Der Expeditionsleiter und Polarforscher Arved Fuchs zeigte seine neue Multivisions-Show „Grönland – 35 Jahren Abenteuer in Eis und Schnee“ in der Neuen Aula
Von Ursula von Malleck
Minus vier Grad zeigt das Thermometer – die gute Daunenjacke scheint die als eisig empfundene Kälte kaum abzuhalten. Wie wäre es aber, wenn hinter der Vier noch eine Null stünde, das Thermometer minus 40 Grad und weniger anzeigte? Arved Fuchs suchte diese Temperaturen. Er trainierte, ihnen standzuhalten, denn sie waren für ihn die Eintrittskarte in eine faszinierende Welt aus Eis und Schnee, in die vor ihm kaum ein Europäer den Fuß gesetzt hatte: die atemberaubende Natur der Insel Grönland mit ihrem Inland-Eis. 1979 war Fuchs das erste Mal an der grönländischen Westküste, wanderte ganz alleine, nur mit Rucksack und Zelt viele Tage durch unberührte Wildnis. Sein Weg führte ihn entlang des gigantischen, mehr als 100 000 Jahre alten Eispanzers, der 82 Prozent der Insel bedeckt. 2500 Kilometer lang und bis zu 1100 Kilometer breit ist dieses Eisschild und an manchen Stellen bis zu drei Kilometer dick. Keine starre Masse, sondern ständig in Bewegung. „Eine Urgewalt, die einem den Atem raubt“, so beschreibt es der Polarforscher. Damals war die Tour nur eine Annäherung an das Land und seine Menschen, doch sie löste eine Faszination aus, die Arved Fuchs bis heute nicht los lässt.
Ein beeindruckendes Dokument dieser Faszination zeigte der renommierte Expeditionsleiter jetzt in der voll besetzten Neuen Aula. In seiner Multivisionsshow „Grönland – 35 Jahren Abenteuer in Eis und Schnee“ ließ Fuchs sein Publikum für zwei Stunden eintauchten in seine Welt. In faszinierender Erzählweise berichtete er sehr persönlich und bescheiden von seinen vielen Grönland-Expeditionen. Erst die atemberaubenden Aufnahmen und das beeindruckende Filmmaterial ließen die so locker erzählten Dimensionen seiner unglaublichen Wagnisse erahnen und manchmal so lebendig werden, als wäre man selbst dabei gewesen. Etwa als er 1983 auf den Spuren Alfred Wegeners mit Hundeschlitten einen 80 Kilometer breiten Gletschergürtel mit Anstieg bis auf 3000 Höhenmeter überquerte. „Es sah dort aus wie nach einem Erdbeben. Als Orientierung hatten wir nur den 71. Breitengrad, dessen Verlauf wir – wie damals üblich – immer wieder mit Kompass und Sextant berechneten“, erzählte Fuchs. 70 Tage dauerte diese Überquerung – 70 Tage mussten Eisblöcke und Gletscherspalten überwunden werden, ohne Kontaktmöglichkeit mit der Außenwelt, ohne Dusche. Als Nahrung gab es für Mensch und Schlittenhunde nur das, was man auf Schlitten und Schultern befördern konnte. „Mit den Hunden muss man eine Familie bilden. Man muss von ihnen akzeptiert werden, muss zeigen, dass man fair ist, dann geben sie alles“, betonte Fuchs.
Besorgniserregend waren seine Berichte über die Auswirkungen des Klimawandels, z. B. auf die Fjordlandschaft der unwirtlichen Blosseville-Küste, die in den 1990er Jahren selbst für ein Polarschiff aufgrund des schweren Eisgangs absolut unzugänglich war, und die heute problemlos mit jeder Art von Schiff erreichbar ist.
Mit großer Wertschätzung sprach Arved Fuchs über die Menschen in den abgelegenen Gebieten, ihre Fertigkeiten und ihre Gastfreundschaft, die sich oft zu einer dauerhaften Freundschaft entwickelt habe. Von den Polar-Eskimos sagte er: „Kein Volk der Erde muss so brutalen Lebensbedingungen trotzen wie sie.“
Viele der Vortragsbesucher werden den atemberaubenden Abend nochmals anhand des von Fuchs‘ herausgebrachten Buchs „Grönland, meine Abenteuer in Eis und Schnee“ vertiefen.
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