Abschluss des Projektes „Fremdsein überwinden“ im Evangelischen Bildungshaus
Von Ursula von Malleck
Mit großer Nervosität und ohne zu wissen, was auf sie zukommt, startete die Theaterpädagogin Heike Scharf vor zwei Jahren gemeinsam mit ihrem Kollegen Swen Engel vom Evangelischen Bildungshaus und Uwe Fischer von der Arbeitsstelle für Kulturelle Bildung in der Ev.-Luth. Kirche das Projekt „Fremdsein überwinden“, das an diesem Sonntag zu Ende ging. In acht Wochenendmodulen wurde aus Fremdsein und Nebeneinander ein Miteinander und Voneinander. Alle Laudatoren, alle Mitwirkenden und anwesenden Teilnehmer waren sich über den großen Erfolg dieses gelungenen Integrationsprojekts einig.
Drei Gruppen von Menschen mit und ohne Fluchterfahrung hatten für die Abschlussveranstaltung bewegende Filme zu Fragen der Integration erarbeitet, die nun der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Russisch, italienisch und arabisch waren die musikalischen Intermezzi, die Michael Waskönig mit seinen internationalen Musikern einstudiert hatte.
Welche Auswirkungen deutsche Gesetzte und Regeln auf Einzelne haben können, zeigte der erste Film: Mahmoud berichtet darüber, wie die behördlichen Hürden für den Nachzug der Eltern seiner neunjährigen Nichte fast nicht zu überwinden waren. Nur mit Hilfe eines geschickten Anwalts gelang es schließlich, dass neben den Eltern auch der vierjährige Bruder mit nach Deutschland kommen konnte. Der Afghane Mohamed kam 2013 ohne Papiere nach Deutschland. Er war nur geduldet und lebte seit fünf Jahren in ständiger Angst, abgeschoben zu werden. Nun hat er zumindest bis Februar 2019 ein Bleiberecht bekommen.
Der zweite Film geht der Frage nach: „Wie geht es den Menschen hier“? Eine Hommage an die Freundlichkeit, die Hilfsbereitschaft und das Engagement der Rasteder Gemeinde und seiner Bürger, von denen insgesamt 5 Prozent Migrationshintergrund haben. Nadine Daries, die Leiterin der „Begegnungsstätte Miteinander“ machte die Erfahrung, dass das, was als trennend empfunden wird, wie z.B. Essen, Kleidung oder Sprache, nur oberflächliche Dinge sind, die neben dem, was verbindet, nebensächlich werden. Geli Wald, die sich bereits seit 2014 für Geflüchtete engagiert, berichtet, dass sie in dieser Zeit sehr an sich persönlich arbeiten musste und zu Erkenntnissen gelangte, die sie sich nicht hätte vorstellen können – „das kann keine Urlaubsreise“.
Im dritten Film ging es um selbstverständliches Zusammenleben. Im Kindergarten wurden ein deutscher Junge und sein afghanischer Freund gefragt, ob hier auch jemand aus einem anderen Land wäre. Sie überlegten fieberhaft und sagten dann: „Ja, Lennard, der kommt aus Rostrup“. Nach jedem Filmbeitrag wurde die beteiligte Crew vom Organisatoren-Team über den roten Teppich nach vorne gerufen und verdientermaßen mit goldenen „Oscars“ überschüttet. Ein Film allerdings steht noch aus: Jamal Pourajdari Najafabadi hatte das gesamte Projekt „Fremdsein überwinden“ filmisch begleitet und wird nach den Sommerferien sein abendfüllendes Werk vorstellen.
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