Im Ammerland hat sich die Initiative „Gemeinschaftsfeld“ gegründet. Sie möchte ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen und eigenes Gemüse anbauen. Ein Feld in Hahn-Lehmden gibt es bereits. Weitere Mitstreiter werden gesucht.
Von Britta Lübbers
Weltweit geht ein Drittel aller essbaren Lebensmittel verloren. Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe landet hierzulande jedes achte Lebensmittel in der Tonne. Das entspricht 571 Kilo an Essen, das pro Sekunde entsorgt wird. Die Verschwendung passiert entlang der gesamten Wertschöpfung, vom Acker bis zum Teller. Die meisten Lebensmittel werden in den Privathaushalten weggeworfen. Aber auch die Landwirtschaft sortiert aus: zum Beispiel krummes Gemüse, das verzehrbar wäre, aber den ästhetischen Standards nicht entspricht. Die Landwirte machen das nicht aus Spaß. Sie gehorchen dem Markt und den Ansprüchen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Genau hier setzt die Initiative „Gemeinschaftsfeld“ an: Sie möchte die Wertschätzung für Lebensmittel fördern. Wer mit den eigenen Händen Gemüse anbaut, entwickelt einen anderen Bezug zu Ernte und Verzehr.
Die Initiative hat sich aus der Ammerländer Gruppe W.I.M. („Weniger ist machbar“) entwickelt. W.I.M. gründete sich 2018 und setzt sich seitdem für mehr Nachhaltigkeit ein. Zum Auftakt startete die Gruppe die viel beachtete Aktion „Plastikfrei im Ammerland“. Mit „Gemeinschaftsfeld“ wird erneut ein Zeichen gegen Verschwendung und für bewusstes ökologisches Handeln gesetzt. Freude soll es zudem machen.
Preis im Discounter sagt wenig über den Wert
„Immer mehr Menschen legen Wert auf frische, regionale Lebensmittel. Sie wollen wissen, woher das Essen auf ihren Tellern kommt, und wer es unter welchen Bedingungen hergestellt hat“, sagt Alke Höpken, Mitinitiatorin des Projekts. Im August hatte sich die umweltengagierte Landwirtin mit Mitgliedern der Rasteder Fridays For Future-Gruppe, der UWG und weiteren Interessierten zum Brainstorming getroffen. So sei die Idee entstanden, gemeinsam mit anderen ein Feld zu bewirtschaften, erzählt Höpken. In Felix Müller aus Hahn-Lehmden, ebenfalls Landwirt und Vorsitzender des Ammerländer Landvolkverbands, hat sich ein Bauer gefunden, der bereit ist, ein Stück Land zur Verfügung zu stellen. Ab dem kommenden Jahr können interessierte Ammerländer dort ihr eigenes Gemüse anbauen. „Ich möchte mit der Aktion die Wertschätzung für die Herstellung von Lebensmitteln steigern und wünsche mir, dass die Menschen wieder erkennen, wie viel Arbeit in landwirtschaftlichen Erzeugnissen steckt. Denn allein der Preis im Discounter gibt den Wert eines solchen Produktes nicht annähernd wieder“, beschreibt Felix Müller seine Motivation.
Projekt auch für Kinder
„Wir können nicht von den Landwirten fordern, sich zu ändern, wenn wir uns als Verbraucher nicht bewegen“, ergänzt Alke Höpken. Sinnvoll sei es, Lebensmittel aus der Region zu konsumieren. Beim regionalen Anbau entfallen lange Transportwege, das spart CO2 und Verpackungsmüll, führt die Landwirtin aus. Darüber hinaus soll das Gemeinschaftsfeld aber auch Wissen über landwirtschaftliche Arbeit, die angebauten Pflanzen und die Verarbeitung von Lebensmitteln vermitteln – und das generationsübergreifend. „Wir möchten gerne Projekte für und mit Kindern umsetzen und dabei eng mit Schulen und Kindergärten zusammenarbeiten“, betont Höpken. Doch dafür brauche es noch mehr Mitstreiterinnen und Mitstreiter. „Wer mitmachen möchte, kann sich auf vielfältige Weise einbringen, beispielsweise bei der Planung und Organisation, bei der Arbeit auf dem Feld, mit Ideen, Saatgut oder regionalen Rezepten.“
Wie genau das Gemeinschaftsfeld bestellt wird, ist noch nicht klar. Denn auch das Konzept wird gemeinsam auf den Weg gebracht. Eine Bedingung aber gibt es schon: Ein Teil der Ernte soll gespendet werden, zum Beispiel an die Rasteder Speisekammer.
Wer Interesse hat, sich beim Gemeinschaftsfeld zu engagieren, melde sich per Mail an: gemeinschaftsfeld@weniger-ist-machbar.de.
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