Der Gemeinde Rastede fehlt ein energiepolitisches Leitbild. Das ist das Ergebnis der Untersuchung durch den European Energy Award (eea), die gestern im Bauausschuss vorgestellt wurde. Von der angestrebten eea-Zertifizierung ist Rastede noch weit entfernt.
Von Britta Lübbers
Der European Energy Award ist ein europäisches Gütezertifikat für eine nachhaltige Energie- und Klimaschutzpolitik von Städten und Gemeinden. In Deutschland gibt es 322 eea-Kommunen, von denen 174 zertifiziert sind, 44 haben so genannten Goldstatus. Für das Erreichen des Zertifikats braucht es mindestens 50 Prozent von 500 Punkten, wer 75 Prozent erhält, bekommt ein Goldsiegel. Die Gemeinde Rastede hat im Betrachtungszeitraum zwischen 2014 und 2018 genau 144,4 Punkte (35,9 Prozent) erzielt und ist damit weit von einer Zertifizierung entfernt.
Bewertet wurden sechs Handlungsfelder: Entwicklungsplanung, Kommunale Gebäude, Versorgung/Entsorgung, Mobilität, Interne Organisation sowie Kommunikation/Kooperation. Stärken hat die Gemeinde beim Handlungsfeld Kommunale Gebäude, wo sie auf knapp 66 Prozent kommt. „Die größten Potenziale liegen in den Bereichen Kommunikation, Kooperation und Entwicklungsplanung“, fasste Kornelia Gerwien-Siegel zusammen, die dem Ausschuss die Ist-Analyse präsentierte und sich launig mit: „Ich bin die Kommunen-Tante“ vorgestellt hatte. „Große Potenziale“ heißt in diesem Fall: Es gibt Handlungsbedarf.
Positiv im Bereich Entwicklungsplanung (14,6 Prozent) ist laut Gerwien-Siegel z.B., dass der Anteil regenerativ erzeugten Stroms in der Gemeinde bis 2020 auf 50 Prozent steigen soll. Doch die Defizite überwiegen deutlich: „Kein Einstieg in Energie- und Klimaschutz in der Entwicklungsordnung erkennbar“ oder: „keine Klimastrategie“, so steht es unter dem Punkt „Verbesserungspotenzial“.
Im Bereich Versorgung/Entsorgung erreicht die Gemeinde 49 Prozent (ihr zweitbester Wert). Für die Mobilität gibt es 43 Prozent. Eine Stärke ist hier z.B. die Qualität des ÖPNV (Bürgerbuslinie, E-Bike-Verleih). Bei der Internen Organisation erzielt Rastede 30 Prozent. Eine Stärke hier: Ein eigener Stellenanteil für Klimaschutz ist ausgewiesen. Doch es fehlen die energie- und klimabezogenen Ziele und Vereinbarungen mit Verwaltungsmitarbeitern sowie Richtlinien für klimafreundliche Anschaffungen, die über den gesetzlichen Mindeststandard hinausgehen.
Nur zwölf Prozent schafft die Gemeinde im Bereich Kommunikation/Kooperation. Die Defizitliste ist lang. So gibt es kein Kommunikations- und kein Handlungskonzept, keine Stellungnahmen zu Gesetzen, keine Kooperation mit Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen, keine Effizienzprogramme und kaum Bürgerbeteiligung bei Entscheidungsprozessen.
„Sie brauchen einen klimapolitischen Rahmen, den sie gemeinsam mit der Öffentlichkeit und einem externen Büro entwickeln“, brachte Kornelia Gerwien-Siegel die Expertise auf den Punkt, bevor sie an Hans-Hermann Ammermann weitergab, der seit 2015 die Stabstelle „Klimaschutz“ inne hat. Auch ist er Leiter des Rasteder eea-Energie-Teams, zu dem Verwaltungsmitarbeiter sowie Vertreter der EWE und der Rasteder Bürgergenossenschaft gehören.
Das Energie-Team habe bereits erste Hausaufgaben gemacht, sagte Ammermann und zeigte Fotos von Themenzetteln an Stellwänden. „Wir werden Ihnen für jeden Bereich ein Arbeitspapier vorlegen, das in den jeweiligen Fachausschüssen behandelt wird“, kündigte er an und nannte beispielhaft einige der Stellschrauben, an denen gedreht werden soll. Ideen sind etwa die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft „Ökologie“, mehr Ladestationen für die E-Mobilität und Garagen für E-Bikes, klimaneutrale Dienstreisen, „Mobilitätstage“ mit der Residenzort Rastede GmbH, die Verknüpfung aller Klimaschutzmaßnahmen auf der Gemeinde-Homepage, die Teilnahme an innovativen Projekten sowie Kooperationen z.B. mit der KGS und der Fachhochschule Oldenburg.
Lesen Sie den ausführlichen Bericht in der nächsten rasteder runschau.
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