Der Nutzungsvertrag für das Palais zwischen der Gemeinde und dem Kunst- und Kulturkreis Rastede (KKR) war von der Verwaltung im Juni gekündigt worden. Dies hatte eine heftige Kontroverse ausgelöst. Inzwischen hat sich die Stimmung beruhigt. Gestern stimmte der Kulturausschuss einem befristeten Vertrag zu. Der KKR hatte bereits im Vorfeld unterzeichnet.
Von Britta Lübbers
Es war die Ruhe nach dem Sturm. Wo noch im Juni die Fetzen flogen, herrschte pure Einhelligkeit. Keiner der Gäste nutzte die Gelegenheit der Bürgerfragestunde, die wenigen Besucherinnen und Besucher in der KGS-Aula blieben stumm. „Das war beim letzten Mal noch anders“, konstatierte der Ausschussvorsitzende Hans-Dieter Röben. Zuvor hatten die Mitglieder den neuen, befristeten Vertrag einstimmig auf den Weg gebracht. In ihren Wortbeiträgen zeigte sich auch eine übereinstimmende Erleichterung über das jetzt geräuschlose Verfahren.
Die Nutzungsdauer für das Palais ist zunächst auf den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. September 2021 begrenzt. Während dieser Zeit werden die geplanten Sanierungsarbeiten an der historischen Anlage wohl noch nicht beginnen, wie Fachbereichsleiterin Sabine Meyer erklärte. Sie wies auch darauf hin, dass der vorliegende Vertragsentwurf gemeinsam mit dem KKR entwickelt wurde.
Für den Kulturbetrieb erhält der KKR den erforderlichen Zuschuss, nachdem er seine Pläne im Fachausschuss dargelegt hat. „Beide Parteien sind bestrebt, gemeinsam Lösungsmöglichkeiten für das vorhandene Personal zu finden“, heißt es im Vertrag.
Hintergrund ist, dass im Zusammenhang mit der millionenschweren Palais-Sanierung auch das Kulturkonzept der Gemeinde neu entwickelt werden soll. Vorgesehen ist, dass die Gemeinde durch die Residenzort Rastede GmbH hier federführend zuständig ist und der KKR eine nachgeordnete Rolle spielt. In ihren Wortbeiträgen betonten aber alle Redner, dass sie eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe anstreben.
Es habe bisher drei Gespräche zwischen ihm und den KKR-Vorsitzenden gegeben, sagte Bürgermeister Lars Krause auf Anfrage. Auch die nächsten Schritte würden gemeinsam mit dem KKR entwickelt. „Sobald konkrete Ergebnisse vorliegen, werden sie Thema im Ausschuss sein“, sicherte Krause zu.
„Wir unterstützen den Entwurf“, sagte Hendrik Lehners (CDU). Die Vertragsausarbeitung zeige, dass die hitzige Diskussion im Vorfeld berechtigt und die zuvor ausgesprochene Kündigung in dieser Form nicht notwendig gewesen sei. „Jetzt haben wir Zeit für die Entwicklung von Inhalten gewonnen“, so Lehners.
Die neue Beschlusslage enthalte „das, was jeder möchte“, unterstrich Gerd Langhorst (Grüne): Der KKR werde als Kulturträger weiter eingebunden. Der Verein, die Verwaltung, aber auch alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sollten an der Ausgestaltung des Kulturkonzepts beteiligt werden. „Das Palais soll sich mit mehr Leben füllen“, sagte Langhorst. Dabei gehe es nicht nur um Hochkultur. „Warum nicht ein plattdeutsches Theater im Palaisgarten auftreten lassen?“, nannte er ein Beispiel.
Seiner Fraktion sei wichtig, dass Lösungen für das Personal gefunden werden, erklärte Rüdiger Kramer (SPD) und fügte hinzu, dass er sich auf die kommenden Diskussionen freut. „Den Kulturbegriff für Rastede mit Leben zu füllen, das ist hochspannend und wird Spaß machen.“
Thorsten Bohmann (CDU) wollte wissen, „ob die Personalie Scheele“ Thema der Gespräche mit dem KKR gewesen ist. Dr. Friedrich Scheele, der die kulturelle Neukonzeption weitgehend unter seiner Regie hatte, musste wegen des Vorwurfs der Untreue gegenüber seinem vorherigen Arbeitgeber gehen. Nein, antwortete der Bürgermeister, Scheele sei nicht Gegenstand der Treffen mit dem KKR gewesen.
Die wichtigen Themen der Zukunft skizzierte Krause so: Was sind die Schwerpunkte des KKR, welche Aufgaben hat die Residenzort Rastede GmbH, welche Rolle können Externe spielen? Man wolle offen in den Diskurs gehen „und jetzt nicht vorgreifen“, erklärte der Bürgermeister.
Diesen Artikel drucken