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Ein Himmel aus Perlen und Bastelglitzer

Heute Vormittag wurde der Kunstpreis der Gemeinde Rastede an Matthias Langer für seine dreiteilige Fotoarbeit „Sternenhimmel“ verliehen. Langer hat sich aus Dingen wie Perlen und Schrauben einen eigenen Kosmos von verblüffender Präzision geschaffen. Den Jugendkunstpreis erhielt Johannes Maximilian Ahlers für sein mehrteiliges Objekt „Dunkle Nacht“, das seine Transsexualität thematisiert.

Von Britta Lübbers

Der mit 5000 Euro dotierte Kunstpreis der Gemeinde Rastede wird alle zwei Jahre verliehen. In diesem Jahr lautete das Thema „Die Nacht“. 108 Künstlerinnen und Künstler hatten sich um die Auszeichnung beworben, 58 der eingereichten Arbeiten werden noch bis zum 1. September im Palais Rastede gezeigt. Sie beschäftigen sich mit den vielen Facetten des Themas: mit Helligkeit und Finsternis, den dunklen Tiefen des Internets, illuminierten Stadtansichten, den Positionslampen auf Windkraftanlagen, mit Dämonen und Morgensternen.

Matthias Langer überzeugte die Jury mit seiner dreiteiligen analogen Fotoarbeit „Sternenhimmel“. Bereits 2001 hatte Langer den Kunstpreis der Gemeinde Rastede erhalten, den er sich damals mit Jörg Kujawa teilte. „Es freut daher umso mehr, dass sich die Jury in diesem Jahr einstimmig entschloss, ihn als alleinigen Preisträger zu benennen“, erklärte Susanne Augat, Leiterin des Kunsthauses Leer, die die Laudatio hielt.

Wer Langers Arbeit von weitem betrachtet, sieht glänzende Fotoabzüge hinter Plexiglas, die ein endloses, funkelndes Universum aus großen und kleinen Gestirnen zeigen. Man muss sehr nahe an die Bilder herangehen, um zu erkennen, dass die Himmelskörper Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände sind, Schrauben, Nadeln und Bastelglitzer. Matthias Langer hat sie auf dem Boden arrangiert und mit der Großformatkamera in Originalgröße und mit hoher Präzision von oben aufgenommen. Dabei nutzte er geschickt Mehrfachbelichtungen, Überlagerungen und Unschärfe. „Er löst Verwunderung und Begeisterung aus“, konstatierte Susanne Augat.

Bürgermeister Dieter von Essen, der die Auszeichnung verlieh, betonte, der Kunstpreis solle für regionale Künstlerinnen und Künstler Anschub und Motivation zugleich sein.

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Die Preisträger des Jugendkunstpreises (v.l.): Johannes Maximilian Ahlers, Tabea Brand und Kaspar Laurence Kappel mit Dieter von Essen und Claudia Thoben

17 Jugendliche haben sich dieses Mal um den zum selben Thema ausgelobten Jugendkunstpreis beworben. Der erste Preis ging an Johannes Maximilian Ahlers aus Varel für sein mehrteiliges Objekt „Dunkle Nacht“. Der 2003 geborene Schüler der KGS Rastede befasst sich darin mit der – wie er sagt – „dunklen Phase meines Lebens“ – der schrittweisen Angleichung seines weiblichen an einen männlichen Körper, also der Hinwendung zu seiner wahren Identität. Johannes Maximilian Ahlers hat eine Holzkiste mit seinem Lieblingsbild von van Gogh, „Sternennacht“ bemalt. In der Kiste befinden sich mehrere Gegenstände, darunter ein Tagebuch, eine kleine Leinwand, auf der die Transgender-Farben und das Wort „Different!“ abgebildet sind, sowie eine Flasche mit einer blauen Flüssigkeit, der symbolischen Farbe für das männliche Geschlecht. „Übertragen auf meine Situation wäre das Ende der Nacht mein Anfang als körperlicher Mann“, schreibt Ahlers dazu. Auch eine Plüscheule ist in der Kiste. „Dieses Kuscheltier habe ich seit Ewigkeiten. Es steht für das Kindliche und dafür, wie schwer diese Situation für mich ist.“

Palaisleiterin Dr. Claudia Thoben, die den Jugendkunstpreis überreichte, lobte die hohe Intensität des Beitrags, der die Jury sehr berührt habe. „Ich hoffe, der Preis gibt dir die Kraft, deinen Weg weiter zu gehen.“ Die von Johannes Maximilian Ahlers eingereichte Arbeit sollte Anlass sein, miteinander ins Gespräch zu kommen. „Das ist das Beste, was Kunst leisten kann.“

Den zweiten Preis teilen sich Tabea Brand für ihr Bild „Nacht Träumer“ und Kaspar Laurence Kappel für seine Zeichnung „Polarlichter am Nachthimmel“. „Auf die Teilnahme am Wettbewerb und die Präsentation der Arbeiten in der Ausstellung und im Katalog dürfen alle Jugendlichen, die sich beworben haben, sehr stolz sein“, erklärte Claudia Thoben.

Die Preisverleihung fand dieses Mal in der voll besetzen Aula der KGS statt. Auf der stimmungsvollen Feier war die Kunstpreisträgerin 2013, Nikola Dicke, mit einer Zeichenperformance zu erleben. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Wahnbeker Chor elcanto.