„Gelebte Bürgerbeteiligung – weitsichtige Arbeit – klasse“: Ungeteilte Zustimmung erhielt heute im Bauausschuss der Entwurf zum Dorfentwicklungsplan für den Rasteder Norden. „Packen wir’s an“, brachte Rainer Zörgiebel (Freie Fraktion Rastede) die Stimmung auf den Punkt.
Von Britta Lübbers
Ganze 190 Seiten dick ist die Entwurfsfassung, die Olaf Mosebach vom Oldenburger Planungsbüro Diekmann & Mosebach den Ausschussmitgliedern vorstellte. Seit 2014 treffen sich Bürgerinnen und Bürger aus den Ortschaften Hahn-Lehmden, Nethen, Bekhausen, Wapeldorf, Rastederberg, Heubült, Liethe, Delfshausen, Lehmdermoor und Kleibrok in einem eigens gegründeten Arbeitskreis, um – unterstützt von den Planern – vielseitige Ideen zu entwickeln und mit ihren Vorschlägen in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Niedersachsen aufgenommen zu werden.
Aus insgesamt sieben Leitzielen (Daseinsvorsorge, Siedlungsentwicklung, Gestaltung des öffentlichen Raums, Dorfökologie, Tourismus, Erhaltung der örtlichen Baukultur und Wirtschaftsstruktur sowie Klimaschutz) wurden 20 Maßnahmen abgeleitet, die sich in 63 konkrete Projekte gliedern. Die übergeordnete Idee dahinter: Die, wie Olaf Mosebach betonte, insgesamt gute Infrastruktur des Plangebiets weiterzuentwickeln.
Zu den konkreten Projekten gehört z.B. ein Gesundheitshaus im Bereich des Hahner Hofs. Denkbar wären hier neben Arztpraxen auch therapeutische Angebote wie Physiotherapie und eine Apotheke. Auch das Breitbandnetz soll verbessert werden, um den Anforderungen an eine moderne Dorfregion gerecht zu werden. Zudem spricht sich der Arbeitskreis für eine Koordinationsstelle aus, um besonders die Versorgung und Mobilität für benachteiligte Mitbürger zu verbessern, etwa durch einen Bring- und Abholdienst für Arztbesuche und einen Einkaufsservice. Auch sollen die Dorfläden erhalten und eine Vernetzung der Vereine gefördert werden. Der Arbeitskreis möchte die Bürgerbuslinie ausbauen, den Bahnhaltepunkt in Hahn-Lehmden reaktivieren, zentrale Dorfplätze entwickeln, die Ortsdurchfahrten attraktiver gestalten, das Radwegenetz verbessern, den Kanutourismus anschieben, historische Wege neu anlegen, ortsbildprägende Gebäude sanieren und aufgegebene Hofstellen umnutzen, z.B. als Kulturzentrum oder Mehrgenerationenhaus.
Die nächsten Schritte sind das Erstellen einer Prioritätenliste und die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. Schon Ende des Jahres könnte der Dorferneuerungsplan bewilligt werden.
„Wir stehen voll und ganz hinter den Plänen“, sagte Susanne Lamers (CDU). „Natürlich müssen wir auch Gelder bereitstellen, um die Maßnahmen langfristig zu finanzieren.“ Rüdiger Kramer (SPD) lobte den Entwurf als „gelebte Bürgerbeteiligung mit tollen Ergebnissen“. Gerd Langhorst (Grüne) würdigte „das umfassende und weitsichtige Engagement des Arbeitskreises“. Positiv ist aus seiner Sicht auch, dass es nicht nur um Bauentwicklung, sondern zudem um die Bewahrung von Natur und Landschaft geht. Einen Kritikpunkt aber hatte der Grüne: „Die geplante A20 beeinträchtigt die guten Ansätze.“ Evelyn Fisbeck (FDP) lobte „die vielen Impulse, die hier gegeben werden“. Zugleich zeigten die zahlreichen Ideen, wie sehr sich die Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Wohnort identifizierten. Lars Krause (SPD) begrüßte „den gelungenen Mix aus großen und kleinen Maßnahmen“. Sabine Eyting (Grüne) freute sich darüber, dass sich die einzelnen Gebiete vernetzen und nicht jeder Ort nur sein eigenes Dorf schöner machen möchte. Rainer Zörgiebel schließlich wies darauf hin, dass die Pläne seit 30 Jahren Gestalt annehmen. „Ich hoffe, jetzt wird endlich etwas getan. Packen wir es an.“
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