„The Hidden Art Project“ heißt die sehr sehenswerte Ausstellung im ehemaligen Hema-Markt in der Oldenburger Innenstadt. Mit dabei ist auch Captn. Beasto alias Felipe Dias, der ein Tattoo-Studio in Rastede betreibt, und Christoph Fuhrken, Street-Art-Künstler aus Rastede.
Von Britta Lübbers
Felipe Dias gehört zu den Organisatoren des einzigartigen Kunst- und Kulturprojekts, das Künstlerinnen und Künstlern aus der Region eine Plattform bieten möchte. Die „Hidden Art“, die versteckte Kunst, soll raus ins Licht, Künstler und ihre Werke sollen sich zeigen, sich untereinander vernetzen, neue Akzente setzen und mit ihrem Publikum ins Gespräch kommen. Im ehemaligen Hema-Markt in der Haarenstraße 11 bis 15 haben 20 Kunstschaffende eine weiträumige Ausstellungsfläche gefunden. Es ist eine Schau auf Zeit, das Gebäude wird abgerissen, das hier Gezeigte ist kein flüchtiges, aber ein temporäres Erlebnis. Hingehen lohnt sich.
Ursprünglich sollte das Projekt im April an den Start gehen, aber Corona machte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Seit Ende Mai ist die Präsentation nun geöffnet, der Eintritt ist frei. Die Ausstellung verblüfft, zieht an und wirkt nach. Das ebenfalls geplante Rahmenprogramm mit Musik, Performance und Film kann zwar nicht stattfinden. Doch die Schau steht für sich, das Konzept überzeugt, wie Felipe Dias bestätigt. Eigentlich hätte er in den hallenartigen Räumen Musik machen sollen, neben der Handpan, einem Klanginstrument aus Stahl, beherrscht er auch Gitarre, Percussion, Bass und Gesang, aber daraus wird vorerst nichts, die Corona-Regeln verbieten ein Konzert. Ein bisschen Handpan spielen darf er aber schon. Und er stellt seine Kunst aus. Er hat seine Ausstellungsfläche selbst gestaltet, zeigt Zeichnungen mit Natur- und abstrakten Motiven, die an schrägen Holzleisten befestigt sind. Auch farbige Bilder sind darunter, er hat sie mit Wachsmalkreide und Kaffee gemalt. Auf einem Bretterquadrat liegt eine menschliche Silhouette aus Latex. Felipe hat der Figur Motive aus der Ausstellung auf Arme und Beine gesetzt, in winzigen Punkten, so als hätte er sie tätowiert. Wer näher heran geht, sieht verblüffende Details, darunter ein Miniatur-Porträt von Horst Janssen, berühmter Oldenburger und Enfant terrible der Kunstgeschichte.
„Wir wollen so vielen Künstlern wie möglich Gelegenheit geben, sich und ihre Arbeit vorzustellen“, bringt Felipe Dias das Projekt auf den Punkt. „Was wir nicht möchten, ist die typische Galerie-Präsentation. Wir wollen die langweile Art einer konventionellen Vernissage, wo man mit einem Glas Sekt herumsteht, aufbrechen.“
Die Schau ist Vielfalt pur, die Exponate reichen vom Linolschnitt über surreale Ölgemälde, Wandfarben- und Sprühkunst bis hin zu Holzarbeiten und Installationen. Auch ein Rasteder macht mit: Christoph Fuhrken, dessen Handschrift es ist, Bilder an Hausfassaden, Straßenschilder und Holzpaletten zu sprühen. In Oldenburg zeigt er Ausschnitte seiner „Woman Sergeant For Peace On Tour“ mit Fotos, Videos und Stencil-Kunstwerken.
Wer an Pfingsten noch nichts vor hat: Das Hidden Art Project ist ein echter Tipp.
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