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Palais aufwerten, mehr Besucher anziehen

Einstimmig hat der Kulturausschuss gestern die Sanierung und den Umbau des Palais-Ensembles beschlossen. Rund 2,88 Millionen Euro kosten die Maßnahmen, die zur Hälfte aus Bundesmitteln gefördert werden.

Von Britta Lübbers

Zunächst nahm der Erste Gemeinderat Günther Henkel den Ausschuss mit auf eine Express-Tour durch Rastedes Tourismusgeschichte. Vor rund 100 Jahren sei Rastede der angesagte Ausflugsort des Umlands gewesen, sagte er. In den 1980er Jahren habe sich die Gemeinde mit dem Label „Luftkurort“ geschmückt, laut Henkel „ein Prädikat ohne Inhalt“. Seit 2002 firmiert Rastede unter der Marke „Residenzort“ – „doof nur, dass wir diesen Begriff nicht richtig mit Leben gefüllt haben“. Rastede habe sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht zur klassischen Urlaubsdestination entwickelt, so Henkel. Die Zahl der mehrtätigen Kurzurlaube gehe zurück. „Rastede ist ein Ziel für den Tagestourismus, hier können wir punkten“, konstatierte der Gemeinderat. Neben der verbesserten Vermarktung der kulturhistorischen Achse Palais, Schloss und Schlosspark müsste die Gemeinde auch „Angebote für Typen wie mich machen“, unterstrich er. „Kultur und Genuss, so sollte unsere Überschrift lauten.“

Dr. Friedrich Scheele, Projektentwickler der Residenzort Rastede GmbH, stellte das modifizierte Erweiterungskonzept vor und verwies auf den Strategieworkshop „Kulturlandschaft Rastede 2030“. Die Teilnehmer hatten bilanziert, dass die bisherige Nutzung von Palais- und Schlossparkareal nicht mehr zeitgemäß sei. Ihre Empfehlung: Das Palais und der Palaisgarten müssten als kulturtouristische Ankerpunkte ausgebaut, der Residenzort insgesamt als Erlebnis- und Tagesausflugsziel weiterentwickelt werden. Rastede werde als „ewiges Talent“ gehandelt, erklärte Scheele. Es sei an der Zeit, „die Umsetzungsdefizite zu beseitigen“. Das Palais müsse noch mehr als bisher ein Ort kultureller Begegnungen werden. „Beispiele gibt es schon, etwa die kleine, großartige Kunstwerkstatt.“ Weitere Angebote könnten ein Osterfest für Gartenfreunde, ein historisches Picknick, Rudelsingen oder ein Adventszauber mit besonderer Illumination sein. Zudem regte er an, eine Gastronomie im Palais zu etablieren.

Zugleich verwies Scheele auf den hohen Einsatz der Ehrenamtlichen im Kunst- und Kulturkreis Rastede (KKR), ohne deren Engagement das Palais nicht mit Leben gefüllt werden könne. Für zusätzliche Angebote aber brauche es zusätzliches Personal.

Neben einer inhaltlichen Weiterentwicklung stehen die Sanierung und die Restaurierung der Palais-Gebäude und des Palaisgartens auf der Agenda. Auch die Errichtung eines zusätzlichen Veranstaltungsbereichs „in der südlichen Verlängerung des ehemaligen Wirtschaftshofs“ ist geplant. Langfristig werden die Wiederinstandsetzung der historischen Zuwegung sowie der beiden Bediensteten-Häuser „nach juristischer Klärung der Mietverhältnisse“ angestrebt.

Die Gesamtkosten für den Baukomplex betragen rund 2,88 Millionen Euro. Das Projekt ist in das Denkmalschutzsonderprogramm des Bundes aufgenommen, ca. 1,44 Millionen Euro Fördermittel sind laut Scheele in Aussicht gestellt. Wenn man ambitioniert plane, könne die Bauphase Ende 2020 starten.

Günther Henkel wies darauf hin, dass die Neuausrichtung Folgekosten nach sich zieht. „Wenn Sie das hier wollen, hat das Konsequenzen für die jährliche Haushaltsbelastung. Sie sollten sich der Tragweite bewusst sein.“

Das sagt die Politik

„Dies ist ein richtig guter Deal für die Gemeinde“, befand Thorsten Bohmann (CDU). „Wir haben hier eine Förderquote, von der wir sonst nur träumen können. Der Kauf des Palais war ein erster wichtiger Schritt, jetzt gehen wir den nächsten. Die Pläne haben meine Erwartungen weit übertroffen.“

„Ja, das kostet Geld“, sagte Dr. Sabine Eyting (Grüne), aber der Sport kostet auch Geld.“ Ihr sei wichtig, dass im Palais auch gesellschaftspolitische Themen ihren Platz finden. „Ich stelle mir Projekte vor, die Toleranz und Verständnis fördern.“

Evelyn Fisbeck (FDP) warnte davor, ausschließlich auf den Tagestourismus zu setzen. Ihrer Meinung nach hat Rastede genug Potenzial, um Gäste zu motivieren, für mehrere Tage zu bleiben.

Sylke Heilker (CDU) sprach sich dafür aus, die Bürgerinnen und Bürger über die Umbauphasen auf dem Laufenden zu halten, z.B. durch Baustellenführungen.

Rainer Meyer (SPD) regte an, sich mit der örtlichen Gastronomie darüber zu verständigen, ob ein zusätzliches Gastro-Angebot im Palais als Konkurrenz empfunden wird.