Am Sonntag, 5. August, wird die Ausstellung „believe in miracles“ mit knallbunten Werken des Künstlers Ulrik Dannenberg im Palais Rastede eröffnet. Die Vernissage beginnt um 19 Uhr.
Von Britta Lübbers
Ulrik Dannenberg entwirft Scheinheiligenbilder, er malt Süßigkeiten so täuschend echt, dass man sie von der Leinwand klauben möchte. Seine Kunst ist lustig, ein bisschen subversiv und sie macht großen Spaß. Wer sich auf seiner Homepage umsieht, trifft zunächst auf ein Riesenbild mit einem verblüffenden Motiv-Mix. Da arrangieren sich Supermann, Popeye und ein irgendwie sakral wirkender Herr vor einem Hintergrund aus psychodelischen Farben. „Ach ja, meine Scheinheiligen“, lächelt der Künstler. Supermann und Popeye kennt man aus der amerikanischen Comic-Kultur, der sakrale Herr ist der Heilige Damian, wie Dannenberg erzählt. Er hat sich an einem Werk des Rokoko-Bildhauers Ignatz Günther orientiert. Der schuf den Damian als drei Meter hohe Holzfigur für den Altar der Klosterkirche in Rott am Inn. Dannenbergs eigenwillige Ausarbeitung (das Bild ist auch in Rastede zu sehen) ist sehr viel mehr als hochwertiger Trash. Dannenberg wertschätzt sowohl die amerikanische Pop-Art als auch den großen Holzbildhauer Günther. Gerade den, denn er weiß sehr genau, welche Fertigkeiten hinter einer Skulptur wie dieser stecken, er ist selbst gelernter Holzbildhauer. Mit dem spielerischen Verschachteln von Pop-Art-Elementen und Motiven arrivierter Meister möchte Ulrik Dannenberg das ehemals Zeitgenössische in die Jetzt-Zeit holen, es quasi aus seinem musealen Dasein befreien. „Mir geht es um die Rezeption“, betont er. „Mich interessiert die Frage, wie wir traditionelle Kunst heute wahrnehmen.“ Respektlos sei das Spiel mit den (Säulen)-Heiligen nicht, im Gegenteil. „Respektlos wäre es, wenn ich diese Kunst imitieren würde.“ Das genau macht Dannenberg aber nicht. Er spielt mit dem Vorhandenen und setzt es lustvoll und gekonnt in neue Zusammenhänge.
Aber gänzlich ohne Entlarvung geht es auch bei ihm nicht. So hat er einen Mini-Hai in ein Mini-Becken gesetzt (mixed media) und das Ganze „no damian hirst – not“ genannt. Zur Erinnerung: Der britische Konzeptkünstler Damian Hirst hatte in den 1990er Jahren einen weißen Tigerhai fangen und töten lassen, um ihn in einem riesigen Formaldehydbad als Kunst zu präsentieren. Es ist ziemlich deutlich, dass Dannenbergs Kunststoff-Hai keine Referenz an Hirst, sondern die deutliche Ironisierung dessen Gigantismus ist. Diese Art Kunst wolle Potenz ausspielen, glaubt Dannenberg. Das sei nichts für ihn. Und dass ein Lebewesen dran glauben musste, damit ein Künstler sich verwirklicht, findet er indiskutabel.
Dannenberg mag Kontroversen, aber noch lieber mag er es, wenn er den Leuten ein gutes Gefühl gibt. Und das schafft er u.a. durch seine Sweets. Als er mit dieser Werkreihe begann, hat er Leckereien wie Haribo-Bonbons und Lakritz-Schnecken in Kunstharz gegossen. Inzwischen malt er sie, knallig und schreiend echt. Es gibt sie als Wandarbeiten, in Gläsern und Flaschen. „Die machen richtig Appetit“, sagen die Besucher. Und das wiederum freut den Künstler, der sich den zweiten Vornamen „Happy“ gegeben hat. Mit seiner grellen, knallbunten Bonbon-Kunst möchte er das Schöne am Kind sein feiern, so Dannenberg. Die Fähigkeit zur absoluten Freude, das Unverstellte, Freie, Spontane. Das, was Erwachsene sich meist nur noch spärlich erlauben. Darf Kunst das denn, nur glücklich machen wollen? „Ja, das darf sie“, sagt der Künstler.
Ulrik Happy Dannenberg wurde in Wanne Eickel geboren und studierte Kunstgeschichte an der Ludwig Maximilian Universität in München, bevor er sich auf eine lange Wanderschaft begab. Es folgten eine Ausbildung zum Stukkateur und zum Holzbildhauer sowie ein weiteres Studium der Skulptur und Raumkonzepte in Dresden. Dannenberg war Meisterschüler bei Prof. Eberhard Bosslet in Dresden und machte in Berlin seinen Master of Arts. Heute lebt und arbeitet er in Bremen.
Die Ausstellung wird am Sonntag um 19 Uhr eröffnet. Die Einführung hält der Bremer Kunsthistoriker Dr. Frank Laukötter. Musik macht das Oli Poppe Trio. Die Gäste sind eingeladen, bei Gute-Laune-Jazzklängen nicht nur die Kunst, sondern einen insgesamt launigen Sommerabend zu genießen.
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