Der Bauausschuss beriet über die geplanten Windparks im Rasteder Norden. Die Auswirkungen auf die Natur sind laut Planungsbüro vertretbar. Auch Schall- und Schattenprognosen befänden sich im zulässigen Rahmen. Die Anwohner sind da aber anderer Meinung. Rund 100 Bürger verfolgten die öffentliche Sitzung in der Neuen Aula.
Von Kathrin Janout
Einstimmig beschloss der Bauausschuss in dieser Woche die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans für ein ca. 18 Hektar großes Gebiet in Wapeldorf/Heubült. Geplant ist auf zwei Teilflächen die Errichtung eines Windparks. Wie berichtet, möchte Investor Dirk Schröder aus Mansholt hier fünf Anlagen errichten. Zwei weitere sollen angrenzend auf Vareler Grund im Ortsteil Neuenwege stehen, außerdem zwei im Bereich Varel-Rosenberg.
Rund 100 Bürger verfolgten die öffentliche Sitzung in der Neuen Aula, stellten Fragen und äußerten ihre Bedenken. Fast drei Stunden dauerten die Beratungen allein zum Standort Wapeldorf/Heubült, es folgten die Planungen zu den Standorten Lehmden (Liethe) und Lehmdermoor (Delfshausen). Zunächst mussten alle Beteiligten detailreiche Vorträge zu den Untersuchungen hinsichtlich Natur- und Artenschutz sowie Schall- und Schattenprognosen über sich ergehen lassen. Das beauftragte Planungsbüro Diekmann & Mosebach kam zu dem Ergebnis, dass gegen neue Windkraftanlagen in Wapeldorf/Heubült wohl nichts einzuwenden sei. Zwar würden Schattenwurfrichtwerte überschritten, diese könnten aber durch bestimmte Abschaltzeiten vermieden werden, so die Gutachterin vom Oldenburger Ingenieurbüro PLANkon, die dieses Vorgehen ausdrücklich empfahl. Zudem soll eine bedarfsgerechte Nachtbefeuerung den Windpark überwiegend im Dunkeln liegen lassen. Licht geht also nur an, wenn tatsächlich ein Flugzeug in der Nähe ist. Die mit dem Bau verbundenen Eingriffe in Natur und Landschaft sind nach Einschätzung des Planungsbüros durchaus vertretbar, weil sie durch sogenannte Ausgleichmaßnahmen kompensiert werden könnten. Um beispielsweise Fledermäuse vor Kollisionen zu schützen, sollten die Anlagen von August bis Mitte Oktober abgeschaltet werden, hieß es.
„Wir sind erschlagen worden mit Informationen“, sagte Susanne Lamers (CDU) nach den Vorträgen. Trotzdem seien noch viele Fragen offen. Man müsse beispielsweise die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung klären. Außerdem sei es wichtig, dass die Planung Hand in Hand mit den Vorhaben der Dorferneuerung ablaufe. Sabine Eyting (Grüne) wies darauf hin, dass zunächst ein Umdenken notwendig sei: „Wir sind mit Kernkraft- und Kohlekraftwerken groß geworden.“ Trotzdem habe man die Zerstörung der Umwelt nicht unmittelbar mitbekommen, da alle Anlagen weit entfernt lagen. Jetzt aber spüre man die Energiewende vor Ort. Die effizienteste Nutzung finde über Windenergie statt, betonte Eyting, „aber nicht um jeden Preis!“ Rainer Zörgiebel (FFR) wies daraufhin, dass den Bürgern so wenig wie möglich zugemutet werden dürfe. Evelyn Fisbek (FDP) sagte dagegen deutlich: „Wer den Ausstieg aus der Kernenergie will, muss Windkraftanlagen aushalten.“
Die Bürger äußerten an diesem Abend ebenfalls ihre Meinung. „Wir haben die Autobahn und jetzt auch noch Windkraftanlagen“, beklagte ein Anwohner an die Ausschussmitglieder gerichtet: „Von allen Seiten Lärm, das muten Sie uns zu!“ Ein weiterer Bürger betonte: „Die ganze Tierwelt wird untersucht, aber der Mensch, der da wohnt, ist nicht erwähnt worden.“ Dem sei nicht so, hielt Bert Diekmann dagegen. Man habe schließlich auch auf Lärm und Schattenwurf geprüft. Eine übermäßige Lärmbelastung habe nicht festgestellt werden können und es gebe zudem keine Hinweise auf gesundheitsgefährdenden Infraschall durch Windanlagen, bestätigte auch der zuständige Gutachter.
Ab Mitte August hat nun die Öffentlichkeit vier Wochen Zeit, Anregungen und Bedenken zum Verfahren zu äußern. „Vor der Wahl wird nichts mehr durchgezogen“, betonte Erster Gemeinderat Günther Henkel, in diesem Jahr gebe es keine Entscheidung mehr. In 2017 wird der Gemeinderat abschließend beraten und erst dann würde der Investor gegebenenfalls eine Genehmigung bekommen. Vorher wolle man aber die Situation des Modelflugsportclubs Hahn-Wapeldorf klären. Es solle sichergestellt werden, dass der Verein, der künftig zwischen zwei Windparks liegen würde, seinem Hobby weiterhin nachgehen kann, versprach Henkel.
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