Bildhaft und komisch: „Buschiaden und andere Schmeicheleien“ hieß der Wilhelm-Busch-Abend mit Jürgen Wegscheider und Markus Maria Winkler im Palais Rastede
Von Ursula von Malleck
Schalk und komödiantisches Talent luften Jürgen Wegscheider und Markus Maria Winkler aus allen Knopflöchern. Nur mit einem roten bzw. blauen Jackett bekleidet, dazu ein Pullunder in Kontrastfarbe und eine Mütze als Requisite, hauchten die beiden Schauspieler auf der Soiree im Palais berühmten und weniger berühmten Figuren von Wilhelm Busch so beredtes Leben ein, dass die Zuschauer das Gefühl bekamen, die Geschichten und Gedichte hautnah mitzuerleben. „Buschiaden und andere Schmeicheleien“ nennen sie ihr Programm und bereits in den ersten beiden Busch-Gedichten – Fuchs und Igel bzw. Fink und Frosch – begegneten einem Zeilen, die im Laufe der letzten 160 Jahre zu geflügelten Worten geworden sind, wie „Wenn einer, der mit Mühe kaum geklettert ist auf einen Baum, schon meint, dass er ein Vogel wär, so irrt sich der.“ Auch Wilhelm Meyer vom KKR hob in seiner launigen Eingangsrede solche Redewendungen hervor, als er sagte, dass Busch für die deutsche Sprache in seiner Art ebenso prägend war wie Martin Luther.
Die 1918 von W. Mayer unter dem Pseudonym Wilhelm Herbert herausgebrachte Nachahm-Geschichte „Maus und Molli“, die in sieben Streichen Nadeln in Tantes Geburtstagskuchen stecken, eine Kuh zum Explodieren bringen und die Zwillinge von Nachbar Lorch gegen ihre Puppen austauschen, wurde zwar sehr bildhaft und komisch vorgetragen, machte aber trotzdem deutlich, dass sie weder in der Originalität und Nachvollziehbarkeit der wenig damenhaften Übeltaten noch im Aufbau der Reime an „Max und Moritz“ heranreicht, die unter großem Applaus im zweiten Teil des Abends ihre sieben Streiche zum Besten gaben. Doch auch viele weniger bekannte Werke Buschs standen auf dem Programm, „Hänschen Däumeling“ z.B., die abstruse Geschichte des winzig kleine Sohnes eines Schneiderpaares, der von einem Raben entführt wird, sich mutig gegen eine Spinne verteidigt und schließlich zusammen mit einer Elfe im Bauch eines Fisches wieder bei seinen Eltern landet. Oder die noch abstrusere Begebenheit von zwei Freunden, bei denen dem einen beim Eislaufen der Kopf abgetrennt wird, und der dann eine Anstellung als Dielenträger findet, „weil ihm dabei der Kopf niemals im Wege saß wie vielen andern Leuten, die auch Bretter tragen müssen.“ Selbst ein von Busch gereimtes Rezept „Pfannekuchen mit Salat“ war unter den Fundstücken des Abends, aber auch Nachdenkliches und Philosophisches, in dem verschmitzt die Hintergründe der Selbstkritik beleuchtet wurden. Auch gab es depressiv anmutende Gedanken über das Leben, die aber positiv aufgelöst wurden: „Allein, wozu das peinliche Gegrübel? Was sichtbar bleibt, ist immerhin nicht übel.“
Im „Werbeblock“ verkündete Enno Kramer vom KKR, dass es für das Konzert von Richetta Manager und Robert Roche am 10. Dezember noch einige Karten gibt, wogegen das Neujahrskonzert am 12. und 13. Januar schon zu Zweidritteln ausverkauft ist.